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N i e d r i g w a s s e r in der südlichen Ostsee
5.12 Januar 1990
Meteorologische Lage
Ein südöstlich von Grönland entstandenes akti
ves Tiefdruckgebiet zog am 24. Januar in Rich
tung Osten und erreichte Nordirland am
25. Januar. Während es weiter in östlicher Rich
tung zog, fiel der Luftdruck in seinem Kern stetig
weiter und erreichte seinen tiefsten Wert von
949 hPa am 25. Januar um 18 UTC. Am
26. Januar mittags lag der Tiefdruckkern über
dem südlichen Skandinavien und am 27. Januar
morgens über Südfinnland (Abb. 5.12 a).
Vordem von den britischen Inseln kommenden
und in Richtung Südfinnland ziehenden Tief
druckgebiet lag ein Feld mit einem sehr steilen
Druckgradienten. Das Tief war anfangs von
mäßigen südwestlichen Winden geprägt, die hin
ter der Kaltfront zeitweise drehten und später
Sturmstärke erreichten. Am Nachmittag des
25. Januar, während sich über dem Ärmelkanal
und an der südlichen Nordseeküste ein Orkan
aus südwestlichen Richtungen mit Windstärken
von 11-12 Bft entwickelte, herrschte an der Süd
westküste von Norwegen ein Oststurm mit Wind
stärken um 9-10 Bft. Hinter der Kaltfront tobte
der Orkan in den Frühstunden des 26. Januar
über Ostengland hinweg (NW-W-Winde,
9-10 Bft) sowie über die südliche Nordsee und
ihre Küsten (SW-Orkan, 12 Bft), Dänemark (SW-
Orkan rückdrehend, 10-11 Bft) und über die
westliche und südliche Ostsee (SW-Orkan,
9-11 Bft, leicht drehend). Erst in den späten
Abendstunden des 26. Januar begann der Sturm
abzuflauen, erreichte aber an den südlichen Ost
seeküsten am 27. Januar morgens in Böen
immer noch stellenweise 7-8 Bft.
Hydrologische Reaktion des Wasserstands
In den ersten Stunden des 26. Januar bewegten
sich die Wasserstände etwas oberhalb des mitt
leren Wasserstandes. Schon bald jedoch, zwi
schen 03 und 07 UTC, während das Frontensys
tem rasch überdas Gebiet hinwegzog, bewegten
sich starke Störungen in Richtung des W-SW-
Orkans entlang der südwestlichen Küste. Die
erste Reaktion darauf war ein vorübergehendes
schnelles Absinken der Wasserstände. Zwischen
03 und 04 UTC sank der Wasserspiegel in Wis
mar um ca. 50 cm/h und in Swinoujscie um ca.
35 cm/h (Abb. 5.12 b). An den anderen Pegeln
lag dieses Ereignis zwischen den Ablesungen. Es
folgte ein kurzfristiger Anstieg der Pegel zwi
schen 04 und 07 UTC, als hinter der Kaltfront der
Wind drehte. In den folgenden Stunden drehte
der küstenparallele Orkan wieder in ablandige
Richtung, und die Wasserstände sanken auf sehr
flache Minima: im westlichen Bereich der Küste
zwischen 17 und 22 UTC, und weiter östlich zwi
schen 17 UTC am 26. Januar und 02 UTC am
27. Januar. Der Tiefstwert von 335 cm wurde am
26. Januar um 16 UTC in Wismar registriert, wo
die Wasserstände 6 Stunden lang unter 340 cm
lagen. Am 26. Januar um 19 UTC betrug der
Tiefstwert in Warnemünde 375 cm, um 16 UTC in
Sassnitz 418 cm, um 19 UTC in Swinoujscie
415 cm und um 17 UTC in Kotobrzeg 461 cm.