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einer Reihe von Schiffen ausführliche Beobachtungen in beiden Hemisphären und während mehrerer Reisen
angestellt vor, so dass es nicht allein möglich wurde, die Aenderungen des Schiffsmagnetismus nach den
verschiedensten Ursachen zu verfolgen, einige wichtige Gesetze abzuleiten und dieselben in eine mathema
tische Form zu bringen, sondern auch die in dem oben erwähnten Aufsatze ausgesprochenen Ansichten
und die früherer Forscher auf diesem Gebiete zu erweitern und zum Theil zu modifiziren. Diese Gesetze
mit den sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen für Aufstellung und Kompensirung der Kompasse und
Behandlung derselben während der Reise für die praktische Navigirung der Schiffe darzulegen, ist der
Zweck dieser Abhandlung.
Was zunächst die Art der Reduktion der Beobachtungen und die Ableitung der Deviationskoeffizienten
B und C betrifft, so geschieht dieselbe in folgender Weise. Es wird zunächst darnach gesehen, ob an
irgend einer Stelle vollständige Rundschwaiungen des Schiffes und dabei Beobachtungen in allen 4 Qua
dranten stattgefunden haben, aus diesen werden nach den gewöhnlichen Methoden die Koeffizienten A, B,
C, D, E berechnet; die Vergleichung der mit diesen Koeffizienten berechneten Deviationen mit den wirk
lich beobachteten Werthen gibt zugleich ein Urtheil über die Güte und Zuverlässigkeit der Beobachtungen.
Sind die Abweichungen zu gross, so wird das Journal zu weitergehenden Diskussionen und Schluss
folgerungen, als im Allgemeinen den Verlauf der Deviationen zu konstatiren, nicht benutzt. Zeigen sich
die Beobachtungen als zuverlässig, so erfolgt unter Zugrundelegung der Mittelwerthe der gefundenen Kon
stanten A, D, E, *) die Ableitung der Koeffizienten B und C für alle übrigen Orte, an welchen Beobachtungen
in einem Quadranten vorliegen, unter Verwerthung der Gesammtheit derselben, entweder durch graphische
Darstellung mittels des Napierschen Diagrammes, oder durch mechanische Darstellung mittels des Dromos-
kops von Paugger, oder endlich durch zweckmässige Kombination der Beobachtungen zu zwei Gleichungen,
aus denen die beiden Unbekannten B und C berechnet werden.**)
Die Methode erfordert in erster Linie die genaue Kenutniss der magnetischen Deklination (Missweisung)
für den betreffenden Ort, da ein Fehler in der Annahme derselben bei der Ableitung von B und C aus
Beobachtungen in einem Quadranten natürlich zum vollen Werthe sich auf die Koeffizienten übertragen
wird. Es war deshalb zunächst nothwendig, die vorhandenen Missweisungskarten zu revidiren und wo
nöthig nach dem neuesten Beobachtungsmaterial zu verbessern. Da ausserdem zur Herleitung der Elemente
der Koeffizienten B und C die Kenntniss der magnetischen Inklination und Horizontalintensität von der
selben Wichtigkeit ist, so wurden Karten für alle drei Elemente des Erdmagnetismus, auf 1880.0 reduzirt,
konstruirt und veröffentlicht (vergleiche „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie 1880“,
pag. 237.) Diesen Karten sind die in Tafel III gegebenen, der Rechnung zu Grunde liegenden Werthe der
Tangente der Inklination und des reziproken Werthes der Horizontalintensität entnommen, letztere in Ein
heiten der Horizontalintensität von Hamburg, welche I.79 in absolutem Maasse nach Gaussischen Einheiten
beträgt.
Als Beispiel für die Art der Führung der Journale und der Reduktion der Beobachtungen ist in
Tafel I ein Auszug aus dem von Kapitän Mo Isen an Bord des der Hamburger Rhederei W. Wen cke Söhne
gehörenden Schiffes „ Urania“ geführten Deviationsjournale wörtlich mitgetheilt. Die für denselben Theil
der Reise abgeleiteten Werthe der Koeffizienten B und C sind in Tafel III, enthalten.
Die konstanten Koeffizienten. Bei der Ableitung der Koeffizienten B und C ist immer die Voraus
setzung gemacht, dass der Werth der Konstanten A, D, E, namentlich der am meisten in Betracht kommende
Koeffizient der viertelkreisartigen Deviation D, mit der Ortsveränderung des Schiffes sich nicht ändere und
ebenfalls mit der Zeit, d. i. für die Dauer einer Reise keinen wesentlichen Aenderungen unterworfen sei.
*) Alle Methoden, diese Werthe, namentlich den Koeffizienten I>, aus weniger als 16 Beobachtungen, die ziemlich gleieh-
mässig über den ganzen Kreis vertheilt sein müssen, herleiten zu wollen, müssen nach unseren Erfahrungen als völlig
unzureichend angesehen werden.
**) Selbstverständlich werden die Beobachtungen für Krängungsfehler, wo eine Krängung des Schiffes im Journal an
gegeben, korrigirt. Die Ableitung des Krängungskoeffizienten K (im Admijalty manual, fourth Edition, mit —x be
zeichnet) geschieht entweder aus direkten Beobachtungen an dem betreffenden Orte, oder durch Berechnung nach
s x/t a 1
der Formel K = —-— fang J + -jj-, indem k = 0, wie es bei gut aufgestellten Kompassen zulässig, angenommen
^ A A Ji
und -r~ und R = (fi—1) lang J aus den im Heimathshafen gefundenen Grössen für —e, X, fi und der dort vor-
A
handenen Inklination berechnet werden.