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die Seewarte mit dem Telegraphenamte verbindet, zu versehen sind, während in London die betr. Aus
züge und Zusammenstellungen sämmtlich auf dem Haupttelegraphenamte selbst, gegen eine kleine Vergütung,
ausgeführt werden.
Statistik des täglichen telegraphischen Verkehres mit dem In- und Auslande. Folgendes ist die
Statistik des täglichen telegraphischen Verkehres der Seewarte mit den meteorologischen Instituten und
Stationen des In- und Auslandes:
Es gehen täglich 36 Telegramme vom Auslande und ebenso viele vom Inlande ein, welche (abgesehen
von der Adresse) in durchschnittlich 340 und 230 Taxworten, 72 und 36 Beobachtungen, welche unmittel
bar vor ihrer Ahsendung angestellt oder eingelaufen sind und resp. 31 und 25 nachträglich mitgetheilte
Beobachtungen (Abendbeobachtungen im Morgentelegramme) enthalten. In Summa umfasst der tägliche
Verkehr der Seewarte mit den meteorologischen Instituten und Stationen des In- und Auslandes (nicht die
unmittelbare Berichterstattung an das Publikum, resp. die Presse u. s. w., von welcher gleich besonders ge
sprochen werden wird) eingehend: 72 Telegramme mit 108 frischen und 56 nachträglich mitgetheilten Be
obachtungen in 570 Taxwerten, ausgehend: von der Zentralstelle 9 Telegramme mit 59 frischen und 2 nach
träglich mitgetheilten Beobachtungen in 176 Taxworten, und ferner von den Nebenstellen der Seewarte:
4 Telegramme mit 4 frischen und 4 nachträglich mitgetheilten Beobachtungen in 21 Taxworten; mit den
Adressen im Ganzen eingehend täglich etwa 720, ausgehend täglich etwa 230 Taxworte.
II. Tägliche telegraphische Berichterstattung an das Publikum.
Hafentelegramme. Wie bereits erwähnt, wurde vom Berliner Telegraphenamte in den Jahren 1865—75
täglich an die preussischen Häfen telegraphisch ein Auszug aus dem in Berlin einlaufenden meteorologischen
Depeschenmateriale mitgetheilt. Diese Hafentelegramme enthielten Luftdruck (für die ausländischen Stationen
auf’s Meeresniveau, für die deutschen nur auf 0° reduzirt), Temperatur, Wind und Witterung für 14 Orte
und gingen an folgende Häfen: Memel, Pillau, Neufahrwasser, Stolpmünde, Rügenwaldermünde, Kolberger-
mündc und Swinemünde. An der Nordsee war dem gleichfalls empfundenen Bediirfniss nach telegraphischen
Witterungsberichten in Kuxhaven, Bremerhaven-Geestemünde und Tönning durch tägliche Telegramme über
Wind und Wetter von Helder, Borkum und Helgoland entgegengekommen. Unter Berücksichtigung der in
der- Ostsee und Nordsee gemachten Erfahrungen und der ausgesprochenen Wünsche gab die Seewürfe den
täglichen telegraphischen Mittheilungen an die Häfen folgende Form und Ausdehnung.
Es gehen gegenwärtig an 25 Häfen der Deutschen Küste täglich Telegramme, welche aus einem
cliiffrirten Theile von, für die Nordsee 22, für die Ostsee 18 Ziffergruppen (jede ein Taxwort) und aus
einem Texte von gewöhnlich 25 bis 30 Worten bestehen. Der erste Theil der Depesche wird von den Em
pfängern, welche fast sämmtlich Signalisten oder Agenten der Seewarte sind, entziffert und in Form einer
Tabelle in die, von der Seewarte dazu gelieferten, Formulare eingetragen. Dieser Theil des Telegrammes
giebt in je 2 Ziffergruppen den Barometerstand, Richtung und Stärke des Windes, Wetter, Temperatur und
Seegang für die Häfen der Nordsee von Queenstown (Roches Point), Aberdeen, Great Yarmouth, St. Matthieu,
Hurst-Castle (Needles), Helder, Borkum, Hamburg, Keitum, Skagen und Skudesnes, für die Häfen der Ost
see von Memel, Neufahrwasser, Swinemünde, Kiel, Skagen, Kopenhagen, Stockholm und Riga. Der, für ge
wöhnlich in den Telegrammen für die Nordsee und Ostsee identische Text giebt in allgemeinen Zügen die
Aenderungen im Luftdrucke und die Verhältnisse der Luftströmungen, insbesondere in den von Deutschen
am meisten befahrenen Gewässern an.
Von den Empfängern werden diese Hafentelegramme sofort nach ihrer Eintragung in die Formulare
zur allgemeinen Kenntniss des Publikums gebracht durch Ausstellung derselben in einem besonderen, unter
dem Namen „W etter käst en“ bekannten, gusseisernen Rahmen, in welchem stets die 3 letzterhaltenen
Hafentelegramme neben einander ausgestellt sind und in welchem ausserdem die letzte Wetterkarte, eine
kurze Erläuterung zu den in dem Kasten ausgestellten Hafentelegrammen und Wetterberichten, ein Schlüssel
mit den Namen der Stationen, ein Aneroid mit 20 cm breitem Zifferblatt und ein einfaches Thermometer
Platz finden. *) Die Liste der Orte, nach welchen die Hafentelegranme gesandt werden, findet sich hier
unten; die Angaben über den Ort des Wetterkastens etc. findet man in den „Nachrichten für Seefahrer“
vom 12. Januar 1878.
*) Siehe Instruktion für die Signalstellen der Deutschen Seewarte und ferner Instruktion für den meteorologischen Dienst.