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den Abend, resp. Verbindung derselben mit dem Nachmittagsbericht, Avird die grösstmögliche Vollständigkeit
derselben erreicht, da auch die verspäteten Telegramme jetzt Aufnahme in dieselben finden können. So
kommt das, die Morgenbeobachtung von 7 französischen Stationen bringende Sammeltelegramm erst zwischen
l h und 3 h , das Sammeltelegramm mit einigen russischen Stationen aus Petersburg wenig früher, das Tele
gramm mit den italienischen Stationen sogar, wie schon mitgetheilt, erst gegen 4 h p. m. an.
Dagegen würde es wenig Nutzen bieten, die Herausgabe der Wetterkarten auf einen früheren Termin
zu verlegen, da selbst bei Versendung derselben mit den Tagesschnellzügen dieselben an den wichtigsten
Orten, z. B. Berlin, doch nicht früher als am anderen Morgen zur Vertheilung gelangen könnten.
Abonnement und Versendung von Freiexemplaren. Die Vertheilung der Wetterberichte an die Em
pfänger innerhalb des Reichspostgebietes geschieht durch die Post nach den für Zeitungen bestehenden
Bestimmungen. In’s Ausland werden die Berichte von den Verlegern, L. Friederichsen & Co., per Kreuz
band versendet. Es werden auf diese Weise sowohl die von der SeeAvarte vertheilten Freiexemplare, als
die im Abonnement bezogenen versendet.
Die Betheiligung am Abonnement auf die Wetterberichte ist bis jetzt immer noch eine verhältniss-
mässig geringe, was zum Theil durch den unvermeidlich hohen Preis (15 M. pro Vierteljahr) bedingt
Avird. Uebrigens hat sich in der letzten Zeit das Abonnement merklich gehoben, was vorzugsAveise dem
Umstande zuzuschreiben ist, dass die Bibliotheken einer grösseren Anzahl Deutscher Universitäten, Poly
technischer, Land- und Forstwirthschaftlicher Schulen die Berichte gegen einen ermässigten Preis (10 M.
pro Vierteljahr) beziehen.
II. Monatliche Uebersicht der Witterung.
Motive für Einrichtung der monatlichen Uebersicht der Witterung. Die von dem Signal Service in
Washington herausgegebenen monatlichen Uebersichten der Witterung von Nordamerika geben in gedrängter,
übersichtlicher Form einen Ueberblick über den Charakter und Gang der Witterung auf einem grossen
Raume, Avenige Monate nach Schluss des betreffenden Zeitabschnittes. Es musste der Wunsch rege werden,
etwas Aehnliches, womöglich in manchen Theilen Vollständigeres, für Europa zu schaffen. Indem die See
Avarte dieses übernahm, musste sie den Plan den bestehenden Verhältnissen anpassen; sie befindet sich
nicht in der günstigen Lage des Signal Service, welches auf einem Flächenraume, der fast jenem von Eu
ropa gleichkommt, etwa 100 eigne, fest angestellte Beobachter und 3—4 Mal so viel andenveitige Stationen
besitzt, die ihre Beobachtungen ganz dem Signal Service zur Verfügung stellen. So Avar denn die Seewarte
genöthigt, Avenn sie den Gesichtskreis ihrer Monatsübersichten einigermaassen ausdohnen Avollte, an die
Freundlichkeit zahlreicher, von ihr unabhängiger Institute und Beobachter zu appelliren. Sie fand dabei
so allseitiges und gütiges Entgegenkommen, dass die Direktion sich verpflichtet fühlt, an dieser Stelle allen
Kontribuenten, deren Namen schon in dem Abschnitte dieses Berichtes, Avelcher über das Personal und
die Mitarbeiter der Seewarte handelt (Seite 39), aufgeführt wurden, ihren wärmsten Dank für die geAvährte,
A r olle Unterstützung auszusprechen.
Ausser den Mittheilungen der Kontribuenten und den Aufzeichnungen ihrer eigenen Stationen ver-
Avendet die Seewarte zur Abfassung der monatlichen Uebersichten auch Zeitungsberichte und die Publikationen
meteorologischer Beobachtungen, so Aveit sie zur Zeit der Abfassung der Uebersichten bereits vorliegen,
und —■ seit Januar 1877 — auch die auf dem Nordatlantischen Ozeane angestcllten und bis dahin einge
gangenen Berichte von Schiffen. *)
Die Zusammensetzung der „Monatliche Uebersicht der Witterung“ Avar im Anfänge folgende. In einer
Einleitung sind von Zeit zu Zeit die benutzten Quellen, stets aber die Hauptzüge im Witterungscharakter
des betreffenden Monates angegeben. Der zweite Abschnitt enthält „Allgemeine Witterungsgeschichte“, und
ZAvar zuvörderst eine umfassende Darstellung des Verlaufs der Witterung seitens des, für diese Leistungen
von der Seewarte remunerirten, Prof. Dr. Prestel in Emden, dann kürzere Darlegungen über die Witte
rung des Monats auf beschränkten Gebieten, unter Avelchen vor Allem die schon erwähnte Mittheilung
von Prof. Buys-Ballot für die Niederlande und jene des Direktors Lose für Krefeld namhaft zu machen sind.
Endlich ist diesem Abschnitte auch unter Umständen eine Sammlung von Zeitungsberichten über hervor
ragende Erscheinungen, wie über die Ueberschwemmungen im Februar und März 1876, die grosse Sturm-
*) Siehe Bericht über die Pflege der Maritimen Meteorologie in Deutschland (Seite 68 dieses Berichtes).
Archiv. 1878. 1.
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