Skip to main content

Full text: 1, 1878

31 
von nahezu +5° Cels. dauernd zu unterhalten. — Auch dieser Kälteraum ist mit dem erwähnten Chrono 
graphen in der Sternwarte telegraphisch verbunden. 
Die Luftheizung ist einfachster Konstruktion ohne Zirkulation und Aufsaugung; sie dient für alle Räume 
des Gebäudes und entspricht den an sie gestellten Ansprüchen. Sie ist, wenn überhaupt, Tag und Nacht 
in Betrieb und als Füllofen eingerichtet, so dass während der Nacht ein Bedienen derselben nicht nöthig 
ist. Die Erhaltung einer annähernd gleichen Temperatur auch im grossen Bureausaale gelingt mit der 
selben genügend. 
Von der Heizkammer aus geht auch ein Kanal unter dem Fussboden des Raumes für Beobachtung 
bei hohen Temperaturen in dem Chronometer - Erhitzungs - Apparate, welcher auf den beigegebenen 
Tafeln IV und V abgebildet ist. Ueber einer ausgemauerten Grube von 2.oo Metern Länge und 0.90 Metern 
Breite, in welche der erwähnte Heizkanal mündet, ist ein treihhaus - artiger Kasten aufgestellt. Die 
Wände desselben sind aus vernieteten Blechtafeln doppelt hergestellt, und der Zwischenraum zwischen 
beiden Wänden mit Krupp’scher Schlackenwolle ausgestopft. Ueber einem dachförmigen Boden von ein 
fachem Blech, der in halber Höhe durch den ganzen Kasten geht, und dessen unteren Theil von dem 
oberen luftdicht trennt, sind die Chronometer auf Eichenholz-Lattengittern staffelförmig aufgestellt. Oben 
ist der Kasten durch doppelte Deckel, doppelte Holzrahmen mit Spiegelverglasung, geschlossen. Dieselben 
sind mit Schnüren und Gewichten ausbalanzirt, um den Kasten bequem öffnen zu können, wenn die Chro 
nometer in ihm aufgezogen werden sollen, oder eine Ortsveränderung mit denselben vorzunehmen ist. Der 
Theil des Kastens, welcher unter dem vorerwähnten Blechboden liegt, dient als Ofen. Er kann durch die 
Heizung, oder — was sich als in jeder Beziehung vortheilhafter herausgestellt hat — durch 8 Gasflammen 
erwärmt werden, von denen 4 auf jeder Längsseite des Kastens, durch runde, mittelst massiver Holzstopfen 
verschliessbare Oeffnungen behufs Regulirung erreichbar, brennen (Tafel V). Das über denselben ange 
brachte Blech dient dazu, das Ueberhitzen der unmittelbar über den Flammen liegenden Partien des 
Bodens, über dem die Chronometer stehen, zu verhindern. Die Verbrennungs-Produkte werden durch eine 
runde Oeffnung mit Schieberrosette am Nordende des Kastens abgeführt und können in den Raum, in 
welchem die Chronometer stehen, niemals eindringen; die Luftzuführung erfolgt durch den Heizkanal. Der 
Kasten ist durch ein Mannloch am Südende besteigbar. 
Die beschriebene Vorrichtung hat sich im Gebrauche bewährt; konstante Temperaturen verschie 
dener Höhe sind darin durch ausschliessliche Anwendung der Gasflammen auf beliebig lange Zeit zu 
unterhalten, ohne dass die anfänglich beabsichtigte thermische Selbstregulierung erforderlich geworden 
wäre. Die ursprünglich angewendeten Bunsen’schen Brenner gaben eine zu erhebliche Hitze und mussten 
durch gewöhnliche schottische Einlochbrenner ersetzt werden. Durch Vergrössern und Verkleinern der 
Flammen und durch Vermehren und Vermindern ihrer Zahl wird die Temperatur regulirt, und zwar ist 
es leicht zu erreichen, dass die Temperaturen der beiden Theile, in welche der Kasten durch eine vertikale 
Blechwand getheilt wird, sich genau um 5° Cels. unterscheiden. 
Zum Schlüsse der vorstehenden Beschreibung der Einrichtungen zur Prüfung von Chronometern werde 
endlich noch die Bemerkung hinzugefügt, dass dieselben im Wesentlichen nach dem Vorbilde der in Green 
wich und Bidstone bei Birkenhead (Liverpool) befindlichen analogen Institute getroffen sind. — 
Aeusserlich ist das Abtheilungs-Gebäude mit gelben Ziegeln verblendet unter Anwendung von wenigen 
Formensteinen, Sandsteinstufen und Architekturtheilen in der Vorhalle; das Dach ist ein überhängendes 
Holzdach mit englischer Schieferdeckung auf Lattung. 
Es enthält Gas- und Wasserleitung und entwässert auf Grund einer besonderen Uebereinkunft mit 
den Behörden mittelst Thonrohrleitung in den ehemaligen Stadtgraben, da ein Anschluss an das Siel der 
tiefen Lage des Hauses wegen nicht thunlich war. Der Baugrund ist ein fester, sandiger Lehm; zum 
Schutze gegen Feuchtigkeit ist doppelte Asphaltisolirung und Luftschicht in sämmtlichen Umfassungswänden 
ausgeführt. (Siehe die diesem Berichte beigegebenen Pläne). 
Der Bau wurde Ende Juli 1876 in Generalentreprise an den Unternehmer Paul F. Knacke über 
tragen und wurde wegen des beständig sehr nassen Wetters mit der grössten Mühe bis Ende des Jahres 
fertiggestellt. Die Abnahme erfolgte im Januar 1877; bald darauf, nachdem die noch fehlenden Dekorations 
und Einrichtungsarheiten vollendet waren, wurde das Gebäude bezogen und seiner Bestimmung übergeben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.