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Füssen aufgestellt; um die rasche Benutzung bestimmter Miren zu ermöglichen, wurde das Stativ an den
Boden angeschraubt, so dass es nicht verschoben werden konnte (Mg. 5 und 6). Als Miren wurden be
nutzt der St. Nikolai-Thurm (¿) und der St. Petri-Thurm (¿).
Aus Uebertragungen von dem Zentralpfeiler sowohl, als auch aus direkten Beobachtungen ergab sich
das Azimut der Miren vom Deklinatorium-Stative aus, wie folgt:
Wahres Azimut der Mire St. Nikolaithurm (¿) ... .Nord 90° 51'.io Ost.
„ „ „ „ St. Petrithurm (¿) Nord 80° 36’.35 Ost.
Die Azimute der verschiedenen Miren wurden auch auf geodätischem Wege aus den gegebenen Koor
dinaten der verschiedenen Miren und den Koordinaten des Beobachtungsortes (Zentral-Pfeiler) abgeleitet
und mit den früher angegebenen Werthen übereinstimmend gefunden.
Die Koordinaten des Zentral-Pfeilers sind:
76.82 Meter südlich und 615.48 Meter westlich vom St. Michaelis-Kirchthurm (¿).
Die geographischen Koordinaten des Zentral-Pfeilers des Kompass-Observatoriums sind:
Breite 53° 33' 6" Nord.
Länge von Greenwich ... 9° 58'24" Ost.
Als von der Thermometer-Aufstellung gesprochen wurde, haben wir schon erwähnt, dass in der Nähe
des Kompass-Observatoriums in den Jahren 1876—1878 eine Thermometer-Hütte aufgestellt gewesen ist, in
welcher die zu den Kontrollbeobachtungen benutzten Instrumente in einem Zinkgehäuse aufgestellt waren. * **) )
Diese Hütte war nur an der Südseite (gegen das Kompass - Observatorium zu) mit Brettern verschaalt —
sonst umgab das Zinkgehäuse nur hölzernes Gitterwerk oder Stäbe, damit die Luftzirkulation nicht be
hindert wurde. Das ziemlich hohe Dach fiel nach Norden ab; nach unten war der Kaum vollkommen
offen. Die Höhe der Thermometer über dem Boden betrug 2 Meter; gegen die Bodenbestrahlung schützten
die Instrumente Zink-Verschlüsse, die unten am Gehäuse nach Art der Wild’sehen Aufstellung ange
bracht waren.
Der Vollständigkeit halber ist noch zu erwähnen, dass vor dem Seemannshause, frei nach dem Hafen
zu exponirt, der Signalmast der Seewarte aufgestellt sich befindet, während in der Vorhalle des Seemanns
hauses die Wetterberichte und Hafentelegramme im Wetterkasten*) der Seewarte zur Ausstellung gelangen.
8. Das Gebäude des Chronometer-Prüfungs-Institutes bei der Sternwarte.
(Hierzu Aufriss und Grundpläne und Tafel IV und V.)
Es wurde für den Zweck der 4. Abtheilung der Seewarte — die Prüfung von Marine-Chronometern —
ein grösserer Saal zur Beobachtung bei normaler Temperatur, gleichzeitig Arbeitsraum für den Direktor
der Sternwarte und den Abtheilungsassistenten, ein kleinerer Raum zur Beobachtung der Chronometer in
höherer Temperatur, ein Botenzimmer, ein Packraum, endlich ein Kellerraum zu verschiedenen Zwecken
verlangt. Und zwar sollten diese Räumlichkeiten mit Benutzung des kleinen im Garten der Sternwarte
belegenen Häuschens beschafft werden, in welchem A. Repsold früher seine Theilmaschine stehen hatte,
und welches von der Kaiserlichen Admiralität für das Institut erworben worden war. Da dasselbe nur
aus einem einzigen nicht kellerhohlen Raume von ungefähr 3.50 auf 5.50 m bestand, musste zur Lösung der
eingangs erwähnten Aufgabe zum Anbau neuer Räume geschritten werden.
Diese wurden, wie die diesem Berichte beigegebenen Pläne, Ansichten und Grundrisse zeigen, von den
Architekten Herren Kirchenpauer und Philippi derart disponirt, dass das als vorhanden erwähnte
Häuschen als Raum für die Prüfung bei hoher Temperatur eingerichtet, und die anderen Räume demselben
vorgebaut wurden. Der neue Anbau wurde kellerhohl hergestellt, das alte Gebäude nur im Fundamente da,
wo es an den Keller des Anbaues stösst, unterfangen. Der alte Raum war nur mit Oberlicht versehen; ein
solches erhielt auch der gleich davor liegende grosse Bureau-Saal, welcher ausserdem an den beiden kurzen
Seiten je ein Fenster hat.
In diesem Saale befinden sich in verschliessbaren Schränken jene Chronometer aufgestellt, welche in
einer mittleren Temperatur von 15°—20° Cels. untersucht werden sollen, sei es nun, dass diese Prüfung im
Verlaufe einer längeren Untersuchung nöthig ist, oder dass die betr. Instrumente — wie es bei den von
Schiffen eingelieferten häufig der Fall — dem Institute nur für eine so kurze Zeit übergeben sind, dass
*) Siehe Meteorologische Beobachtungen in Deutschland 1876, Einleitung, Seite IX.
**) Siehe Instruktion für den meteorologischen Dienst der Seewarte, Seite 4.