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selbe früher in Leipzig durch den Geheimen Hofrath Dr. Bruhns geschah. Wenn diese Aenderung an und
für sich eine erhebliche Arbeitsvermehrung für die Abtheilung III involvirte, so machte sich eine solche
noch in erhöhtem Grade dadurch fühlbar, dass auch der Umfang der Veröffentlichung ganz erheblich
erweitert wurde. Es erschien nämlich der Direktion höchst wünschenswerth, dass in einer Arbeit dieser
Art und von internationalem Charakter Deutschland zum Wenigsten mit den Resultaten von stündlichen
Beobachtungen, angestellt an Stationen erster Ordnung, vertreten sei. Demgemäss wurden die stündlichen
Beobachtungen an den Stationen Hamburg, Keitum, Neufahrwasser und Swinemünde druckfertig gestellt.
In einem dritten Theile wurde ferner noch ein Beitrag zur Statistik der Stürme an der deutschen Küste
gegeben, für welchen Zweck die Tagebücher der Signalstellen der Seewarte verwendet wurden. Daraus
erhellt zur Genüge die Erweiterung der Thätigkeit der Abtheilung III auch nach der Richtung der Ver
öffentlichungen gegen die früheren Jahre.
Als Stationen zweiter Ordnung, von welchen für das Jahr 1878 die Beobachtungen nach internatio
nalem Schema gedruckt wurden, sind ausgewählt worden: Keitum, Neufahrwasser, Kiel, Warnemünde,
Wustrow, Swinemünde, Borkum und Hamburg.
Das Manuskript des ganzen Werkes wurde im Laufe d. J. 1879 fertig gestellt, so dass gegen Ende
desselben mit dem Drucke begonnen werden konnte.
Anlage 1.
Auszug aus dem Berichte des Kapitän - Lieutenant d. S. vonRentzell
über die Thätigkeit der Seewarte auf dem Gebiete der Mittheilungen von Witterungs-Thatbeständen
und Prognosen an Zeitungen und Privatpersonen.
Die Thätigkeit der Abtheilung für ausübende Witterungskunde im Interesse der Zeitungen und von Privaten
lässt sich auch in diesem Jahre in den nachfolgend aufgeführten Hauptrubriken am zweckmässigsten charakterisiren.
1. Wie im Jahre vorher, wurde zur telegraphischen Versendung der grosse Abonnements-Bericht Vormit
tags aufgestellt und ziemlich regelmässig zwischen 12 und 1 Uhr dem Telegraphen übergeben. Abschriften von
diesem Berichte erhielten die nachfolgenden Zeitungen: die „Hamburger Börsenhalle“ und der „Hamburger Korre
spondent“, die „Hamburger Nachrichten“, die „Altonaer Nachrichten“, die „Harburger Nachrichten und
Anzeigen“. Fast sämmtliche grösseren Journale Deutschlands, einige Dreissig an der Zahl, veröffentlichen diesen
Bericht, welcher in dem Jahresberichte I, Anhang No. 33, seiner Form und dem allgemeinen Inhalte nach charak-
terisirt worden ist.
Es ist noch zu bemerken, dass einzelnen Zeitungen (Lokalblättern), welche an Küstenorten veröffentlicht
werden, regelmässig die Hafentelegramme zugestellt wurden, um sie in ihren Spalten zur öffentlichen Kenntniss
zu bringen. Diese Vergünstigung wurde jedoch in jedem Falle nur gewährt auf einen besonderen, motivirenden
Antrag der betreffenden Zeitung oder Behörden hin. Natürlich erhielten alsdann an der Ostseeküste erscheinende
Zeitungen nur den Witterungsbericht für die Ostsee und an der Nordsee erscheinende Zeitungen nur jenen für die
Nordsee.
2. Das „Hamburger Fremdenblatt“ brachte schon seit geraumer Zeit einen Wetterbericht für Nach
mittags 2 Uhr. Wie bereits dargelegt (Seite 67), wurden die Beobachtungsresultate für die schweizer Höhen
stationen im Laufe der Zeit regelmässig beigefügt, so dass der Bericht für diese Zeitung enthielt a) die Ueber-
sicht der Witterung für Morgens 8 Uhr, b) Wetterbericht für 2 Uhr Nachmittags, c) schweizer Höhenstationen,
Beobachtungen für des Morgens 7 Uhr und des Nachmittags 1 Uhr, d) Witterungsaussichten für den folgenden
Tag. Zur besseren Veranschaulichung dieser interessanten Veröffentlichung (siehe Seite 68) mag hier der Wetter
bericht für den 8. Dezember 1879 zum Abdrucke gelangen.
Wetterbericht der Deutschen Seewarte in Hamburg.
Uebersicht der Witterung.
8. Dezember 1879, 8 Uhr Morgens.
Die starke Zunahme des Luftdrucks über Zentraleuropa hat fortgedauert, und eine Zone hohen Luftdrucks
mit ruhigem, vorwiegend trübem, vielfach nebligem Wetter und schwachen, meist umlaufenden Winden, erstreckt
sich von Westfrankreich über Deutschland nach den russischen Ostseeprovinzen. Eine schwache Depression über
der nördlichen Nordsee bedingt in Nordwest-Deutschland schwache bis frische südliche, an der englischen Küste
schwache nördliche Winde. Die strenge Kälte dauert fort und hat über Süd- und Nordost-Deutschland zuge
nommen; dagegen ist im mittleren und nördlichen Ostseegebiete beträchtliche Erwärmung eingetreten.