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eine Beobachtung in einer anderen als der mittleren Temperatur nicht thunlich ist. Zum Zwecke dieser
Beobachtung ist der Saal mit der Sternwarte telegraphisch verbunden, so dass dieselbe sowohl mittelst
eines in der Sternwarte aufgestellten vom Mechaniker Herrn F u e s s in Berlin gelieferten Chronographen
(elektrischen Registrir-Apparates), als auch direkt durch Vergleichung mit einem in der Abtheilung IV
befindlichen elektrischen Zifferblatte, das mit der Normaluhr der Sternwarte zusammenhängt, ausgeführt
werden kann.
Ausserdem ist dieser Saal seit September 1878 mit der 2. Abtheilung der Seewarte im Seemannshause
durch eine Telephoneinrichtung verbunden, welche von den Mechanikern Herren Paris und Lange in Altona
nach ihrer patentirten Erfindung hergestellt worden ist.
Im Saale selber befinden sich endlich noch verschiedene für die Zwecke des Institutes erforderliche
Apparate, wie Echappement-Modelle, eine Luftpumpe zur Beobachtung des Verhaltens der Chrono
meter bei verschiedenem Luftdrucke, eine Vorrichtung, um den Einfluss von Magneten auf den Gang der
Chronometer ermitteln zu können, ein Arbeitstisch mit Uhrmacherwerkzeug, um den Uhrmachern Abän
derungen in den Chronometern an Ort und Stelle zu ermöglichen; ferner eine Bibliothek sowie die wich
tigsten gegenwärtig erscheinenden Uhrmacherzeitungen zur Orientirung über den Stand der gesammten
Uhrenfabrikation überhaupt.
Das Botenzimmer und der Packraum liegen strassenwärts vor dem Bureau und lassen zwischen sich
einen Vorplatz frei, welcher die Zugänge zu allen drei genannten Zimmern enthält und sich mittelst der
Hausthüre nach einem strassenwärts gelegenen veranda-artigen Portalbau öffnet, der aus der Ansicht-
Skizze erhellt. Dieser Eingang ist nach Süden gerichtet; die Längenrichtung des ganzen Gebäudes fällt sehr
nahe mit dem Meridiane zusammen. Der Raum für hohe Temperaturen ist nur vom Hauptbureau aus
zugänglich.
Das anfänglich zum Packraume bestimmte östliche Zimmer wurde nachträglich dem Abtheilungs-Assi-
stenten provisorisch als Wohnung zur Verfügung gestellt, da es sich als wünschenswerth herausgestellt
hatte, dass derselbe auch Nachts in der Nähe der Sternwarte sei, um event. Beobachtungen zur Zeit
bestimmung anstellen zu können. Der Packraum, welcher zum Aus- und Einpacken der Chronometer, so
wie zum Aufbewahren der Emballage zu dienen hat, wurde in den Keller verlegt. Dieser ist nur von
aussen und zwar vom Garten der Sternwarte aus zugänglich und enthält ausser dem genannten Packraume
einen Eiskeller, die Luftheizung und einen Kohlenraum.
Der Eiskeller dient dazu, die Chronometer bei künstlich erniedrigten Temperaturen zu beobachten.
Er ist ein Raum von 2 m Länge bei 1.86 m Breite, welcher von allen Seiten mit doppelten Mauern um
geben ist, die eine isolirende Luftschicht zwischen sich lassen. Der Fussboden besteht aus einer drainirten
Sandschichte, auf welcher ein Lattengitter liegt, um Kondensations- und Schmelzwasser bequem abführen
zu können. 0.90 m unter dem Parterre-Fussboden und l.so m über dem Fussboden des Eiskellers liegt eine
aus Doppel-T-Eisen und Zinkblech hergestellte Decke über dem ganzen Raum, welche sich kastenartig an
den Wänden fortsetzt. Da der Eiskeller unter dem Eingangsvorplatze liegt, kann durch eine Oeffnung in
der Mitte des Fliesenfussbodens des letzteren der Raum zwischen der erwähnten Blechdecke und der Ge
wölbekappe, welche den Parterrefussboden trägt, mit Eis gefüllt werden. Der Eiskeller hat zwei Thüren,
welche die einzige 0.70 m breite Zugangsöffnung möglichst dicht verschliessen. An den Wänden stehen auf
hölzernen Gestellen verschliesshare Zinkblechkästen mit Lattenhänken zur Aufnahme der Chronometer. Den
Boden der Kästen bilden Blechschiebladen, welche beim Gebrauche des ganzen Apparates mit Chlorkalcium
gefüllt werden können, um jede die Chronometer schädigende Feuchtigkeit möglichst fern zu halten.
Bei Einrichtung dieses Kälteraumes wurde vorausgesetzt, dass die Luft desselben sich unter der kalten
Blechdecke abkühlen und, dadurch verdichtet und schwerer geworden, zu Boden sinken sollte um wärmeren
Theilen den oberen kälteren Raum zu überlassen. Die abgekühlte und niedergesunkene Luft erwärmt sich
im unteren Theile des Raumes durch die nie ganz auszuschliessende Erdwärme, durch die wärmere Luft
der umgebenden Keller und endlich während des Beobachtens durch das Licht und die Person des Beob
achters, steigt dann wieder auf, um oben von Neuem zu erkalten und wieder zu sinken. Der sehr erhebliche
Eisverbrauch erklärt sich daraus, dass die Schmelzung des Eises nicht nur in Folge der von unten durch
den Blechboden wirksamen Wärme des abzukühlenden Raumes erfolgt, sondern zum mindestens ebenso
grossen Theile durch eine Wärmeentziehung aus den ihn umgebenden Gewölben und Mauern. Die hier
beschriebene Einrichtung genügt, um während der Sommermonate eine annähernd konstante Temperatur