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Ostsee: Memel, Pillau, Neufahrwasser, Stolpmünde, Rügenwaldermünde, Kolbergermünde, Swinemünde,
Wolgast, Stralsund, Warnemünde, Travemünde, Kiel, Flensburg; Nordsee: Tönning, Glückstadt, Bruns
hausen, Kuxbaven, Geestemünde, Elsfleth, Brake, Lehr, Emden.*) In Hamburg-Altona werden die Hafen
berichte in vollständig derselben Form an 4 Stellen in Wetterkästen ausgestellt, nämlich am Eingänge des
Seemannshauses, in der Nähe der St. Pauli-Landungsbrücken am Fährhause, an der Landungsbrücke in
Altona (an dem Bureau des Hafenmeisters) und auf der Hamburger Börse.**)
Telegraphische Abonnements-Wetterberichte für die Zeitungen. Wie oben erwähnt, war, bevor die
Seewarte die Wettertelegrapbie übernahm, bereits seit einer Reihe von Jahren von der Telegraphenverwal
tung ein Abonnement auf den Bezug einer, aus fast sämmtlicben in Berlin einlaufenden Witterungstele
grammen zusammengesetzten Tabelle • eingeführt. Die Gebühr war auf 9 M. monatlich fixirt, und der
Beitritt zum Abonnement Jedem freigestellt. Ausserhalb Berlins Wohnende erhielten den Bericht, ohne
Kostenerhöhung, telegraphisch zugesandt. Den Angaben des Barometers und Thermometers waren in diesen
Berichten für die Mehrzahl (13) der inländischen Orte die Abweichungen derselben vom vieljährigen Mittel
beigefügt, welche ebenfalls telegraphisch mit übersandt wurden. Mit dem 1. Januar 1876 ging die Abfassung
dieses Berichtes auf die Seewarte über, welche denselben einer Reform unterzog, in dem Sinne, dass statt
der Pariser Linien und Reaumur-Grade die auf dem übrigen Kontinente von Europa bereits eingeführten
100-theiligen Skalen angewandt wurden, die Zahl der in der Tabelle aufgeführten Stationen (worunter aber
auch solche von den, bis dahin noch nicht vertretenen, britischen Inseln eingeführt wurden) von 38 auf 24
reduzirt wurde. Der Ausfall an Stationen wurde auf einen allgemeinen, auf der Gesammtheit der zur Zeit
seiner Abfassung der Seewarte vorliegenden Nachrichten beruhenden Text verwendet, der den Berichten
angehängt wurde. Dieser Text enthält eine allgemeine Uebersicht über die Witterungs-Elemente und deren
Aenderung seit dem vorhergehenden Tage in Europa, mit besonderer Rücksicht auf Deutschland. Der Ge-
sammtumfang des Berichtes wurde hei dieser Umgestaltung nicht vergrössert, sondern verringert, da der
frühere tabellarische Bericht über 300 Worte enthielt, der jetzige aber aus einer Tabelle von etwa 170 und
einem Texte von durchschnittlich 70 (40—100) Worten besteht, also zusammen im Durchschnitte 240 Tax-
worte umfasst, hei ruhigem, gleichmässigem Wetter weniger, bei aussergewöhnlichen Erscheinungen, raschen
Aenderungen u. s. w. mehr. (Siehe Anhang Nr. 33).
Seit dem 1. Januar 1877 hat das Kaiserl. General-Telograjdienamt den Abonnementspreis des Berichtes
von 9 dt. auf 60 M. monatlich erhöht, jedoch mit der Erleichterung, dass beim Zusammentritt mehrerer
Abonnenten zu gemeinsamem Bezüge der Preis jeder Abschrift sich auf 20 il>. ermässigt.
Das Abonnement auf diese Wetterberichte wird von den Telegraphenämtern und Oberpostdirektionen
entgegengenommen, die Gebühren fallen ausschliesslich der Post- und Telegraphenverwaltung zu, welche
auch die Verbreitung der Berichte nach Entgegennahme derselben von der Seewarte selbstständig be
sorgt. Ueber den gegenwärtigen Stand des Abonnements kann so viel gesagt werden, dass am Schlüsse
des Jahres 1878 mit Ausnahme Baierns***) fast alle grösseren Zeitungen Deutschlands diese Berichte in
ihren Spalten bringen.
So lange die Seewarte keine telegraphische Verbindung hatte, konnten die Berichte nicht rechtzeitig
für die Aufnahme in die Abendblätter ausserhalb Hamburgs eintreffen; nur die „Börsenhalle“ in Hamburg
brachte die Berichte schon damals am Abend ihres Datums; denn die beinahe V2 Stunde betragende Ent
fernung der Seewarte vom Telegraphenamte in Hamburg liess die einlaufenden Depeschen um i / 2 , und den
darauf basirten Bericht um eine ganze Stunde verspäten. Die Spärlichkeit und der theils späte, theils un
regelmässige Einlauf der, nach dem oben Gesagten, wichtigsten Nachrichten aus dem Nordwesten Europas
verzögerten zudem die Erlangung eines allgemeinen Ueberblickes über die Witterungslage Europas. Nach
Eröffnung des unmittelbaren Drahtverkehres der Seewarte im Sommer 1876 liess der grosse Umfang der
Depesche doch die fortgesetzte Beförderung derselben durch Boten nach dem Telegraphenamte Hamburg I
fürs erste rathsam erscheinen; erst im Sommer 1877 begann deren Uebergabe an das letztere Amt per Draht
von der Seewarte; da inzwischen auch der eingehende Verkehr in Telegrammen allmählich bedeutende Ver-
*) Im Sommer auch Keitum auf Sylt.
**) Siehe Anhang zu diesem Berichte N0. 34 und N0. 35.
***) Nach der erwähnten Durchführung der Organisation der meteorologischen Arbeit in Baiern ist auch in diesem
Lande die Abonnements-Depesche in mehrere Zeitungen aufgenommen worden.