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schrieben sind. Die erste regelmässige Sitzung dieser Art fand statt am 26. Januar 1876, die 97. der
selben am 2. Januar 1879 und weist das darüber geführte Protokollbuch nach, wie in denselben Alles zur
Besprechung gelangte, was für das Institut im Allgemeinen und das Zusammenwirken der einzelnen Ab
theilungen im Besonderen von Interesse war.
Sind schon an und für sich für ein junges Institut die Schwierigkeiten sehr erheblich, welchen es be
gegnet, indem es sich durch die ersten Anfänge einer weitverzweigten, in vieler Hinsicht noch nicht fest
definirten Thätigkeit zur vollen und bestimmten Gestaltung seiner Organisation durchzuarbeiten bestrebt
sein muss, sich die Unterstützung und Achtung des nautischen Publikums, für welche in erster Linie sein
Wirken berechnet ist, zu erwerben, so war dies noch ganz besonders der Fall in der ersten Zeit des Be
stehens der Seewarte und zwar unter den zum Theil schon in Obigem dargelegten Verhältnissen. Es galt
nicht nur die Einrichtung einer Zentralstelle für meteorologische und magnetische Arbeiten durchzuführen,
vielmehr war auch die Auswahl und Einrichtung einer grossen Anzahl von Nebenstellen erforderlich, der
Schwierigkeit in der Beschaffung tauglicher Instrumente gar nicht zu gedenken, und gewiss wäre es gerade
mit Rücksicht darauf von der grössten Wichtigkeit gewesen, wenn sich ein erfahrener Direktor den verschie
denen Aufgaben, welche hier zu lösen waren, hätte ganz widmen können. Dass dieses sich als nicht möglich
erwiesen hatte, involvirte eine Reihe neuer Schwierigkeiten, deren Ueberwindung in der That nicht uner
hebliche Anstrengungen von Seiten Aller erheischte, die in irgend einer Weise mit der Einrichtung und Ar
beit des Institutes betraut waren. Ferner könnte die Geschichte der Seewarte während des Jahres 1875
vielfachen Anlass geben, von den Unterhandlungen zu sprechen, die mit der Gewinnung und Kompletirung
des Gesammt-Personales verknüpft waren und wobei die Entscheidung des leitenden Gelehrten unentbehrlich
war. Auch hätte der Chronist von Anfeindungen, die das junge Institut zu erfahren hatte, zu berichten,
welche die, mit der Schaffung und zur Geltungbringung von Einrichtungen dieser Art verknüpten Hinder
nisse noch vermehrten. Allein es ist lehrreicher und erfreulicher zugleich, über Alles dies hinweggehend,
sich der Darlegung der Entwickelung und den Fortschritten, welche die Deutsche Seewarte schon am Ende
des unter so ungünstigen Umständen verbrachten Jahres 1875 zu verzeichnen hatte, zuzuwenden.
Durch eine Anzahl von Zirkularen, welche an die verwandten Institute des In- und Auslandes, an die
Zweigorgane der Seewarte und das nautische Publikum gerichtet waren und wovon die wesentlichsten unter
Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3 des Anhanges zu diesem Berichte wiedergegeben sich befinden, wurde die Deutsche
Seewarte zunächst mit jenen Faktoren, auf deren Mitwirkung und Zusammenwirken sie vor Allem angewiesen
war, in nähere Beziehung gebracht. Vor Allem musste die Direktion darauf Bedacht nehmen, dass in
keiner Weise eine Unterbrechung in der Thätigkeit der bestehenden Organisation der meteorologischen
Arbeit zur See, wie sie von dem früheren Institute bereits geschaffen war, eintreten konnte, vielmehr
musste der Erweiterung der Kooperation durch die Kapitäne der Handels - Marine alle Sorgfalt zuge
wendet und solche Maassnahmen getroffen werden, welche die Pflege der verschiedenen, durch die Kaiser
liche Verordnung vorgeschriebenen Arbeits-Richtungen in thunlichster Ausgiebigkeit anbahnten, beziehungs
weise sicherten. Wie dies geschah und mit welchem Erfolge, ergiebt sich aus den Spezial-Berichten über
die Thätigkeit der einzelnen Abtheilungen.
Es lag in dem für die Einrichtung der Seewarte entworfenen Plane, dass sobald als möglich die Ab
theilung III in die meteorologische Arbeit an der Küste und namentlich in die Wettertelegraphie zu Zwecken
des Sturmwarnungswosens und der Mittheilung von Witterungsnachrichten an das Publikum durch die
Presse, eintreten sollte. Aus Gründen, deren Darlegung an dieser Stelle kaum einen Zw r eck haben könnte,
konnte die Aufnahme dieses Zweiges der Thätigkeit erst für den Beginn des Jahres 1876 in’s Auge gefasst
werden. Wie es erforderlich war, zu diesem Zwecke Unterhandlungen mit den Telegraphen-Behörden des
In- und Auslandes, die darauf abzielten, den telegraphischen Verkehr zu regeln, zu führen und zwar so,
dass dieser Verkehr nicht nur angebahnt, sondern auch so gefestigt wurde, dass eine systematische, fort
laufende und ganz darauf beruhende Arbeit, wie die Herausgabe von Bulletins, unternommen werden konnte,
das erhellt am deutlichsten aus den Darlegungen im Abschnitte IX dieses Berichtes, da wo von der
Entwickelung der deutschen Wettertelegraphie die Rede ist. Wir können uns um so eher auf jene Dar
legungen hier beziehen, als wir auch im Anhänge unter Nr. 4 die Grund-Prinzipien zur Kenntniss bringen,
nach welchen sich die Einrichtung des regelmässigen meteorologischen Dienstes der Seewarte entwickeln
sollte. Nur soviel sei hier noch erwähnt, wie der Umstand, dass eine einheitliche Organisation der Meteo
rologie im Deutschen Reiche mangelte, die Lösung der der Seewarte nach dieser Richtung gestellten Auf