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den, veranlasst wohl durch ungenügende Erklärung; es sind in diesen Fällen 50°,0 hinzuzulegen, also —4,8
ist zu telegraphiren 548, —0,2 tel. 502, —10,0 tel. 600.
Mit dem Beginne des Jahres 1876 erhält die wettertelegraphische Korrespondenz der Deutschen Seewarte
ihre definitive Gestaltung. Von den inländischen Stationen wünscht die Seewarte von diesem Termine an Tele
gramme nach den folgenden Schematen zu erhalten:
des Morgens, entweder (1) BBBWW SHTTT
oder (2) BBBWW SHTTT T'T'T'RR MMmmF
des Nachmittags aber (3) BBBWW SHTTT T'T'T'OF.
Der Sinn dieser Formeln ist in der beiliegenden Erklärung auseinandergesetzt, mit Ausnahme der mit dem
Buchstaben F bezeichneten Stelle, welche folgendermaassen auszufüllen ist:
0 = wolkenloser, aber blasser Himmel (vgl. 9).
1 = Cirri;
2 = Cirro-strati oder leicht überzogen (Palliocirrus nach Poey) ;
3 = Cirro-cumuli („Schäfchen“) ;
4 —- Cumuli und Cumulostrati („Sommerwolken“);
5 = Strati, Stratocumuli (nach Kämtz), Fractocumuli und Palliocumulus (nach Poey), auch Nimbus
(nach Howard), vgl. indessen 6;
6 = schwere, dunkle Wolken;
7 = mehrere Schichten Wolken verschiedener Art über einander:
8 = Nebel, Himmel unsichtbar;
9 = tiefblauer Himmel.
Sie würden, geehrter Herr, die Unterzeichnete Direktion sehr verbinden durch tägliche Berichte (auch an
Sonn- und Feiertagen) nach dem Schema.
An alle diese Berichte können, je nach Bedarf, Bemerkungen angehängt werden, deren Form indessen stets
möglichst knapp sein muss. Zu dem früher darüber Gesagten ist nur noch hinzuzufügen, dass von Orten, die
am offenen Meere liegen, stets oder doch möglichst oft die Hinzufügung des Seegangs nach der Skala 0—9 und
in der Form „See 5“ u. s. w. gewünscht wird, so wie, dass Beobachtungen über den Zug der Wolken, namentlich
der höheren, für die Seewarte von grossem Interesse sind. Bei den Angaben darüber ist indessen die Zeit,
wann die Beobachtung gemacht, so wie der gleichzeitige Wind und die Art der betr. Wolken zu vermerken, in
der Art: „gestern 9 p. m. Circum von WNW,, darunter Cum von SW, Wind SW. U Auch die Bewegungen des
Meerwassers haben für die Zwecke der Seewarte grosse Wichtigkeit, und insbesondere sind von den Küsten
plätzen der Ostsee alle aussergewöhnlichen Erscheinungen in dieser Hinsicht in dem Telegramme zu erwähnen,
so namentlich sehr hohe und sehr tiefe Wasserstände, so wie starke Strömung in den Wasserstrassen und in
den Flussmündungen, insbesondere wenn der Strom die Richtung aus dem offenen Meere nach binnen besitzt.
Was die Reduktion der Barometerstände auf das Meeresniveau betrifft, so glaubt die Direktion, aus mehr
fachen Gründen, folgenden Weg einschlagen zu müssen. Sie ersucht die Beobachter, diese Reduktion an den
Barometerständen vor Aufnahme derselben in das Telegramm zwar durchgängig vorzunehmen, jedoch ohne Be
rücksichtigung der jeweiligen Lufttemperatur. Das folgende Täfelchen giebt die Grösse der Reduktion für Ihre
Station in Millimetern, unter Annahme der Meereshöhe derselben = . . . . Meter und einer mittleren Temperatur
der Luftschicht zwischen der Station und der Meeresfläche = .... °C, wie dieses dem vieljährigen Jahres
mittel Ihres Ortes entspricht.
Barometerstand
700
710
720
730
740
750
760 | 770
780
Reduktion
Da dieses Täfelchen denselben Eingang (nämlich die Barometerstände) hat, wie die Tafel zur Reduktion
der Quecksilbertemperatur auf 0°, so kann es überall, wo die Skala des Barometers in Millimeter getheilt ist,
durch Addition mit jener zu einer einzigen Tafel verbunden werden, was für die Sicherheit der Ergebnisse von
Vortheil ist, weil in jeder Korrektion mehr auch eine Fehlerquelle mehr gegeben ist.
Die Schwierigkeiten und Mängel der Methode einer Reduktion der Barometerstände auf den Meeresspiegel
liegen anerkanntermaassen in zwei Dingen: in der Unsicherheit der Bestimmung der mittleren Temperatur der
zwischenliegenden Luftschicht und in der nicht völligen Uebereinstimmung der horizontalen Druckvertheilung
in verschiedenen Niveauschichten. Beide Ursachen machen eine volle Beurtheilung des wahren Sachverhalts
nur dort möglich, wo man eine Uebersicht über den gleichzeitigen Witterungszustand über grösseren Räumen
besitzt, beide verhindern aber zugleich durchaus nicht, dass die Barometerstände durch eine unter gewissen
vereinfachenden Voraussetzungen berechnete Reduktion eine für die sofortige Benutzung in der Praxis völlig
genügende Vergleichbarkeit erhalten und auch als Material für die strenge Untersuchung ihren Werth völlig
beibehalten. Speziell für die Reduktion auf das Meeresniveau wird an der Seewarte für jede der Stationen ein
Täfelchen entworfen, welches die Korrektionen enthält, die an die in den Telegrammen enthaltenen Stände an
zubringen sind, wenn man mit einer anderen als der angenommenen Mitteltemperatur die Reduktion ausführen will.