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XII. Vorarbeiten zu einigen in Anregung gebrachten
Erweiterungen in der Thätigkeit der Seewarte und für den Neubau
eines Dienstgebäudes.
Es wurde in der Einleitung zu diesem Berichte dargelegt, wie die bei der Organisation der Deutschen
Seewarte maassgebend gewesenen Gesichtspunkte in vieler Hinsicht neu und anderwärts noch nicht zur
Geltung gebracht waren, so dass dabei andere Institute hätten zum Vorbilde dienen und den ausserhalb
des in’s Lehen tretenden Institutes Stehenden ein volles Verständniss des Wesens desselben hätten er
leichtern können. In Folge dessen mag es denn auch natürlich erscheinen, dass sofort und in den ersten
Jahren des Bestehens vielfach von berufener Seite die Anregung zu Erweiterungen der Thätigkeit und des
Organisationsplanes der Seewarte gegeben wurde; auch wurde schon an jener Stelle besonders ausgeführt,
weshalb namentlich das junge Institut nicht als Zentralstelle für die Meteorologie und Physik der Erde für
das Deutsche Reich, wo eine diesbezügliche Organisation noch mangelte, funktioniren konnte und durfte.
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Wie bereitwillig andererseits in die Pflege der ausübenden Witterungskunde für das Gebiet des Reiches
eingetreten wurde, haben wir zur Genüge in Abschnitt IX ausgeführt, während in der Behandlung dieses Ab
schnittes weiterhin Gelegenheit gegeben werden wird, auf die verschiedenen Schritte, die von Seiten der Direktion
gethan, um die Konsequenzen aus jener Bereitwilligkeit zu beachten und zu fördern, zurückzukommen. Es wird
dagegen nicht weiter erörtert werden, wie verschiedene Erweiterungen der Thätigkeit der Seewarte, beispiels
weise die zahlreichen detaillirten Witterungsberichte für einzelne Fälle, welche mit dem Inkrafttreten des
See-Unfall-Gesetzes seitens der Seeämter der Küste gefordert und auch von Abtheilung I abgegeben
wurden und die schon erwähnte Prüfung der Signal-Laterne für Schiffe u. a. m., das Institut wesentlich be
lasten mussten; es mag nur betont werden, dass die Direktion, wie gern sie auch auf solche beabsichtigte
Inanspruchnahme ihrer Beihülfe einging, stets bestrebt war, sich von der Bahn nach den grossen, ihr vor
gesteckten Zielen nicht durch Aufgaben von untergeordneter Bedeutung abdrängen zu lassen. Allein es ist
unumgänglich nothwendig, noch auf zwei Gegenstände, ausser dem schon genannten über Wettertelegraphie,
des Näheren einzugehen, deren Behandlung der Direktion der Seewarte erhebliche Schwierigkeiten und
Arbeiten verursachte; es sind dies die Einrichtung eines Instruktionskursus für die Aspiran
ten der Lehrerstellen an den Navigationsschulen und der Neubau eines Dienstgebäudes.
Die Vorarbeiten für die genannten Gegenstände werden in der hier gegebenen Reihenfolge kurz be
sprochen werden.
1. Die Einrichtung eines Instruktionskursus für die Navigationslehrer-Aspiranten.
2. Die Organisation eines meteorologischen Dienstes im Interesse der Land- und Forstwirthschaft.
3. Der Neubau eines Dienstgebäudes für die Deutsche Seewarte.
1. Die Einrichtung eines Instruktions-Kursus für Narigationslehr er-Aspiranten.
Schon im Frühjahre 1875 wurde aus Navigationsschul-Kreisen bei der Kaiserlichen Admiralität der
Gedanke angeregt, dass das junge Institut der Deutschen Seewarte Navigationslehrern oder solchen, welche
es werden wollen, Gelegenheit geben müsste, sich in allen Dingen, welche sich auf Instrumentenkunde, auf
Meteorologie und Magnetismus in der Navigation beziehen, auszubilden.
Ganz abgesehen von den mehrfachen Bedenken, welche gegen die Aufnahme dieses Gedankens von
Seite der Seewarte geltend gemacht werden konnten und mussten, hatte die Direktion in dieser Sache den
Standpunkt einzunehmen, der sich dahin präzisiren lässt, dass unter allen Umständen der Sache nicht näher
getreten werden dürfe, so lange nicht die Organisation des Institutes in feste Bahnen gewiesen und auf allen
demselben zur Bearbeitung angewiesenen Gebieten eine feste Grundlage gewonnen sei, dass aber, für den
Fall der Aufnahme der Einrichtung eines Instruktionskursus für Navigationslehr er-Aspiranten bei der See
warte, der Besuch eines solchen für Alle, welche sich diesem Berufe widmen wollen, obligatorisch zu sein
hätte. Der mit der besagten Einrichtung verknüpfte Kostenaufwand und die dadurch verursachte Mehr