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Full text: 1, 1878

/V11 g-emeiner 33 ©ficht. 
I. Einleitung. 
Der erste Jahresbericht über Einrichtung, Personalverhältnisse, Thätigkeit und den Betrieb der 
Deutschen Seewarte wird wohl am zweckentsprechendsten durch eine kurze Entwickelung des Gedankens 
eingeleitet, welcher bei der Errichtung dieses wissenschaftlichen Institutes zu Grunde lag. Daher soll denn 
auch im Nachfolgenden dieser Gedanke in allgemeinen Zügen zum Ausdrucke gebracht werden. 
Die Erforschung der physikalischen Verhältnisse aller durch den Verkehr der Völker berührten Meere 
und der über denselben lagernden Atmosphäre, die praktische Verwerthung der dadurch gewonnenen Er 
gebnisse ist zur Entwickelung, zur Förderung und Sicherheit jenes Verkehrs unerlässlich. Damit dieser 
Grundgedanke fruchtbringend verwerthet werden könne, bedarf die Handelsmarine, welcher der Weltverkehr 
zur See in erster Linie anvertraut ist, um der ihr gestellten Aufgabe gerecht zu werden, einer wissenschaft 
lichen Institution, die sich ganz ihren Bedürfnissen mit Bezug auf Literatur, Arbeitsmethode und Instrumente 
der Navigation zu widmen in der Lage ist. Eine solche Institution besitzen wir in der Deutschen Seewarte, 
deren Ziele in grossen Zügen durch die vorstehenden Worte bezeichnet werden. 
Dank den eifrigen Bestrebungen fast aller seefahrenden Nationen während der letzten 30 Jahre ist 
jener allgemeine Gedanke in unseren Tagen zur vollen Anerkennung und damit zu einer feststehenden 
Wahrheit erhoben worden, so dass wissenschaftliche Institute, welche die, in der Erweiterung unserer 
Kenntnisse über Winde und Strömungen gipfelnde Forschung zur See zu leiten berufen sind, nahezu in 
allen grösseren seefahrenden Staaten in’s Leben traten. Mit Bezug auf die Anforderung, dass diese Institute 
auch noch den weiteren,, nicht minder wichtigen Bedürfnissen einer Handelsmarine sich zu widmen haben, 
lässt sich ein gleich günstiges Resultat der Bestrebungen der Neuzeit nicht berichten, indem das richtige 
Verständniss und die Würdigung der Bedeutung der Sache nur spärlich verbreitet sind und theilweise 
noch gänzlich mangeln. 
Die hydrographischen Aemter der verschiedenen Staatsmarinen erfüllen, neben der Leitung der inner 
halb einer Kriegsmarine unternommenen und ausgeführten wissenschaftlichen und Vermessungs-Arbeiten auch 
die Pflicht dafür Sorge zu tragen, dass das Neueste auf dem Gebiete der für die Ausübung der Navigation 
erforderlichen Apparate und Instrumente geprüft und, wenn erprobt befunden, beschafft werde; auch 
werden die den Prinzipien nach als zuverlässig erkannten und zum Gebrauch angenommenen Instrumente 
vor der Erwerbung und dem Gebrauche geprüft und dadurch der Verwendung von Chronometern, Sex 
tanten, Kompassen u. s. w., welche fehlerhaft und unzureichend sind, vorgebeugt. Diese Praxis, wie allge 
mein sie auch für die Kriegsmarine anerkannt ist, war bis vor Kurzem gänzlich in dem Falle der Handels 
marine ignorirt, man überliess, und überlässt es leider in vielen Fällen auch heute noch, den Betheiligten, 
Kapitänen oder Rhedern, sich von der Güte und der Brauchbarkeit der Instrumente selbst zu überzeugen, 
obgleich denselben zum Treffen einer allseitig gültigen Entscheidung die Mittel fehlen. Gewiss haben in 
mancher Hinsicht, in Deutschland zum Mindesten, die Navigationsschulen nach Kräften Abhülfe zu bringen 
gesucht; allein es konnte die Lösung aller in dieses Gebiet gehörigen wichtigen Aufgaben vernünftiger Weise 
diesen Anstalten, die in erster Linie dazu berufen sind, tüchtige Schiffsführer und Steuerleute auszubilden, 
nicht zugemuthet werden. Daher war es denn vor allen Dingen, sollte den dargelegten Anforderungen 
Rechnung getragen werden, erforderlich, dass ein besonders dafür eingerichtetes Institut in’s Leben gerufen 
wurde. Es bedurfte hierzu eines äusseren Anstosses, der sich denn auch in den immer entschiedener auf 
tretenden und allseitigen Anforderungen der Wissenschaft nach Gründung von Zentralstellen für die Pflege 
der maritimen Meteorologie fand. 
Die maritim-meteorologische Forschung nimmt gegenwärtig eine so hervorragende Stellung ein, es hat 
sich diese Wissenschaft so fruchtbringend erwiesen, dass das in dieselbe gesetzte Vertrauen, es würden durch 
sie die allgemeinsten und wichtigsten Gesetze auf dem Gebiete der Witterungskunde und deren Anwendung 
Archiv. 1878. 1. 
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