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Es wurde in der schon angezeigten Einleitung zu den „Meteorologischen Beobachtungen in Deutschland,
Jahrgang 1876“ erklärt, dass im Garten des Seemannshauses eine Thermometer - Hütte aufgestellt war, in
welcher Kontroll-Beobachtungen über die Temperatur und Feuchtigkeit der Luft ausgeführt wurden. Die
Resultate dieser vergleichenden Beobachtungen wurden daselbst (Seite V) schon in allgemeinen Zügen nieder
gelegt, sollen aber den Gegenstand zu einer eingehenden Arbeit bilden, die bei einer anderen Gelegenheit
veröffentlicht werden wird.
5. Der Thermograph von Hipp und der Barothermograph von Schreiber.
Im Wartezimmer der ersten Etage befinden sich, wie schon angeführt, die Registrir-Instrumente für
Temperatur der Luft und überdies, wie wir sogleich sehen werden, auch für den Luftdruck und die Tem
peratur des Beobachtungs-Zimmers. Der Hipp’sche Thermograph ist in einem Kasten, ganz ähnlicher Art,
wie jener für die Hygrometer und in gleicher Höhe mit demselben vor dem Fenster des Wartezimmers
untergebracht. Auch in diesem Falle ist die Zirkulation der Luft ganz unbehindert und der Einfluss
der Zimmerwärme nahezu ausgeschlossen. Uebrigens ist der Kasten nur etwa 3.0 Meter von der nächsten
Wand des nach Westen liegenden Gebäude-Flügels entfernt.
Der Hipp’sche Apparat ist genugsam bekannt, so dass eine Beschreibung desselben kaum erforderlich
ist; überdies findet sich eine solche in der „Instruktion für den meteorologischen Dienst der Deutschen
Seewarte“, Seite 34, IV. Es ist nur noch zu erwähnen, dass die zu den Registrirungen erforderliche Uhr
im Kellerraume untergebracht und durch eine Drahtleitung mit dem Thermographen verbunden ist.
Ueber den Barothermograph von Dr. Schreiber, dessen Gefäss für das Luftthermometer neben
dem soeben beschriebenen Jalousie-Kasten und in gleicher Höhe mit demselben von der Wand weiter ent
fernt angebracht ist, wurde zwar schon in verschiedenen Schriften Bericht erstattet, u. A. in Carl’s
Repertorium der Physik, Jahrgang 1878, Seite 471, allein, da der in der Seewarte aufgestellte Apparat der
erste und auch noch immer der einzige seiner Art ist, so kann hier eine eingehende Besprechung desselben
nicht entbehrt werden. Ehe wir jedoch die nachfolgende Beschreibung, welche wir der Feder des Erfin
ders des Apparates verdanken, geben, mögen hier nur die ganz allgemein gehaltenen historischen Notizen,
welche auf denselben einen Bezug haben, eine Stelle finden.
Zur Zeit der 49. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, welche bekanntlich in Hamburg
tagte, legte Herr Dr. Schreiber dem Direktor der Seewarte die Zeichnungen zu diesem Apparate vor,
indem er gleichzeitig in eingehendster Weise die Konstruktionsprinzipien darlegte. Auf diese Erklärungen
hin — Versuche lagen noch nicht darüber vor — wurde der Apparat von der Direktion der Seewarte be
stellt und gelangte im Oktober 1877 zur Aufstellung. Obgleich der Aufstellungsraum ein für solche Mes
sungen ungenügender genannt werden muss, funktionirte der Barothermograph seit jener Zeit in bester
Weise und ununterbrochen.
Der Barothermograph besteht aus drei Instrumenten, welche, Avie schon durch den
Namen ausgedrückt ist, die Temperatur und den Druck der Atmosphäre und auch die Temperatur des
Instrumentes selbst angeben.
Als Barometer dient ein sogenanntes Wagebarometer, während zur Messung der Temperaturen Luft
thermometer in Anwendung kommen. Die manometrischen Apparate, welche Luftthermometer, bei denen
das Volumen sich nur wenig ändert, verlangen, sind nach dem Prinzip des Wagebarometers konstruirt.
Es bestehen demnach die eigentlichen Messapparate aus ähnlichen Instrumenten und konnten deshalb alle
Einrichtungen symmetrisch gemacht, namentlich die automatischen Markirungen nach demselben Prinzip
eingerichtet werden.
Wir gehen von dem Instrument 4 Abbildungen. Die ersten drei auf Tafel II stellen die einzelnen
Instrumente in schematischen Schnittzeichnungen dar, während die vierte das ganze Instrument zur An
sicht bringt. *
Fig.l ist der Barograph. Die Röhre a desselben hängt, durch ein Gegengewicht b balanzirt, an einer
Rolle c, deren Achse mit rollender Reibung sich auf dem Umfang einer zweiten Rolle d bewegt und nur
durch die Backen e vor dem Herabgleiten geschützt ist. Die Rolle d bewegt sich bei f in Lagern von
Phosphorbronze und bildet eine Friktionsrolle, welche die Bewegung von c möglichst leicht macht.
Die rollende Reibung der Achse \ r on c und die Reibung an den Backen e kann als Null betrachtet
werden, wenn nur der Apparat gut vertikal steht. Demnach bleiben nur noch die Widerstände der glei