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N i e d r i g w a s s e r in der südlichen Ostsee
5.6 Oktober 1967
Meteorologische Lage
Ein sich vom Atlantik her näherndes Tiefdruckge
biet erreichte die Südwestküste Irlands am
16. Oktober um 18 UTC. Am 17. Oktober zog das
sich verstärkende Tief rasch über die britischen
Inseln und die Nordsee hinweg in Richtung Däne
mark und Südschweden, wo es sich deutlich ver
langsamte. Der Luftdruck im Kern des Tiefs fiel
auf 967 hPa. Am 17. Oktober gegen Mitternacht
führte ein Einbruch arktischer Kaltluft dazu, dass
der Kern des Tiefs rasch in Richtung Weißes
Meer abgedrängt wurde, wo es in den Mittags
stunden des 18. Oktober ankam (Abb. 5.6 a).
Am Nachmittag und in der Nacht des 17. Okto
ber, während das Zentrum fast stationär über
Südschweden und dem Kattegat lag, entstand
über der östlichen Nordsee und den südwest
lichen Becken der Ostsee ein Sturmgebiet mit
sehr starken westlichen bis südwestlichen Win
den um 8-9 Bft, stellenweise bis zu 10 Bft. Hinter
der Okklusionsfront drehte der Sturm in den
Frühstunden des 18. Oktober auf NW und hielt
mehrere Stunden lang unvermindert an.
Hydrologische Reaktion des Wasserstands
Am 17. Oktober schwankten die Wasserstände in
der südwestlichen Ostsee anfangs leicht oberhalb
des mittleren Wasserstandes. Ab Mittag begannen
die Pegel zu fallen, zuerst in der Wismarschen
Bucht, die auf stürmische ablandige Winde am
stärksten reagiert. Die Wasserstände sanken dort
erst um ca. 10 cm/Stunde, später dann um
10-15 cm/Stunde. An den anderen Pegeln san
ken die Wasserstände weniger gleichmäßig. In
Kotobrzeg fiel der Pegel zuletzt: hier lag der Was
serstand oberhalb von 500 cm, bis der Warmsek
tor nach Osten abgezogen war und der küstenpa
rallele westliche Wind um ca. 21 UTC auf SW, teil
weise S, gedreht hatte. Dies führte zu rasch
sinkenden Wasserständen. Die Tiefststände wur
den kurz nach Mitternacht am 18. Oktober
gemessen. Zwischen 01 und 04 UTC, während
sich die Okklusion ostwärts verlagerte, drehte der
orkanartige Sturm rasch auf NW. An der Okklusi
onsfront kam der Sturm jedoch immer noch aus
südlichen Richtungen, was zu sehr schnell fallen
den Wasserständen führte: in Sassnitz fiel der
Pegel um ca. 40 cm/h, in Kotobrzeg und
Swinoujscie sogar um ca. 50 cm/h.
Die Tiefststände waren wie folgt: Warnemünde
332 cm, Wismar 334 cm, Swinoujscie 366 cm,
Sassnitz 380 cm und Kotobrzeg 410 cm.
Aufgrund des heftigen, jetzt aus nordwestlicher
bis westlicher Richtung kommenden Sturms stie
gen die Wasserstände sofort wieder stark an, was
an den östlichen Pegeln innerhalb von 5-7 Stun
den zu einem Anstieg um mehr als 1,5 m führte.