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Beobachtungstage eine sehr geringe ist. dass es also immerhin ein Zufall genannt werden kann, wenn ein
Schiff eines der wenigen Gewitter, welche sich hier durchschnittlich in einem Jahre ereignen, antrifft.
Besonders bemerkenswertli ist auf Karte No. 7 das reichliche Vorhandensein von Gewittern in der Nähe
der südostafrikanischen Küste. Wenn es sich bei näherer Untersuchung herausstellen und bestätigen sollte,
was die allgemeine Annahme der Seefahrer ist, dass im Gebiet des Golfstromes Gewitter viel häufiger sind,
als in den anderen, von dieser Strömung nicht berührten Theilen des Atlantischen Ozeans, so dürfte hierzu
ein Analogon in dem Indischen Ozean gefunden sein, denn in dem Gebiete des warmen Agulhasstromes ist
die Gewitterhäufigkeit eine ganz auffällige, welche Thatsache auch die erwähnten Karten And rau’s, aller
dings nur für die erste Jahreshälfte, anzeigen.
Die Gewitter im südlichen Tlieil des Ozeans zeigen eine sehr deutlich ausgesprochene jährliche Periode,
so zwar, dass das Maximum der Gewitterhäufigkeit in die Winter- und Frühlingsmonate Juli bis September
fällt, während das Minimum im Februar eintritt. Arago hat im 34. Kapitel seiner mehr erwähnten Ab
handlung über das Gewitter eine Zusammenstellung von Blitzschlägen, welche Schiffe in den gemässigten
Breiten auf dem Atlantischen Ozean betroffen haben, gegeben, aus der sich ein sehr entschiedenes Ueber-
wiegen von Blitzschlägen in den Wintermonaten ergiebt. Arago bemerkt hierzu: „Erinnert man sich, wie
viel Gewitter es im Sommer und vergleichsweise wie wenig es im Winter giebt, so möchte wohl nicht zu
verkennen sein, dass wenigstens auf dem Meere die Gewitter in den heissen Monaten viel weniger gefährlich
sind, als in den kalten und gemässigten Jahreszeiten.“
Es scheint also der Aufmerksamkeit Arago’s entgangen zu sein, dass die Zahl der Wintergewitter
überhaupt mehr und mehr zunimmt, je mehr man sich den Küsten des Atlantischen Ozeans vom europäi
schen Binnenland aus nähert. H. Klein ') bemerkt daher mit Recht zu dieser Ansicht Arago’s, dass
ihm dieselbe nur beweise, dass die Gewitter im Winter auf dem Atlantik zahlreicher sind, als im Sommer,
welche Ansicht durch die hier gefundenen Resultate für den Indischen Ozean bestätigt wird. Schon
Kapt. Denham hat sich im Nautical Magazine 1854 in Bezug auf den südindischen Ozean dahin ausge
sprochen, dass „it is in the winterseason only (June-September) that thunder and lightning occur and then
so rarely as to happen but once in the season.“
Die folgende Tabelle, welche alle zwischen 34° bis 50" s. Br. und 20° bis 120° ö. L. beobachteten Ge
wittertage enthält, zeigt, dass allerdings auch zur Sommerzeit Gewitter Vorkommen, dass diese aber nicht
so häufig sind, wie im Winter. Um zu zeigen, dass die jährliche Periode nicht etwa durch die verschiedene
Anzahl der Beobachtungstage in den einzelnen Monaten veranlasst ist, sind diese mit angeführt.
Gewittertage im südindischen Ozean. (34°—50° s. Br.)
Monat
Anzahl clor
Anzahl clor
Gewitterhäufigkeit
Beobachtungstage
Gewittertage
in Prozenten
Januar
317
10
3
Februar
243
3
1*
März
146
8
5
April
260
26
10
Mai
261
23
9
Juni
345
28
8
Juli
246
26
11
August
314
31
10
September
287
18
6
Oktober ... >
226
11
5
November
449
17
4
Dezember
632
12
2
Das Gebiet der grossen Gewitterhäufigkeit im Agulhasstrom setzt sich ziemlich weit nach Süden fort.
Nach An dr au’s Darstellung ergeben sich für das Gebiet südlich vom Kap der guten Hoffnung im Juni
und Juli mehr Gewitter, als zu gleicher Zeit im Kalmengebiet des äquatorialen Atlantik. Wenn nun auch
die Ergebnisse der Untersuchungen Andrau’s mit den vorliegenden Zahlenwerthen nicht vergleichbar sind,
weil jener, wie Maury, nach Doppel-Wachen, d. h. achtstündigen Terminen rechnet., während hier nach
') Dr. H. Klein, Das Gewitter. Graz 1871, pag. 16.