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wegung in Figur 6 und 7 kein Missverständnis entstehen zu lassen, sei noch einmal hervorgehoben, dass es
sich hier um absolute Bewegungen handelt.)
Nach der zweiten Auffassung erhält man unmittelbar die Bahn AHi, indem man den Bogen ü\ b\ = TJ () ,
ü‘i 1)2 = 2 Z7 0 , Osb s = 3 Z7 0 macht, u. s. w. Auch diese Bahn kann man aus alternirenden Bewegungen
entstehen lassen, deren eine, in die Richtung der Tangente fallende wieder = Z7 0 ist, deren andere aber
nicht zum Punkte B zielt, sondern zunächst dem ersten Meridian annäherungsweise parallel verläuft, und
daher mit Z7 0 einen spitzen Winkel bildet, so dass die wirkliche Geschwindigkeit (z. B. h\ hj) grösser wird
als nach der ersten Auffassung. Die Zerlegung der wirklichen Geschwindigkeit in 2 aufeinander senkrechte
Komponenten führt daher zwar wieder zur radialen Komponente v, die tangentiale Komponente TJ wird
aber grösser als U 0 .
Es ist offenbar schwer von vornherein zu entscheiden, welche von beiden Bewegungen dem Gesetze
der Trägheit besser entsprechen dürfte. Allgemein ist zu bemerken — was hinsichtlich der Bewegungen
auf der Erdoberfläche von den vielen Anhängern der Hadley’schen Theorie vollkommen übersehen wurde —
dass ein sich freibewegender Körper, welcher zu Anfang die Geschwindigkeitskomponenten v und Z7 fl hatte,
dem Trägheitsgesetze zufolge nur in der geradlinigen Verlängerung der Resultirenden A b\ mit der kon
stanten Geschwindigkeit Ab\ fortschreiten kann, wobei die radiale, nach B gerichtete Komponente immer
kleiner und später negativ wird. Soll dieselbe, wde die Hadley’sche Theorie es voraussetzt, konstant — v
bleiben, so bedarf es der Mitwirkung von Kräften, welche im Allgemeinen von rechts nach links auf den
Körper wirken. Wenn nun auch vielleicht dieser oder jener Anhänger der Hadley’schen Theorie still
schweigend angenommen hat, dass dasselbe die Mitwirkung meridional gerichteter, etwa durch Temperatur
differenzen bedingter Kräfte voraussetze, so konnte es sich offenbar nur um meridionale Kräfte handeln.
Man muss also in unserem einfacheren Beispiele die Frage so stellen: Wenn eine Bewegung unter dem
Einflüsse einer meridionalen, also nach B gerichteten Kraft (Zentralkraft) derartig von Statten geht, dass
die radiale Komponente der Geschwindigkeit konstant bleibt, folgt alsdann die tangentiale Bewegung dem
Hadley’schen Prinzip nach der einen oder anderen Fassung? — Um für die ebene Bewegung nach der
zweiten Auffassung (AH 2 unserer Figur) die tangentiale Geschwindigkeit TJ zu ermitteln, bezeichne man
mit X den Winkelahstand des Körpers von B A, wenn er im Abstande r vom Pole B angelangt ist (der
ursprüngliche Abstand BA sei = r 0 ); alsdann bestehen die Gleichungen
rX = Ufft und r 0 —r = vt
welchen die Differentialgleichungen:
dX , , dr
T -4- /
dt dt
und
dr
dt
entsprechen. Die Kombination der 2 ersten und 2 letzten ergiebt beziehungsweise
Xv = TJ a ——- und r = TJ 0 + Xv
11 r dt
und diese vereinigen sich, da U = r ^ ist, zu TJ = Z7 0 ^ •
Diese Gleichung spricht aber in korrekter Weise das Prinzip der Erhaltung der Flächen aus, so dass
die Bewegung des Körpers in der Bahn A JJ‘> diesem Prinzip vollkommen gehorcht. Es ist also bei
spielsweise bei Flüssigkeitsmassen, welche einer zur Ebene senkrechten Anziehung unterliegen, eine derartige
Vertheilung um den festen Punkt B denkbar, dass unter ihrem Einflüsse — von Reibung abgesehen —
eine Bewegung der Theilchen in der Kurve A Hi zu Stande kommen kann (die Vertheilung muss — bei
läufig bemerkt — eine derartige sein, dass derselben eine beschleunigende nach B gerichtete Kraft im
TJ 2
Betrage von — entspricht); so lange aber nur zentrale Kräfte in Betracht genommen, repräsentirt die
andere, nach der ursprünglichen Fassung des Hadley’schen Prinzips konstruirte BahnAeine unmö gliche
Bewegung des Körpers.
Kehren wir nun zur Betrachtung der Kugeloberfläche zurück, so besteht die der vorstehenden analoge
Rechnung für Bewegungen nach der zweiten Auffassung des Hadley’schen Prinzips in folgenden Gleichungen: