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konnte. In Kiel war die Normal-Beobachtungstation zuerst bis April 1878 mit der Kaiserlichen Werft ver
einigt, wurde aber später der Königl. Sternwarte übertragen.
Sämmtliche Normal-Beobachtungsstationen wurden im Laufe der zweiten Hälfte von 1875 organisirt,
ihre Ausstattung jedoch allmählich in den Jahren 1876 und 1877 vervollständigt, während die soeben er
wähnten Abänderungen in den ursprünglichen Dispositionen getroffen werden mussten. Die Lage der ein
zelnen Beobachtungsorte ist eine freie, besonders für die Beobachtung und Registrirung des Windes sehr
günstige. Um die Erfüllung dieser wesentlichen Bedingungen zur Erlangung guter Resultate in allen Fällen
zu sichern, besuchte der AbtheilungsVorstand Dr. Koeppen zur Zeit der Einrichtung der Stationen die
einzelnen Orte, um der Direktion mit Bezug auf Wahl der Lokalitäten und Persönlichkeiten bestimmte
Vorschläge, die als Grundlage für die definitiven diesbezüglichen Anordnungen dienen konnten, zu machen.
Angaben über Einzelheiten der Lokalitäten, über die Organisation der Arbeit an den Stationen und die
Beobachtungstermine finden sich in den Veröffentlichungen der Seewarte: „Instruktion für den meteoro
logischen Dienst der Deutschen Seewarte“, Seite 17 und ff., III. Abschnitt, § 39, 40 u. s. w. und „Meteoro
logische Beobachtungen in Deutschland“, Jahrg. 1876, Seite III, IV, V und Jahrg. 1877, Seite III und IV.
Ueber Gesichtspunkte bei der Beschaffung der Instrumente und die Beobachtungen selbst wird bei Gelegen
heit des Berichtes der Thätigkeit der Abtheilungen II und III gesprochen werden.
Am Schlüsse des Jahres 1878 waren an den folgenden Orten Normal-Beobachtungsstationen in voller
Thätigkeit:
Memel, Neufahrwasser, Swinemünde, Wustrow (früher Warnemünde), Kiel, Ham
burg, Keitum auf Sylt, Wilhelmshaven (Kaiserl. Observatorium), Borkum.
Ausser diesen Stationen hat die Seewarte noch einige Ergänzungsstationen (Allgemeine Instruktion,
Anhang § 10 und § 14) die eine minder umfassende Ausstattung besitzen und nach der Definition des
Wiener Meteorologen-Kongresses etwa als Stationen zweiter Ordnung aufzufassen sind. Dahin gehört unter
anderen die Station Kuxhaven, welche speziell für die Telegramme des Londoner Meteorologischen Amtes
die Beobachtungen ausführt. Es wird dies als Gegenleistung für die von England bezogenen Depeschen
angesehen.
Die Zahl und die Namen der korrespondirenden meteorologischen Stationen in Deutschland findet
man in dem Berichte über die Thätigkeit der Abtheilung III (Abschnitt IX dieses Berichtes) aufgeführt,
weshalb hier von einer Aufzählung derselben Abstand genommen werden kann.
d) Die Signalstellen der Deutschen Seewarte,
Die Signalstellen haben die Aufgabe die von der Zentralstelle ausgehenden Witterungsnachrichten und
Sturmwarnungen, welche telegraphisch oder durch die Post an sie gelangen, ohne Verzug zur Kenntniss des
Publikums zu bringen. Der Dienst der Signalstellen ist durch die allgemeine Instruktion für die Deutsche
Seewarte festgestellt. Eine Spezial - Instruktion, welche am 1. September 1876 von der Direktion erlassen
wurde, *) enthält die allgemeinen und speziellen (technischen) Stipulationen, nach welchen der Signal-
Dienst auszuführen ist. (Siehe auch Instruktion für den meteorologischen Dienst der Deutschen Seewarte,
Seite 2—4).
Je nach ihrer Einrichtung unterscheiden sich die Signalstellen in solche erster und solche zweiter
Klasse. Die ersteren sind mit einem Signalmaste und dazu gehörigen Signal-Körpern versehen, womit sie
die von der Zentralstelle zugesandten Witterungs-Nachrichten in die Ferne, nach einer Rhede oder einem
offenen Strande signalisiren können und haben überdies die täglichen Witterungsnachrichten in einem eigens
dafür angefertigten „Wetterkasten“ zur Kenntniss des Publikums zu bringen. (Siebe Instruktion für die
Signalstellen und Instruktion für den meteorologischen Dienst der Seewarte mit Bezug auf Einrichtung der
verschiedenen Apparate). Die Signalstellen 2ter Klasse sind nur mit einer einfachen Signalstange versehen,
an welcher ein Ball geheisst wird, wenn wichtige Depeschen über Wind und 'Wetter von der Zentralstelle
eingelaufen sind. Der Ball besagt, dass das umwohnende Publikum (in vielen Fällen Fischer) sich über Wind
und Witterung bei dem Signalisten Nachricht verschaffen kann. Die Depesche, welche die Nachrichten
enthält, gelangt in einen dafür bestimmten und mit „Sturmwarnungen“ überschriebenen Kasten zur öffent
lichen Ausstellung an einem leicht zugänglichen Orte. Ein Aneroid-Barometer und ein Thermometer, welche
in demselben Kasten aufgehängt sich befinden, vervollständigen die ganze Ausstattung der Signalstellen.
*) Instruktion für die Signalstellen der Deutschen Seewarte.