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Full text: 3, 1880

§ 1. Einleitung. 
Die nautische Meteorologie hat seit clen grundlegenden Arbeiten Maury’s rasche und ungeahnte 
Fortschritte gemacht, das verhältnissmässig spärliche Material, auf Grund dessen der Begründer dieses 
Zweiges der Meteorologie seine epochemachenden Arbeiten begann, ist im Lauf der Jahrzehnte mächtig 
angewachsen und augenblicklich gebieten die nautischen Institute der verschiedenen Kulturstaaten schon 
über Millionen von Zahlenwerthen und Beobachtungen, die freilich nicht alle gleich in dem ihnen beizu 
messenden Werthe sind. Die Ungleichheit der Beobachtungsmethoden, die Unsicherheit der Korrektionen 
der angewandten Instrumente, die geringe Geübtheit vieler Beobachter, verbunden mit der Schwierigkeit 
der Beobachtungen auf hoher See seihst, diese und noch manche andere Gründe mindern den Werth 
mancher der bei den nautischen Instituten vorhandenen Beobachtungsjournale herab, namentlich bezüglich 
jenes Materials, welches aus der Zeit stammt, in der noch keine internationalen Vereinbarungen und Kon 
gresse eine gewisse Gleichförmigkeit der Beobachtungen erzielt hatten. Jetzt, nachdem in dieser Hinsicht 
so grosse Fortschritte gemacht sind, gewinnt das eingehende Material Zusehens an Werth und die Kenntniss 
der Vertheilung des Luftdruckes, der Luft- und Oberflächentemperatur der See, der Windverhältnisse und 
Strömungen der Meere hat namentlich für die vielbefahrenen Th eile des Atlantischen Ozeans wesentliche 
Fortschritte gemacht. Das einzige meteorologische Element, bezüglich dessen solche Fortschritte, wenigstens 
bis auf die allerjüngste Zeit, nicht zu verzeichnen gewesen sind, in Bezug auf welches man in den neuesten 
Lehrbüchern und Abhandlungen vielmehr noch Anschauungen vertreten findet, welche theilweise sogar noch 
auf den gerade in dieser Beziehung entschieden nicht zuverlässigen Berichten der Seefahrer der vorigen 
Jahrhunderte fussen, dieses Element ist der atmosphärische Niederschlag in seinen verschiedenen Modifi 
kationen und den ihn begleitenden Erscheinungen. 
Diese Tliatsache findet ihre Erklärung in dem Gange, den die Entwicklung der nautischen 
Meteorologie genommen hat. Erörterungen über meteorologische Erscheinungen, die für den Seemann von 
wenig Bedeutung sind, mussten so lange zurücktreten, bis die Untersuchungen über die für die Seefahrt 
bedeutungsvollsten meteorologischen Elemente, das sind die Windverhältnisse und die diese bedingende 
Luftdruckvertheilung, zu einem gewissen vorläufigen Abschluss, für die besuchtesten Routen wenigstens, 
gebracht waren. Vom wissenschaftlichen Standpunkte aus bilden jedoch die atmosphärischen Niederschlags 
verhältnisse auf hoher See eine Erscheinung, deren Erforschung ebenso wichtig ist wie die jedes anderen 
meteorologischen Elements und ist es daher dringend zu wünschen, dass die Anstellung derartiger Beob 
achtungen auf hoher See nicht vernachlässigt, sondern mit möglichster Genauigkeit betrieben wird. 
Dass sich in der That der einsichtsvolle Seemann in dieser Hinsicht an ihn gerichteten Wünschen 
und Forderungen nicht verscldiesst, vielmehr gern bereit ist, die Wissenschaft fördern zu helfen, das be 
weisen die bei der Deutschen Seewarte in neuerer Zeit eingehenden meteorologischen Schiffsjournale, welche 
in der genauen Registrirung solcher bisher meist nur nebensächlich behandelten meteorologischen Erschei 
nungen, wie die Niederschläge, einen wesentlichen Schritt zur Vervollständigung und Besserung aufweisen, 
so dass schon jetzt Material genug vorhanden ist, um wenigstens althergebrachte irrthümliche Anschauungen, 
die Niederschlagsverhältnisse auf hoher See betreffend, durch dasselbe beseitigen zu können. Für den 
Atlantischen Ozean haben Dr. Koppen und Dr. Sprung das Ergebniss ihrer Untersuchungen, wie sie 
aus dem bei der Seewarte in dieser Richtung vorhandenen Materiale sich ergeben, soeben veröffentlicht. 1 ) 
') Annalen der Hydrographie etc. 1830, pag. 225. 
Archiv 1879. 4. 
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