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Full text: 1, 1878

Die wissenschaftlichen Ergebnisse der ersten im Jahre 1877 abgehaltenen 
Konkurrenz-Prüfling von 34 Marine-Chronometern, 
von 
George Rümker, M. A. 
Direktor der Sternwarte und Vorsteher der Abtheilung IV. 
An der in Gemässheit der von Sr. Excellenz dem Herrn Chef der Kaiserlichen Admiralität unter 
dem 2. December 1875 erlassenen Instruktion für die Deutsche Seewarte, innerhalb der Tage vom 4. Juni 
bis 5. November 1877 in der der Leitung der Hamburger Sternwarte unterstellten IV. Abtheilung der See 
warte — Chronometer - Prüfungs - Institut, — veranstalteten ersten Konkurrenz-Prüfung von Schiffschrono 
metern, hatten sich 9 deutsche und 3 schweizer Fabrikanten durch Einsendung von im Ganzen 34 von ihnen 
angefertigten Marine-Chronometern betheiligt. 
Die Chronometer wurden diese Zeit hindurch, im Ganzen 22 Wochen, in den für die Untersuchung 
in Ahtheilung IV der Seewarte hergestellten Räumlichkeiten täglich zweimal, einmal des Morgens zwischen 
9 und 10 Uhr durch den Ahtheilungs-Assistenten Herrn Kapitain-Lieutenant in der Seewehr von Rentzell, 
und das zweite Mal des Nachmittags zwischen 2 und 4 Uhr, entweder durch den Abtheilungsvorstand oder 
den Observator der Sternwarte Herrn Dr. G. Koch mit einer mit der Normaluhr der Sternwarte in Ver 
bindung stehenden elektrischen Uhr verglichen. Die zur Ermittlung des Standes der Normaluhr erforder 
lichen Zeitbestimmungen wurden von Herrn Dr. Koch in umfassendster Weise am Meridian - Kreise der 
Sternwarte angestellt. 
Während der Tage Juni 18 bis Juli 30 und August 13 bis September 3 wurden die Chronometer 
im Wärmeapparate einer künstlich erhöhten Temperatur ausgesetzt, in den Tagen von September 10 bis 
Oktober 1 und Oktober 8 bis November 5 befanden sich die Chronometer in den Kälteräumen der Ah 
theilung unter den Einwirkungen einer daselbst zeitweise künstlich erniedrigten Temperatur; die übrige 
Zeit hindurch standen die Chronometer in dem Arbeitszimmer der Abtheilung unter den Einflüssen der 
dort stattfindenden ziemlich konstanten Zimmer wärme. 
Die aus den Vergleichungen mit der Normaluhr abgeleiteten täglichen Gänge der einzelnen Chrono 
meter wurden zu wöchentlichen Summen vereinigt und die Beträge seihst, in Zeitsekunden und Zehntheilen 
derselben ausgedrückt, in den nachstehend auf Seite 4—7 angegebenen Gangtabellen I und II eingetragen. 
Während Tab. I diese wöchentlichen Summen der täglichen Gänge nach der Zeit geordnet enthält, giebt 
Tab. II dieselben nach den Temperaturen geordnet an, welchen die Uhren in den betreffenden Wochen 
ausgesetzt worden; die Temperaturen selbst wurden aus den Mitteln der täglich von einem Montage Morgens 
9 Uhr bis zu dem darauf folgenden Montage 9 Uhr Morgens, an den Maximum- und Minimum-Thermometern 
abgelesenen Werthen gebildet, und die so erhaltenen Zahlen, als die jedesmalige Mitteltemperatur für die 
Woche angebend, hier zu Grunde gelegt. 
Bei der Anfertigung dieser Gangtabellen wurden, zur Herstellung der erforderlichen Gleichmässigkeit, 
nur die von Herrn v. Rentzell gemachten Morgenvergleichungen, unter Beseitigung einzelner vermittelst 
der Nachmittagsvergleichungen gefundener Beobachtungs- bezw. Schreibfehler, verwendet. 
Das bei der Untersuchung angewandte Verfahren schloss sich genau an dasjenige an, welches seit 
einer Reihe von Jahren auf der Sternwarte zu Greenwich befolgt wird, und hatte sich die Kaiserliche Admi 
ralität auf Veranlassung der Direktion der Seewarte in dem Konkurrenzausschreiben der letzteren erboten, 
nach Beendigung der Prüfung von denjenigen Chronometern, welche der Ansicht der Direktion gemäss, 
innerhalb der Temperaturgrenzen von +5 bis +30 Grad Celsius die geringste Abhängigkeit im Gange von 
der Temperatur zeigten, und bei denen gleichzeitig die durschnittlichen Schwankungen im wöchentlichen 
Gange am kleinsten geblieben waren, mindestens 4 für die Zwecke der Kaiserlichen Marine zu dem festen 
Preise von M. 900 pro Stück anzukaufen. 
Die hier angegebenen Temperaturgrenzen wurden als diejenigen angenommen, innerhalb welcher 
die Chronometer auf gewöhnlichen Seereisen — abgesehen von Reisen in die Eisregionen — die meiste Ver-
	        
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