588 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1937.
ebenso fein Auch die Steuerwirkung beim Start des
Flugzeugs: „das, dem leisen Neigen des Höhen-
+uders gehorchend, den unsichtbaren Steilweg in
die Höhe zu klimmen sich anschickt“. Die kleinen,
t humorrvollen Zeichnungen von Gerda
Becker sollen die technischen Gesetze anschau-
lich und verständlich machen.
Aus der „Praxis“ wird dann noch geschildert
der Kunstflug, der voraugestellt ist, und der Segel -
flug, den der Verfasser allerdings unter „Theorie“
bringt. Von ibm sagt Karlson, daß wir seine
Grundlagen z. T. den Ballonfahrten ver-
danken: „daß unter Wolken die Luft aufwärts
strömt, haben Ballonfahrten erwiesen“ (vgl. A. H.
1926, 8. 349), Erst 1928 kam der Übergang vom
Gleitflug zum dynamischen und thermischen Flug,
Der dritte Teil handelt von den Motoren,
den klopffesten Benzingemischen (mit der Oktan-
zahl bis 100), dem „Nudeln des Motors mit
Luft“ durch den Kompressor, dem Diesel (ohne
Vergaser), den modernen Flügelschlitzen und Luft-
dremsen in Form von Klappen, den Kreisel- und
Selbststeuerinstrumenten, der FT, dem Blind- und
Höhenflug.
Ein kleines Stichwortverzeichnis schließt
lie Reihe der Aufsätze. Auch die beigegebenen
Bildertafeln sind gut, nur müßten die Erklärungen
nicht hinten im Buch stehen, sondern auf einer
Seite vor und nach der Tafel,
Das Buch ist und soll kein Hochschulenbuch
sein, es ist unterhaltend und wird die Luftfahrt
dem deutschen Volke näüherbringen und verständ-
licher machen, Dr. P. Perlewitz.
Anders und Eichelbaum: Wörterbuch des
Flugwesens, Verl, Quelle u. Meyer, Leipzig.
104. Spalten, 468 Abbildungen, Preis 5 RM,
Ein ausgezeichnetes wissenschaftlich-technisches
Flug-Konversationslexikon ist uns erstmabg be-
schert worden, Der Text kann naturgemäß nur
kurze Erläuterungen gehen, Die Verfasser, Leiter
ron Luftfahrtiehrgängen und Hauptmann (E}) im
RLM, müssen von ausführlichen Darstellungen
absehen. Es ist aber gut gelungen, das Wesent-
liche herauszustellen, Vielleicht kann später das
Buch aerologisch und Ilufischifferisch erweitert
weıden, Ausführlichere Literaturangaben bei den
Stichworten wären sehr wünschenswert, Wenn sich
noch gelegentlich Unklarheiten finden, werden diese
eı längerem Gebrauch in der Praxis bald völlig
ausgemerzt werden. .
Als Beispiel will ich die Erklärung für Ab-
trift auswählen; „Abtrift ist der Winkel, in dem
Ain Flugzeug vom Wind abgetrieben wırd. Abtrift
berücksichtigt man durch Vorhalten, den Vor-
haltewinkel,“ „‚Vorhaltewinkel ist der Winkel,
anter dem ein Flugzeug zu seiner Flugstrecke ein-
zestellt werden muß, damit es dann durch die
Abdrängung“ — „Abdrängung ist die seitliche
Verschiebung des Flugzeugs aus seiner vorgeschrie-
senen Fiugbahn durch Seitenwind“ — „infolge des
Windes an sein Ziel gelangt. Die Ausrechnung
les Vorhaliewinkels geschicht mit Hılfe des
Kursdreiecks.“ Die beigefügte Fıgur des Kure-
jreiecks ist aber leider unklar in bezug auf die
vorher erklärten Winkel; sie enthält drei Winkel,
x, 8 und y, aber keiner dieser Winkel ist einer
jer im Text erklärten Winkel! Text und Bild
wären in Übereinstimmung zu bringen. Auch ist
lie Erklärung und Arwendung von „‚Abdrängung“
noch nicht einheitlich, Das Stichwort „Luvwinkel“,
Jas auch in Flugtabellen angewandt wird, fehlt
m Wörterbuch.
