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Aufstellung des Regenmessers, das bei unruhigem Wetter nur allzuleichte Hineinspritzen von Flugwasser
der Meereswogen in den Regenmesser sind fernere, die Genauigkeit der Messungen stark beeinträchtigende
Momente. Eine sehr erhöhte Aufstellung des Instrumentes, etwa auf einer Raae, bringt nur eine neue
Fehlerquelle in die Messung, indem unter dem Einfluss des Windes ein solcher Regenmesser wohl bedeu
tend weniger Niederschlag ergeben würde, als ein auf Deck aufgestellter. Andererseits wird man aber
doch wohl auch schwerlich ernstlich, wie vorgeschlagen worden ist („British Rainfall“, 1866, pag. 12), eine
chemische Untersuchung des aufgefangenen Regenwassers auf Gehalt an Salzwasser aus dem Meer mittelst
Silbernitrat von den Seeleuten verlangen wollen.
Die Menge des Niederschlags hängt bei Landbeobachtungen im höchsten Grade von den örtlichen Ver
hältnissen ab, auf der hohen See mit ihrer gleichförmigen Oberfläche dürfte dies, bis zu einem gewissen
Grade wenigstens, nicht der Fall sein und ist daher ein fortwährender Wechsel der Beobachtungsstelle an
und für sich innerhalb gewisser Grenzen nicht ganz unstatthaft. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend,
wird in einem „Ocean rainfall“ überscliriebenen Artikel im Meteorological Magazine 1876 die Hoffnung
ausgesprochen, dass es im Laufe der Jahre gelingen werde, einige Kenntniss über den Regenfäll auf hoher
See für jedes beliebige Gradfeld zu erlangen. Hat nämlich z. B. ein Schiff bei einem bestimmten Kurs in
einem Tage 240 Seemeilen zurückgelegt und sind während dieser Zeit O.021 engl. Zoll im Regenmesser auf
gefangen, so würde dies, da das Schiff zur Durchschreitung eines Quadratfeldes 6 Stunden (nicht 4 Stunden,
wie der Verfasser des angezogenen Artikels meint, da 60 Seemeilen einen Grad ausmachen), also ein
Viertel der ganzen Zeit gebraucht hat, 0.084 Zoll für das betreffende Feld in einem Tage geben; so viel
würde also die Regenmenge betragen, wenn das Schiff volle 24 Stunden hindurch in dem betreffenden Feld
verweilt haben würde. Auf diese Weise könnte nach der in diesem Aufsatz ausgesprochenen Ansicht im
Laufe der Jahre für jeden Theil des Ozeans Material gesammelt werden, welches uns Kenntniss über die
Grösse des Regenfalles an der betreffenden Stelle verschaffen würde. Zum Schluss schlägt der Verfasser
noch vor, um die Behandlung der Frage zu vereinfachen, alle Rücksicht auf lokale Schauer, einerlei
ob schwere oder leichte, ob von grosser oder geringer Ausdehnung, bei Seite zu setzen und nur Mittel
und Durchschnittswerthe anzunehmen.
Ist man nun schon gewohnt an die Beobachtungen zur See und an ihre Verwerthung und Bearbeitung
einen anderen Maassstab zu legen, als dies bei Landbeobachtungen der Fall ist, so dürfte doch mit obigem
Vorschläge die Grenze des Erlaubten bei weitem überschritten sein. Diese Methode würde nur dann statt
haft sein und einigermaassen zum Ziele führen, wenn lang anhaltende Regen weitaus häufiger vorkämen,
als vorübergehende Schauer. Dies ist aber durchaus nicht der Fall für die meisten Tlieile der Ozeane.
Schauerregen (passing showers) sind auf offener See, namentlich im Gebiete der Passate sehr häufig, und
würde daher selbst auf den befahrensten Routen der Meere eine ausserordentliche Reihe von Beobachtungs
jahren dazu gehören, um auf diesem Wege zu einigermassen annehmbaren Mittelwerthen der Regenhöhe zu
gelangen; denn die Geschwindigkeit des Schiffes, der Umstand, ob die Wolken mit oder in irgend einem
Winkel zur Kursrichtung des Schiffes ziehen, müssen bei solchen Regenschauern die Menge des auf
gefangenen Niederschlags sehr wesentlich beeinflussen.
Nach alle dem dürfte es fast erscheinen, als ob die Anstellung von Regenmessungen, namentlich auf
Segelschiffen, kaum zu empfehlen sei; auf grösseren Dampfern würde vielleicht eher die Möglichkeit zur
Anstellung von brauchbaren R,egenmessungen gegeben sein, indem auf denselben wohl leichter eine günstige
Stelle für die Aufstellung eines Regenmessers auf dem Hinterdeck oder der Kommandobrücke zu finden
wäre, allein bei diesen Fahrzeugen kommt wieder die sehr rasche Ortsveränderung als ein die Ergeb
nisse beeinträchtigendes Moment hinzu, so dass es im ganzen wohl gerathen sein dürfte, wie bisher haupt
sächlich Kriegsschiffen oder Expeditionsfahrzeugen die Anstellung von Regenmessungen auf offenem Meere zu
überlassen, wenn anders man nicht Gefahr laufen will, durch fehlerhafte Beobachtungen zu falschen Resul
taten und Schlüssen geführt zu werden.
b) Beobachtungen durch Zählung der Niederschlagstage.
Es ist für die Beobachtungen zu Lande schon zu wiederholten Malen auf die Wichtigkeit der Angabe
der Niederschlagstage innerhalb eines Monats oder Jahres aufmerksam gemacht worden, in neuerer Zeit
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