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N i e d r i g w a s s e r in der südlichen Ostsee
5.5 Dezember 1965
Meteorologische Lage
In den frühen Morgenstunden des 5. Dezember
herrschte an der südlichen Ostseeküste mäßiger
Wind aus südlichen bis südwestlichen Richtun
gen.
Um ca. 06 UTC bildete sich über Wales, am süd
westlichen Rand eines umfangreichen Tiefdruck
gebiets nordöstlich von Schottland, ein sekun
däres Tief, das unter rascher Verstärkung nord-
ostwärts zog und dabei schnell Südengland, die
südliche Nordseeküste und Dänemark über
querte. Nach vorübergehender Verlangsamung
erreichte es am 6. Dezember um 00 UTC Süd
schweden; im Kern des Tiefs betrug der Luft
druck zu diesem Zeitpunkt 960 hPa. Unter weite
rer Verlangsamung und allmählicher Abschwä
chung erreichte das Tiefdruckgebiet um 18 UTC
den Finnischen Meerbusen und zog weiter in öst
licher Richtung, während es sich auffüllte. Das
von diesem Luftdrucksystem erzeugte Windfeld
führte am 5. Dezember und in den Morgenstun
den des 6. Dezember über der Ostsee zu starken
südlichen, SO- und z.T. O-drehenden Winden
der Stärke 6-8 Bft. Die Okklusionsfront erreichte
die Pegel in diesem Gebiet zwischen 08 und
13 UTC am 6. Dezember (zuerst die östlichsten
Pegel). Hinter der Okklusion drehte der Wind und
erreichte in Böen 8-10 Bft.
Hydrologische Reaktion des Wasserstands
Die Wasserstände begannen gegen Mitternacht
am 6. Dezember zu sinken und fielen weiter, bis
der Sturm in leicht auflandige Richtung drehte.
Der Tiefststand wurde zuerst in Kotobrzeg mit
438 cm erreicht und eine Stunde später in
Swinoujscie mit 430 cm, gefolgt von Sassnitz,
wo der Pegel um 10 UTC 412 cm anzeigte. Die
westlichen Pegel verzeichneten eine flache
Kurve. In Warnemünde wurde der Tiefststand
von 408 cm um 11 UTC erreicht. Um 12 Uhr
wurde dann in Wismar ein Tiefstwert von 386 cm
gemessen.
Nachdem der Sturm in leicht auflandige Richtung
gedreht hatte, begannen die Wasserstände wie
der zu steigen und erreichten am 7. Dezember
um Mitternacht den mittleren Wasserstand.