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III. Die Einrichtungen der Deutschen Seewarte.
1. Die Einrichtung der Zentralstelle.
Ein Institut von so eigenartiger Thätigkeit, wie jene der Deutschen Seewarte, als Zentralstelle für die
maritime Meteorologie und das Sturmwarnungswesen für das Gebiet des Deutschen Reiches, bedarf, um allen
Ansprüchen, welche mit Bezug auf die Registrirung der meteorologischen Elemente und die Vergleichung
der Instrumente erhoben werden müssen, zu entsprechen, eines besonderen, für die Zwecke gebauten Hauses.
Bei der Einrichtung der Deutschen Seewarte war man sich dessen vollkommen bewusst, da aber ein solches
Gebäude nicht in der Eile beschallt werden kann, so galt es, das Institut zunächst in provisorischer
Weise in einem nach Lage und Einrichtung einigermaassen passenden Hause unterzubringen. Die Räume
und die Umgebung des Seemannshauses boten dafür die beste Gelegenheit. Die isolirte Lage dieses
schönen Gebäudes auf der Elbhöhe und die Zugänglichkeit desselben vom Hafen her sicherten einerseits
den in und bei demselben ausgeführten meteorologischen und magnetischen Beobachtungen einen vollen
Werth, während andererseits Seeleute, ohne weit aus ihrem Wege zu gehen, der in demselben unterge
brachten Seewarte einen Besuch abstatten und daselbst verkehren konnten. Dazu kam noch der Umstand,
dass die Norddeutsche Seewarte während der Jahre 1868—1874 gleichfalls im Seemannshause ein Unter
kommen gefunden hatte und die Mitarbeiter des Institutes einmal an den Verkehr dahin gewöhnt waren, um
die Wahl rasch zu Gunsten desselben zu entscheiden. Auch die früher daselbst ausgeführten meteorologischen
Beobachtungen machten es wünschenswerth, dass wegen des Anschlusses derselben an eine neue Reihe der
Platz nicht gewechselt werde.
Die Norddeutsche Seewarte hatte nur einen Theil der ersten Etage — im östlichen Flügel — innege
habt. Bei der für das Institut projektirten Ausdehnung konnten diese Räumlichkeiten nicht genügen und
es musste daran gedacht werden, noch weitere Zimmer für die Zwecke der Seewarte zur Verfügung zu
erhalten. Man kam denn auch von Seiten der Verwaltung des Seemannshauses den Wünschen der Ad
miralität bereitwilligst mit Rücksicht auf diesen Punkt entgegen und es wurde der Miethsvertrag, der in
seinen wesentlichsten Theilen schon Ende 1874 festgesetzt worden war, unter dem 15. März 1875 abge
schlossen.
Ehe an ein Beziehen der für die Seewarte bestimmten Räume gedacht werden konnte, mussten so
wohl erhebliche Aenderungen in der Eintheilung der zur Verfügung gestellten Zimmer vorgenommen, als
auch Neueinrichtungen von Instrumenten - Räumen, Observatorien u. s. w. getroffen werden. Die damit
verknüpften Arbeiten nahmen einen beträchtlichen Theil des Jahres 1875 in Anspruch und selbst in späte
ren Jahren musste mit der Erweiterung, der wachsenden Bedeutung des Institutes und den steigenden
Anforderungen, welche dasselbe zu stellen hatte, die Zahl der Arbeits- und Beobachtungsräume stets ver-
grössert, neue Räume zu den ursprünglich benutzten in Miethe und Verwendung genommen werden. Einen
bestimmenden Einfluss äusserten auf diese stete Ausdehnung in erster Linie die Erweiterung der Bibliothek
und der Instrumenten-Sammlung, sowie die Einrichtung eines Lesezimmers, die Aufstellung neuer Apparate
zum Registriren der Beobachtungen u. s. w.
Es könnte nur von geringem Interesse sein, wollte man die in der Reihe der vier Jahre seit dem
Bestehen der Seewarte durchgeführten Aenderungen in den Einrichtungen und in der Eintheilung der Zimmer
hier alle darlegen. Die Grösse dieser Metamorphosen wird genugsam durch die Thatsache beleuchtet, dass in
den ersten Tagen des Bestehens das Institut nur 5—6 Räume okkupirte, während dasselbe Ende des Jahres
1878 in 13 Zimmern seine Thätigkeit entfaltete. Dabei muss hervorgehoben werden, dass trotz dieser Zu
wachse an Räumen keine Zimmer erübrigt werden konnten, die etwa zur Wohnung eines Beamten hätten
verwendet werden können, wie wünschenswerth eine solche Verwendung auch im Interesse der ausgedehnten
Beobachtungen gewesen sein würde.
Wenn im Nachfolgenden eine Beschreibung der Räumlichkeiten und der Einrichtungen der Seewarte
gegeben wird, so bezieht sich die Schilderung auf den Stand der Dinge am Ende des Jahres 1878. Die
von der Seewarte eingenommenen Räume im Seemannshause liegen, mit Ausnahme der Abtheilung III für
Wetter-Telegraphie und Küsten-Meteorologie, welche im Mitteltheile der zweiten Etage untergebracht ist,
in dem nach Osten gelegenen Flügel B, Fig. 1.