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No. 5.
Einladungsschreiben Dr. Neumayer’s zur Konferenz,
gerichtet an die Herren E. Scott, die Professoren Buys-Ballot, Mohn und Eubenson
und Kapitain Hoffmeyer.
Sehr geehrter Herr und Kollege!
Bisher zeigte die Wettertelegraphie Nordwest-Europa’s eine schwer fühlbare Lücke, indem von Deutschland
nur unvollkommene telegraphische Mittheilungen über die atmosphärischen Vorgänge, sowohl im Innern des
Landes als auch an der Küste, nach den Nachbarstaaten gelangten. Durch diesen Mangel wurde einerseits die
Wetterprognose wesentlich erschwert, während andererseits ein genaues Studium der einzelnen Phänomene mit
telst Bulletins und synoptischer Karten kaum möglich war. Diesem nach jeder Eichtung hin hemmenden Um
stande ist durch die Gründung der Deutschen Seewarte, deren III. Abtheilung ausschliesslich der Wettertele
graphie und Sturmwarnung gewidmet ist, und durch Ausstattung derselben mit entsprechenden Mitteln und Kräften,
in wirksamster Weise abgeholfen worden, so dass sich hinfort auch Deutschland an den Arbeiten auf dem be-
zeichneten Gebiete wird betheiligen können. Demnach dürfte es jetzt an der Zeit sein, durch ein Ueberein-
kommen der Direktoren der verschiedenen Zentralstellen für Wettertelegraphie und Sturmwarnung den tele
graphischen diesbezüglichen Verkehr nach gemeinsamen Normen zu regeln, die möglichen Leistungen der einzelnen
Staaten abzuwägen und einzufügen in das System für NordAvest-Europa, Es ist gewiss nicht nothwendig, dass
ich die Vortheile eines solchen Uereinkommens hier des Näheren auseinandersetze, indem dieselben einem Jeden,
dessen Beruf es ist, sich mit Wetterstudien zu beschäftigen, sofort in die Augen fallen.
Ich erlaube mir daher, Ihnen den Vorschlag zu einer Zusammenkunft zu dem besonderen Zwecke einer Be
sprechung, die sich lediglich auf den angegebenen Zweck zu beziehen hätte, zu machen, und beehre mich, an
Sie die Bitte zu richten, sich am 11., 12. und 13. nächsten Monats hier einzufinden, da es als höchst wünschens-
werth erscheint, dass schon mit dem Beginne des nächsten Jahres die neue Ordnung der betreffenden Angelegenheit
Platz greifen kann.
Zum ZAveck allgemeinster Orientirung mit Eücksicht auf die zu behandelnden Fragen habe ich mir erlaubt,
in der Anlage die Punkte hervorzuheben, auf deren Erledigung es nach meinem unmaassgeblichen Dafürhalten
zunächst ankommt, und bitte Sie ganz ergebenst, die Güte zu haben, mich mit einer gefälligen Eückäusserung
Ihrer Ansicht darüber sowohl, als wie über etwaige Aenderungen und Hinzufügungen baldigst zu beehren, damit
aus den verschiedenen e\ T entuell einkommenden Vorschlägen, ein, für die bevorstehenden Besprechungen ad hoc
passender Anhalt gewonnen werden kann.
Durch identisches Zirkular werden die in Nachfolgendem genannten Herren gebeten, Sich an diesen Be
sprechungen, die einen durchaus privaten Charakter tragen sollen, zu betheiligen: Buys-Ballot, Hoffmeyer,
Mohn, Eubenson und Scott. Es wurde ein jeder dieser Herren, Avie dies in Ihrem Falle besonders ge
schieht, dringend gebeten, der Einladung Folge zu leisten und gebe ich mich der Hoffnung hin, dass es einem
jeden der Herren Direktoren möglich sein wird, Sich bei dieser Gelegenheit einzufinden, um jene Einheit in die
gemeinsame Arbeit zu bringen, welche allein den Fortschritt unserer Wissenschaft zu sichern vermag.
Indem ich mich Sie zu bitten beehre, mir recht bald eine zusagende Antwort senden zu wollen, A'er harre
ich unter freundlichsten Grossen
Ihr ergebenster
Hamburg, den 15. November 1875. (Deutsche Seewarte.)
(gez.) Dr. Neumayer.
Geehrter Herr ! ^°‘
In einem Schreiben vom 24. November d. J. hat die Kaiserliche Generaldirektion der Telegraphen ihre
Genehmigung dazu ertheilt, dass vom 15. bis zum 23. und vom 28. bis zum 31. Dezember probeweise tägliche
Observations - Depeschen von Ew. Wohlgeb. durch das Telegraphenamt angenommen und nach Hamburg an die
Deutsche Seewarte gebührenfrei und mit dem Vorzüge befördert Averden, welcher den Staatsdepeschen zukommt.
Unter Bezugnahme auf Ihre freundliche diesbezügliche Einwilligung ersucht Sie die Unterzeichnete Direk
tion, vom besagten Tage an je eine Depesche täglich, enthaltend die Beobachtung um 8 Uhr Morgens, an die
Seewarte einzusenden, welche Depesche einstweilen nur aus zwei fünfstelligen Ziffergruppen zu bestehen hätte
(vgl. beifolgende Erklärung): BBBWW, SHTTT,
an welche je nach Bedarf kurze Bemerkungen in Worten zu fügen sind.
Gleichzeitig bittet Sie jedoch die Direktion ergebenst um baldgefällige Nachricht darüber, ob Sie geneigt
und in der Lage seien, auf eine Bereicherung der Depesche durch einige weitere Angaben einzugehen, unter
denen zunächst zu nennen wären: „ ,,,,,,
T T T BB, MMmm,
wovon T'T'T' sich auf den betr. Morgen,
ferner:
8 h , der Eest sich auf die vorhergehenden 24 Stunden bezieht, und
BBBWW, SHTTT