9
um der erforderlichen baulichen Einrichtungen halber, die Thätigkeit zuerst der provisorischen, sodann
vom Jahre 1876 an der definitiven Direktion erheblich beanspruchen, da es nicht nur galt, die Pläne fest
zustellen, sondern auch die zur Gewinnung des Grund und Bodens, zur Ueberlassung der vorhandenen
Baulichkeiten u. s. w. erforderlichen Schritte einzuleiten und zur Durchführung zu bringen. Wie dem auch
sein mag, es konnte das Institut mit dem Beginne des Jahres 1876 in provisorischer Weise wenigstens die
Chronometer-Prüfungs-Arbeit aufnehmen. Es mag hier noch erwähnt werden, dass es wünschenswerth er
schien, den Vorstand der Abtheilung IV, Direktor Rümker, welcher im Aufträge der Hamburger Be
hörden die Special Loan Exhibition in South Kensington*) im Sommer 1876 besuchte, von Seiten der Seewarte
zu delegiren, die Chronometer-Institute in Greenwich und Liverpool in Augenschein zu nehmen mit
der Absicht die dabei gemachten Erfahrungen bei der Anordnung der zu treffenden Einrichtungen ver-
werthen zu können. In den schon angezogenen Abschnitten über Einrichtung des Chronometer-Institutes
und die darin ausgeführte Arbeit wird eingehend über diesen Gegenstand gehandelt werden, weshalb hier
von allen weiteren Erörterungen darüber Abstand genommen wird.
Unterdessen hatte sich die Thätigkeit in den einzelnen Abtheilungen soweit gestaltet und war in dem
Maasse in die Bahnen systematischer Arbeit eingewiesen, dass es an der Zeit schien, nunmehr die von Sr.
Exzellenz dem Chef der Kaiserlichen Admiralität unter dem 2. Dezember 1875 erlassene allgemeine
„Instruktion für die Deutsche Seewarte“ in Kraft treten zu lassen. Diese Instruktion normirte die Gesammt-
thätigkeit des Institutes, die Verwaltung und den Arbeitskreis (in Gemässheit des § 6 der Kaiserlichen Ver
ordnung vom 26. Dezember 1875) für die Zentralstelle, wie für die Zweigorgane.
Unter dem 13. Januar 1876 wurde nun auch der bisherige Hydrograph der Kaiserlichen Admiralität
und stellvertretende Vorstand des hydrographischen Bureaus, Professor Dr. Neu may er, durch allerhöchstes
Dekret Sr. Majestät des Kaisers zum Direktor der Seewarte ernannt; derselbe konnte aber erst am
17. März dauernd seinen Wohnsitz in Hamburg nehmen und damit die Leitung des Institutes dem ganzen
Umfange nach übernehmen.
Zu jener Zeit bestand das Personal der Seewarte aus den hier benannten Personen:
Abtheilung I: Vorstand Kapitän W. Wagner, Hülfsarbeiter die Kapitäne Mewes, Haltermann
und Hegemann; Abtheilung II: Vorstand Kapitän Koldewey, Hülfsarbeiter H. Eylert; Abtheilung III:
Vorstand Dr. W. Koppen, Hülfsarbeiter W. Rein er t, Kapitän Felberg, Telegraphist von Amelunxen;
Abtheilung IV: Vorstand Direktor G. Rümker, Assistent Dr. Wittstein; Sekretär u. Registrator Koch.
Wir genügen nur einer Pflicht, indem wir die Namen dieser Herren hier einzeln aufführen, da ein
jeder derselben je nach seiner Stellung nach Kräften dazu beitrug, dass die für das Gedeihen des jungen
Institutes nicht besonders förderliche Periode des unvermeidlichen Provisoriums während des Jahres 1875
mit dem möglich besten Erfolge zurückgelegt werden konnte.
Mit dem Beginne der zweiten Hälfte des Jahres 1876 konnte die Organisation des Institutes in allen
ihren Theilen soweit als beendet angesehen werden, dass der volle Arbeits-Plan, sowohl in der Zentral
stelle als in den Nebenstellen, zur Durchführung gelangte. Nur mit der Ausübung der Witterungsprognosen
und der Sturmwarnungen wurde in Gemässheit der Stipulationen des Wiener Kongresses, wonach erst
ein Jahr nach der Einrichtung eines Systemes diese Arbeit aufgenommen werden soll, erst am 1. September
der Anfang gemacht.
Wie sich die Einrichtung und die Thätigkeit des Institutes der Deutschen Seewarte im Laufe der Zeit
zum gegenwärtigen Umfange entwickelte, auf welcher Grundlage sich die Erweiterungen zu vollziehen hatten,
wird aus den Darlegungen der Spezial-Berichte genugsam hervorgehen.
Zum Schlüsse dieses allgemeinen Theiles der Geschichte der Seewarte mag hier noch erwähnt werden,
dass es wegen der vielfachen Interessen der freien und Hansastädte an dem gedeihlichen Wirken der See
warte für die Schiffahrt wünschenswerth erschien, je einen besonderen Vertreter des Institutes in den resp.
Senaten zu haben, und dass daher von einer jeden derselben ein Kommissär für die Deutche Seewarte ernannt
wurde. Diese Kommissare waren: für Hamburg Se. Magnifizenz Herr Bürgermeister Dr. Kirchenpauer, für
Bremen Herr Senator Dr. Meier, für Lübeck Herr Senator Dr. Pies sing. Diese Einrichtung trug
wesentlich dazu bei, dass die Verhandlungen und Vereinbarungen, welche mit Rücksicht auf die Thätigkeit
der Seewarte mit den Behörden der einzelnen genannten hohen Senate, von Anfang an und von Zeit zu
Zeit, anzustreben waren, zu einem raschen und, es kann wohl hinzugefügt werden, in allen Fällen be
friedigenden Abschlüsse gebracht werden konnten.
*) Special Loan Collection of scientific Apparatus.
Archiv. 1878. 1.
2