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Full text: 2, 1879

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reisen, vor Allem Anwendung wissenschaftlicher Gesichtspunkte bei der Wahl der besten Verkehrswege 
zur See, die nur als eingeleitet zu bezeichnen war, müssen nunmehr an der Hand der Lehren neuerer 
meteorologischer Anschauungen weiter ausgebildet und entwickelt werden. Nicht als ob nicht schon früher 
der Versuch, nach dieser Richtung auf den Seeverkehr fördernd einzuwirken, gemacht worden wäre, bleibt 
es vielmehr nur der Gewinnung neuerer, mehr den thatsäehlichen Verhältnissen entsprechender meteorolo 
gischer Anschauungen Vorbehalten, Entscheidendes auf diesem Gebiete zu leisten; und hier ist es die syno 
ptische Arbeit, welche den Erfolg vor allem Anderen ,zu sichern vermag. Wegen der Neuheit dieser 
Untersuchungen konnten begreiflicherweise umfassende darauf gegründete Segelanweisungen*) bisher noch 
nicht herausgegeben werden. Die gewonnenen Anschauungen wurden jedoch schon wiederholt in den 
„Reiseberichten“ verwerthet, um für einen besonderen meteorologischen Zustand, der auf der gerade be 
sprochenen Reise angetroffen worden war, Verhaltungsmaassregeln zu geben. 
Aus naheliegenden Gründen wird sich die synoptische Forschung in dem durch die Karten von Hoff- 
meyer vorgezeichneten Umfange und in dem Sinne, wie die Seewarte dieselbe auffasst, noch für längere 
Zeit auf den Nordatlantischen Ozean beschränken müssen. Ebenso einleuchtend ist es, dass sich dieselbe 
überhaupt in einer einigermaassen befriedigenden Weise nur durchführen lässt, wenn der Seewarte die 
Unterstützung der dieses Meer befahrenden Segelschiffe sowohl, als auch besonders der Dampfschiffe der 
grossen deutschen Gesellschaften, welche den Verkehr zwischen Amerika und Europa in Händen haben, 
erhalten bleibt. 
Die meteorologische Arbeit in den Eingradfeldern des Nordatlantischen Ozeans. 
Die klimatologische Bearbeitung des vom Nordatlantischen Ozeane eingegangenen Beobachtungsmateriales 
wurde i. J. 1879 so weit gefördert, dass das Quadrat 146 (40°—50° N. B. und 10°—20° W. L.) in Druck 
gegeben und das Quadrat 147 (40°—50° N. B. und 20°—30° W. L.) druckfertig wurde. Es wurde bereits 
im vorigen Jahresberichte erwähnt (siehe dort Seite 69), dass das Extrahiren der Journale für diese beiden 
Quadrate mit den bis zum 1. April 1878 eingegangenen Journalen abgeschlossen worden ist. Für die 
Tabellen der Quadrate 110 und 111 (30°—40° N. B. und 10°—30° W. L.), welche zunächst fertig gestellt 
werden sollen, wird das Extrahiren der Journale bis zu den Eingängen vom Ende Dezember 1879 weiter 
geführt und abgeschlossen werden. Genauerer Aufmachung zufolge beziffert sich der Inhalt der Tabellen 
für das Quadrat 
146.. .. zu 44 813 Beobachtungssätzen, 
147.. .. „ 29 381 „ 
111. .. „ 12 000 
110.. .. „ 26 000 „ 
Schriftliche Segelanweisungen für spezielle Reisen wurden in 44 Fällen ausgestellt; 
wiederholt wurden auf Verlangen auch solche deutsche Schiffe unentgeltlich damit versehen, auf welchen 
das meteorologische Journal der Seewarte nicht geführt wurde. Damit die zu ertheilenden Segelanweisun 
gen an der Hand der gemachten Erfahrungen stets vervollkommnet werden und auf dem neuesten Stand 
punkte erhalten bleiben konnten, ergab sich naturgemäss die Nothwendigkeit, einzelne Journalgruppen 
einer vorläufigen Diskussion zu unterwerfen. Dabei drängte sich die Ueberzeugung auf, dass an keiner 
anderen Stelle eine gleich ausführliche und zuverlässige Antwort auf die sich heute ergebenden Fragen 
nach den nautisch-meteorologischen Verhältnissen der verschiedensten Meerestheile und Jahreszeiten aufge 
funden werden konnte. Es mag auf den ersten Blick den Anschein haben, als bekunde dieser Ausspruch 
etwas allzuviel Vertrauen in das an der Seewarte vorhandene Material; wenn man aber bedenkt, dass sich 
seit der Herausgabe der meisten vorhandenen Segelhandbücher die meteorologische Anschauung und damit 
die Verwerthung derselben in der Navigirung ganz wesentlich geändert hat, so wird man wohl verstehen, 
wie das Zurückgreifen auf Origmalbeobachtungen für den Werth der zu entwerfenden Segelanweisungen 
vortheilhaft, um nicht zu sagen maassgebend sein muss. Wie die synoptische Arbeit bei dem Verfolgen 
der Segelrouten über den Atlantischen Ozean verwendet wurde, haben wir bereits oben ausgeführt. Hier 
sei mit Rücksicht auf diesen Punkt nur noch erwähnt, dass das Bestreben der Seewarte stets darauf ge 
richtet war, eine Anleitung zu geben, wie die Führung eines Schiffes den gerade angetroffenen Umständen 
mit der meisten Aussicht auf Erfolg angepasst werden kann. Bei der Durchführung dieses Gedankens er 
*) Siehe über diesen Punkt den Abschnitt XI „Literarische Thätigkeit der Seewarte“.
	        
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