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Für den Indischen Ozean bezweckt die nachfolgende Arbeit ein gleiches. Der verhältnissmässig geringen
Anzahl der Beobachtungen entsprechend, ist dieselbe freilich noch lange nicht genügend, um absolute
Daten zu liefern. Die im Folgenden gegebenen Zahlen sind daher nur als relative Werthe aufzufassen, die
bei jeder weiteren Bearbeitung des rasch wachsenden Materials sich, vielleicht nicht unbedeutend, ändern
können. Durch das Nachfolgende soll hauptsächlich auf die Unhaltbarkeit verschiedener, wie es scheint
noch fast allgemein festgehaltener, Annahmen hingewiesen und die Veranlassung zu späteren, eingehenderen
Untersuchungen mit Hülfe eines inzwischen weit umfangreicher gewordenen Materials gegeben werden.
§ 2. Die Beobachtung der Hydrometeore auf See im Allgemeinen.
a) Beobachtungen durch Messungen.
Die Beobachtungen der Niederschlagsmengen mittelst Regenmesser auf hoher See sind bis jetzt ausser
ordentlich selten 1 ) und fast nur auf Kriegsschiffen oder wissenschaftlichen Expeditionsfahrzeugen angestellt
worden. In der That haben auch die Bestimmungen der Höhe des Niederschlags auf dem Meere mit den
grössten Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn wenn man die Bedingungen betrachtet, welche zu wirklich
brauchbaren Bestimmungen der Regenhöhen zu Lande die Haupterfordernisse sind, so findet man, dass
diese bei dem Gebrauche von Regenmessern auf Schiffen nur schwer oder gar nicht zu erfüllen sind. Ein
gewöhnlicher Regenmesser nimmt an den durch den Seegang verursachten Schwankungen des Schiffes theil,
seine Auffangfläche ist daher fast nie horizontal. Diesem Uebelstande hat man abzuhelfen gesucht durch Kon
struktion eines Regenmessers in kardanischer Aufhängung, und mit solchen Instrumenten sind die erwähnten
Beobachtungen auf englischen Schiffen angestellt. (Vergl. „Nature“ Vol. VII. pag. 202.) Die fortwährende
Ortsveränderung des Schiffes, die Schwierigkeit einer freien, durch Segel und Tauwerk nicht beeinflussten
') Regenmessungen auf liolier See sind, soweit mir bekannt geworden ist, angestellt worden:
a) Durch die Expedition unter Kapt. Tuckey nach dem Congo. (Narrative of an expedition to explore the l’iver Zaire.
London 1818.)
b) Durch das französische Kriegsschiff „La Bonite“ bei Gelegenheit einer AYeltumseglung 1834—37. Nachrichten über
die Ergebnisse dieser Messungen sind mir von Paris in Aussicht gestellt, stehen leider aber bis jetzt noch aus.
c) Durch die amerikanische Südpolarexpedition unter Kapt. Wilkes, 1838.
d) Durch die Novara-Expedition, welche die sorgfältigsten Niederschlagsbeobachtungen geliefert hat, welche wir bis jetzt
von der hohen See besitzen; jedoch sind die Kegenmessungen nicht die ganze Reise hindurch regelmässig vor
genommen, öfters ist in dem Journal (Nautisch-physikalischer Theil des Berichtes der Novara-Expedition, Wien 1862—Go)
die Regendauer angegeben, ohne dass gleichzeitig Messungen über die Regenhöhe stattgefunden haben. Die Beobach
tungen über die Dauer der Regen dagegen sind mit äusserster Sorgfalt angestellt.
e) Durch Schiffe der K. K. Oesterreichischen Marine und des Oesterreichisch - Ungarischen Lloyd. Diese Beobachtungen
haben jedoch keine nennenswerthen Resultate geliefert und sind dieselben, wie Herr Müller, Direktor des Hydro
graphischen Instituts in Pola mittheilt, sowie die meteorologischen Beobachtungen überhaupt, soweit solche zur gesichelten
Navigation nicht erforderlich sind, nicht mehr obligatorisch, welcher Umstand kaum zu bedauern ist, da solche Beob
achtungen auf Kommando meist nicht nur keinen Nutzen bringen, sondern vielfach sogar noch schaden.
f) Durch eine Anzahl Schiffe der englischen Kriegs- und Handelsmarine. Die Resultate dieser auf alle Meere sich er
streckenden fünfjährigen Beobachtungen sind mitgetheilt im Quarterly Journal of the Meteorological Society 1878 pag. 164.
Demzufolge wurden auf der nördlichen Halbkugel an 175 Regentagen 2588 mm Regen gemessen, auf der südlichen
an 244 Tagen 2387 mm, oder 14.7 mm resp. 9.6 mm im Durchschnitt pro Tag. Hieraus wird von dem Verfasser des
betreffenden Aufsatzes gefolgert, dass auf der Nordhemisphäre die Regen stärker sind als auf der südlichen, w r o die
äquatorialen Regengüsse zu fehlen und die feinen Staubregen (drizzly weather) vorzuwalten scheinen. Der Monat Sep
tember hatte auf der nördlichen Halbkugel den meisten Regen, 662 mm und die grösste Anzahl Regentage, nämlich 33
innerhalb fünf Jahre; von der Südhemisphäre lieferte der Monat April den höchsten Regenbetrag, 449 mm, der August
aber die grösste Anzahl Regentage, 35. Die spärlichsten Regen erfolgten auf der nördlichen Hemisphäre im Monat
März, nämlich 17 mm an 6 Tagen, auf der südlichen im Oktober, 10 mm an einem Tage. Das Frühjahr soll daher
nach dem Autor als die regenärmste Zeit auf hoher See angesehen werden, der Herbst als die regenreichste.
Dass eine solche kritiklose Zusammenstellung von Regenmessungen aus allen möglichen Breiten und klimatischen
Zonen einer Hemisphäre, die keine Rücksicht auf örtliche Verhältnisse nimmt, keine den wirklichen Thatbeständen
entsprechenden Resultate geben kann, braucht wohl nicht noch besonders hervorgehoben zu werden.
Weiteres, jedoch auch zu keinen neuen Gesichtspunkten Führendes über diesen Gegenstand findet man in Nature
1878, 30. Januar, und in Symon’s Meteorological Magazine, 1879, pag. 32.