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-willen sie errichtet worden war, als erfüllt betrachtet wurde. Die gleichzeitigen Ablesungen an den ver
schiedenen Thermometern in dieser Hütte und an den Instrumenten und Apparaten der Thermometer-
Aufstellungen im Seemannshause waren einige Jahre hindurch und unter den verschiedensten Witterungs-
Verhältnissen durchgeführt worden, sodass es um die bezeichnete Zeit als zwecklos erschien, mit diesen
Vergleichungen noch fortzufahren. Es besteht die Absicht, späterhin, wenn die Anforderungen an die
Arbeitskraft des Personals minder zahlreich geworden sein werden, die Resultate dieser Vergleichungen zu
diskutiren und als einen Beitrag zur Charakterisirung des Werthes der Thermometer-Aufstellungen der
Zentralstelle zu veröffentlichen. Gegenwärtig mag nur soviel erwähnt werden, dass sich aus der Ueber-
einstimmung sämmtlicher Vergleichungen, oder aber aus den darin erkennbaren Unterschieden einestheils
eine volle Erklärung dieser letzteren geben lässt, andererseits für die Aufstellungsart der Thermometer der
Zentralstelle eine für die Zwecke klimatoiogischer Forschungen genügende Zuverlässigkeit beansprucht
werden kann.
Das Material dieser Thermometer-Hütte wurde zum grossen Theile für die Neukonstruktion der im
nächsten Abschnitte zu besprechenden-und auf dem Stintfang errichteten Thermometer - Aufstellung verwendet.
1. Der Bauplatz für das neue Dienstgebäude auf dem Stintfang.
In der Einleitung wurde schon hervorgehoben, dass die Ueberweisung des Grund und Bodens auf dem
Stintfange an die Direktion erfolgt und die Einfriedigung ausgeführt worden war (siehe Bericht über den
Fortgang der Bauarbeiten, S. 14 u. ff.), sodass nunmehr daran gedacht werden konnte, zum Mindesten mit
einigen vorbereitenden Einrichtungen vorzugehen. Die vorbereitenden Arbeiten, insofern sie sich auf die
Einleitung des Baues beziehen, werden sich aus dem weiter unten angefügten Berichte über den Fort
gang desselben ergeben; hier soll zunächst Einiges von allgemeinem Interesse über das Terrain, welches
der Direktion überwiesen wurde, gesagt werden. Zum näheren Verständnisse Dessen, was hier zu sagen
ist, wurde diesem Berichte ein Situationsplan beigegeben, auf welchen wir hiermit verwiesen haben wollen.
Aus diesem Plane lässt sich bei der vorausgesetzten Bekanntschaft mit der allgemeinen Lage des Stint
fangs ohne jede weitere Beschreibung alles Das erkennen, worauf es für den hier im Augegehabten Zweck
ankommt. Zur näheren Orientirung ist der östliche Flügel des Seemannshauses einerseits und die zu
nächst liegenden Theile der Stadt, als Eichholz, Kuhberg und Eiskuhle andererseits, auf dem
Plane angegeben. Es ergiebt sich daraus ferner, dass die Hauptachse des Terrains in der ungefähren
Richtung von Nordost nach Südwest liegt und das innerhalb desselben eingeschlossene Wasserreservoir, nahezu
der höchste Punkt des ganzen Gebietes, 31.8 Meter über Null der Elbe sich befindet. Das Gebäude wird
sich in der auf dem Plane ersichtlichen Stelle erheben, und zwar in einer Entfernung der nächsten Seite
desselben von der Mitte des Reservoirs von 52 Meter. Die horizontale Entfernung der letzteren von dem
Ostflügel des Seemannshauses, und damit nahezu von der daselbst befindlichen Thermometer - Aufstellung,
beträgt 200 Meter, und ist dabei zu beachten, dass beide Lokalitäten durch einen Thaleinschnitt, auf dessen
Sohle sich der Stadtgraben befindet, getrennt werden. Die Tiefe dieses Einschnittes beträgt ungefähr
20 Meter. Während nach Südwesten hin der Stintfang beinahe unmittelbar nach der Elbe hin abfällt, und
dementsprechend Baulichkeiten sich nirgends in der Nähe befinden, liegen nach der entgegengesetzten Seite
und nach Osten hin die vorhin bezeichneten Theile der Stadt. Jedoch ist zu bemerken, dass die daselbst
und in unmittelbarer Nähe des Hügels befindlichen Gebäude an keiner Stelle mit ihren Dachfirsten die
Krone des Grund und Bodens des Wasserreservoirs mehr als höchstens um einige Meter überragen. Nach
Norden und Nordwesten hin ist die Situation als vollkommen frei zu erachten, da erst in ganz erheblicher
Entfernung die Gebäude in der Nähe des Millernthores und von St. Pauli sich erheben.
Aus diesen Darlegungen ergiebt sich zur Genüge, dass die Lage des Grund und Bodens, welcher für
die neue Seewarte zur Baustelle gewählt wurde, als zu klimatologischen Beobachtungen sehr geeignet zu
erachten ist, sofern man überhaupt in der Nähe einer grossen Stadt diese Qualität für eine Beobachtungs
stelle beanspruchen kann. Die Zugänglichkeit der Lokalität vom Hafen aus und das Freisein von erheblichen
Einflüssen, durch grössere Eisenmassen ausgeübt, sind gleichfalls Anforderungen, die an eine Baustelle der
bezeichneten Art zu erheben waren, und welchen auch für die besonderen Zwecke des Institutes in genügendem
Grade entsprochen wurde.