Unter „Luftfahrtforschung“ (Lilienthal-Gesell.
schaft) ist die Muttergesellschaft, die ‚,Wissenschaft-
che Gesellschaft für Luftfahrt“, früher ‚,Wissen-
zchaftliche Gesellschaft für Flugtechnik“ vergessen
anzuführen. Die Auswahl der Stichworte ist nicht
änfach. Das Bildmaterial in dem neuen Wörter-
buch ist vorzüglich, Das Buch gehört auf den
Schreibtisch jedes Luftmanns.
Dr. P. Perlewitz,
Luftfahrt-Medizinische Abhandlungen, Hrsg. v.d,
Gemeinschaft der Lehrbeauftragten für Luft-
fahrımedizin: W, Knothe, A, Pickhan und
G. A. Weltz. Verl, G. Thieme, Leipzig. Ba. I,
Heft 1/2. Preis: Heft 5 RM.
Ausführlich sind in dieser Zeitschrift 1935,
5. 255—257, drei Hefte einer damals neuen inter-
1ationalen Zeitschrift der Luftfahrt-Medizin „Acta
4erophysiologica‘ besprochen worden. Diese Zeit-
schrift ist inzwischen durch nationale Zeitschriften
arsetzt worden, z. B. die vorliegende. Im wesent-
üichen. werden Dozenten der Hochschulen ihre
Forschungen und Ergebnisse in den ‚„Abhand-
ungen“ bekanntgeben und austauschen zur Fürde-
ung der Luftfahrtmedizin, Daß aber die Abhand-
ungen „dem Studenten als Grundlage für seine
Ausbildung dienen“, dürfte m, E, kaum allgemein
der Fall sein, Luftfahrtärzte sollten nicht nur
möglichst, sondern m, E. von vornherein aktive
Flieger sein,
Wir finden in den ersten beiden Heften wieder
Abhandlungen von Autoren, die auch in den „Acta‘“
schrieben: Von Diringshofen berichtet über
Beschleunigungen, von Koch in zwei Auf-
jätzen über Kreislauf und Elektrokardio-
ıramme in der Höhe, Lottig in drei Auf-
ätzen über Fliegertauglichkeit, Höhentaug-
ichkeit und sanıtärer Versorgung, Historisch
nteressiert der Aufsatz von Weltz — in der
fabelle fehlt der Aufstieg von Süring und
Berson am 31. VII. 1901 auf 10800 m (30 Jahre
Weltrekord!) — und die ersten Beobachtungen
4laishers vom Jahre 1862 mit dem eigen-
Amlichen Bericht über die Höhenkrankheit,
Strughold sieht den 19. IX, 1783 als die „Ge-
zurtsstunde der Inftfahrtmedizinischen Forschung“
an, als nämlich die drei bekannten Tiere in eiver
Montgolfiere hochgetragen wurden. Der Mensch
folgte erst am 21, XI. 1783, Die Unterschrift der
Abbildung, 8, 17, zeigt ein falsches Datum,
Über Transport von Ärzten und Medikamenten
berichtet Schnell, über Atmung Rein, über
Puls Hartmann, über Nerven Strughaold,
über Ohrempfindlichkeit Frenzel, über Fall-
scehirmabsprung Hippke, über Verschiedenes E. A,
Müller, Vellhagen und Ruff, Wünschenswert
wären auch Anfsätze über die neueren luft-hygie-
nischen Forschungen in der Höhe, wie &ie von
Medizinern und Hygienikern des In- und Aus-
landes neuerdings angestellt werden (Bioklimatische
Beiblätter der Met, Ztschr. 1936, S. 175), wie Unter-
suchungen des Luftplanktons, der organischen und
anorganischen Schwebeteile und deren Bedeutung
für Flug und Flieger. Auf die erste Tıtelseite
gehört keine Reklame,
Die neue Zeitschrift füllt eine bisher fühlbare
Lücke in der Literatur aus, Dr. P. Perlewitz.
Everling: Lußtverkehr. Sammlang Qöschen.
Verl. W, de Gruyter u, Co, Berlin 1937. Pra,
1.62 RM,
Zum Seeverkehr ist der Luftverkehr ge-
kommen, zum Seehafen der Flughafen. Das