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Für die Prüfung der Sextanten ist ein Buch eingerichtet, welches auf je zwei Seiten die Resultate
der Prüfung eines solchen Instrumentes enthält. Es sind darin durch Vordruck bereits die einzelnen
zu bestimmenden Grössen angegeben, so dass nur die betreffenden Zahlen auszufüllen bleiben. Ebenso sind
die wirklichen Grössen der mit dem Sextanten gemessenen Winkel vorgedruckt, sowie auch die Koeffizienten
der Bedingungs-Gleichungen, welche zur Berechnung der Exzentrizitäts-Konstanten aufzustellen sind, in soweit
dieselben von der Individualität des Instrumentes unabhängig und nur' Funktionen der Grösse der zu
messenden Winkel sind. Durch diese Einrichtung ist es mit Hülfe der Crellesclien Multiplikationstafeln er
möglicht, die Berechnung der Exzentrizitäts-Konstanten (Auflösung von 15 Gleichungen mit 2 Unbekannten
auf drei Dezimalstellen) auszuführen, sowie die Berechnung der daraus abzuleitenden Korrektionstabelle für
das betreffende Instrument innerhalb einer halben Stunde fertig zu stellen. (Siehe in diesem Abschnitt 3. a.
und Anlage zu diesem Berichte Nr. 21 u. Nr. 22).
In Beziehung auf die Verzeichnung der Korrektionen der verschiedenen Instrumente in die betreffenden
Hauptbücher siehe auch Anhang Nr. 16, Nr. 17 und Nr. 18 zu diesem Berichte.
Die Prüfung von Kompassen wird, indem das dabei eingeschlagene Verfahren in extenso mitgetheilt
wird, in ein weiteres Buch eingetragen.
Die Prüfungsergebnisse der Kompensations-Magnete werden in ein Buch eingetragen, welches in der
selben Weise eingerichtet ist, wie das oben erwähnte Buch für Barometer - Prüfungen, so dass man auch
hier gleichsam die Geschichte eines jeden Magnets unmittelbar zusammengestellt findet.
Ueber alle Schiffe, welche das meteorologische Journal (Wetterbuch) der Seewarte führen, wird eine
alphabetisch geordnete Liste geführt, aus welcher sofort zu ersehen ist, auf welcher Seite in den betreffenden
Büchern die an Bord eines Schiffes befindlichen Instrumente und deren Korrektionen sich verzeichnet finden-
4. Die Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navigation.
Es wurde schon an einer anderen Stelle auf die Wichtigkeit hingewiesen, welche die Frage der Kon
struktion der Kompasse und der Anwendung der Lehre der Deviation derselben in unseren Tagen für den
Weltverkehr zur See gewonnen hat. Dem dort in der Einleitung und da, wo über den Zustand dieser
Hülfsmittel der ausübenden Navigation zur Zeit, welche der Aufnahme der Thätigkeit der Seewarte voran
ging, Gesagten kann hier noch hinzugefügt werden, dass ohne Pflege und Ausbildung dieser Wissenschaft
die ersten Elemente für eine erfolgreiche Navigation an Bord eiserner Schiffe mangeln. Dem Geiste unserer
Zeit gemäss dürfte man daher wohl erwarten, dass alles aufgeboten werde, was dazu dienen kann,
der Lehre vom Magnetismus in der Navigation, wie wir es bezeichnen wollen, zur gründlichen Anwen
dung und Ausbildung zu verhelfen. Wie einfach auch diese Schlussfolgerung ist, so kann doch nicht
in Abrede gestellt werden, dass deren praktische Verwerthung bisher mit ihrer Bedeutung nicht gleichen
Schritt hielt, wie dies in der angezogenen Stelle hervorgehoben wurde. Was von diesem Zweige der mo
dernen Schifffahrtskunde in Navigationsschulen heute gelehrt wird, muss ohne Zweifel als grundlegend für
dessen Anwendung anerkannt werden; allein für diese Anwendung ist die wesentlichste Bedingung eine dem
Zwecke und den Regeln der Wissenschaft entsprechende Aufstellung guter Kompasse.
Wie wir uns der Güte der zur Verwendung gebrachten Kompasse zu versichern haben, wurde in den
vorhergehenden, von der Konstruktion und der Prüfung dieser Instrumente handelnden Paragraphen aus
geführt. Mit Beziehung auf den Punkt der Aufstellung derselben an Bord eiserner Schiffe ist andererseits
bekannt, dass die Wissenschaft bestimmte physikalische Bedingungen zu stellen hat, damit man überhaupt
die durch das Eisen an Bord verursachten Deviationen einer strengen Beobachtung, Behandlung und Berücksich
tigung unterwerfen könne. Festzustellen, wie unter gegebenen Verhältnissen an Bord diese Bedingungen erfüllt
werden können, die Mittel und Wege anzugeben, wie dieselben, wenn die örtlichen Verhältnisse der Erfüllung
derselben entgegenstehen, dennoch thunlichst herbeigeführt werden können, ist die Aufgabe einer ausgedehnten,
wissenschaftlich geleiteten Erfahrung, d. h. es ist dazu neben der einschlägigen wissenschaftlichen Kennt
nisse auch eine grosse Uebung in der Behandlung der gestellten Aufgaben erforderlich. Es lässt sich die
Bestimmung des Ortes der Aufstellung der Kompasse an Bord, eventuell deren Kompensation durch die
Kenntniss der Lehre von der Deviation und durch erhebliche Erfahrungen in der Praxis mit Erfolg von
einem Jeden ausführen, der eben diese Kenntnisse, diese Erfahrungen besitzt. Dasselbe lässt sich von der
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