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Zusammenfassung
In Deutschland werden seit dem Winter 1896/97 regelmäßig Eisbeobachtungen durchgeführt, und seit
dem Winter 1899/1900 die einheitlich aufgearbeiteten Eisdaten in den Beschreibungen der Eiswinter
veröffentlicht. Ein Vergleich der systematisch ausgewerteten Daten einer Vielzahl von Küstenstationen
ermöglicht Aussagen über eventuelle periodische Schwankungen oder Veränderungen des
Eisvorkommens in den verschiedenen Jahren oder in verschiedenen Küstenabschnitten.
Chronologisch aufgelistet findet man die Auswertungen der Eiswinter in
den Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie (außer 1944, 1945) 1900 - 1946
der Zeitschrift für Meteorologie 1947
der Deutschen Hydrographischen Zeitschrift (DHZ),
den Annalen der Hydrographie (Berlin),
den Sonderheften des Seehydrographischen Dienstes der DDR,
den Sonderheften des Küstenschutzamtes der DDR,
den Sonderheften der Wasserwirtschaftsdirektion 1948 - 1999
dem Bericht des BSH Nr. 37 2000-2004.
Außerdem wurden die Eisverhältnisse in den Bereichen der Grenzgewässer (Stettiner Haff und
Pommersche Bucht) in Zusammenarbeit mit dem polnischen Eisdienst zusätzlich ausgewertet und
veröffentlicht in
dem Bericht des BSH Nr. 20 (Analyse der 30-jährigen Normalreihe) 1961 - 1990
der Deutschen Hydrographischen Zeitschrift (DHZ) 1995 - 1999
dem Bericht des BSH Nr. 37 2000-2002.
Im vorliegenden Bericht werden die letzten fünf Eiswinter von 2004/05 bis 2008/09 beschrieben.
Die Eiswinter an den deutschen Küsten werden nach dem Wert der flächenbezogenen
Eisvolumensumme (V AI ), einer Maßzahl für die Bewertung des Winters in Hinblick auf Umfang und
Stärke der Eisbedeckung sowie die Dauer des Eisvorkommens (Koslowski, 1989), klassifiziert. Die in
der Berechnung von V A £ einbezogenen Beobachtungsstationen sind in den Abbildungen 1 und 2
dargestellt. Im Zeitraum 1896/97 bis 2003/04 gab es 44 schwache, 41 mäßige, 11 starke, 8 sehr
starke und 4 extrem starke Eiswinter. In den nachfolgenden fünf Jahren war der Eiswinter 2005/06
mäßig, und die Winter 2004/05, 2006/07, 2007/08 und 2008/09 waren schwach. In den Abbildungen 3
und 4 ist die Verteilung der flächenbezogenen Eisvolumensummen für die deutsche Nord- und
Ostseeküste seit dem Winter 1896/97 dargestellt. Der letzte sehr starke Eiswinter trat 1995/96 auf, d.
h. in den letzten 13 Jahren gab es nur mäßige und schwache Eiswinter.
Besonders erwähnenswert ist der Eiswinter 2007/08: Zur Zeit der maximalen Eisentwicklung bedeckte
das Eis in der Ostsee 49 000 km 2 der gesamten Fläche. Dies ergab die kleinste maximale
Eisausdehnung seit 1720, vgl. Abbildung 5 (Seina und Palosuo, 1996).
Ungeachtet des allgemein beobachteten Trends zu wärmeren Wetterverhältnissen und der Abnahme
der Eisproduktion in der Ostsee während der letzten 20 Jahren ist das Auftreten sehr starker bis
extrem starker Eiswinter auch in Zukunft möglich. Ähnliche Perioden mit überwiegend schwachen bis
mäßigen Eiswintern sind in der westlichen Ostsee im 509-jährigen Zeitraum (1501-2009) häufig zu
finden, vgl. Abbildung 6 (Koslowski und Schmelzer, 2007).