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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1937,
Am Boden (Fig. 2) herrschte in Budapest die gleiche Temperatur wie in
Hamburg und es war in Breslau auch nur 1° kälter; es findet sich also keine
Andeutung von einem Kältegebiet, Das Wetter ist über Budapest ebenso heiter
wie über Hamburg, und der leichte Schneefall auf der Nordseite des Kälte-
gebiets beschränkt sich auf die Stauzonen vor den Karpaten und den schlesischen
Gebirgen,
Wir wollen im folgenden Abschnitt kurz erwähnen, was mit dem Höhentief
und Höhenkältegebiet bis zum nächsten Tage geschah.
Temperatur- und Druckverteilung in 5000 m Höhe am 13. Dezember 1935, 8 Uhr.
In Fig. 5 ist die mittlere Temperaturverteilung in der gleichen Weise wie in
Fig. 3 und in Fig. 6 die Höhenlage der 500 mb-Fläche am Morgen des 13. De-
zember 1935 dargestellt, Kältegebiet und Höhentief fallen wieder genau zu-
sammen und haben sich zur französisch-schweizerischen Grenze verlagert, In
der Druckverteilung am Boden, die in Fig. 5 durch die gestrichelt gezeichneten
Linien angedeutet ist, ist ebenso wie am Vortage überhaupt keine auffallende
Unregelmäßigkeit angedeutet. Das Kältegebiet fällt lediglich mit einer geringen
nördlichen Ausbuchtung des Mittelmeertiefs zusammen, weist also am Boden
relativ geringen Druck auf. Diese Tatsache beweist, daß die Temperatur-
verteilung in der Troposphäre in der Tat überhaupt keinen Einfluß
auf den Druck am Boden ausübt,
Bevor wir uns nun mit der Zugrichtung des Höhentiefs des näheren aus-
einandersetzen, wollen wir die bei seinem Durchzug in der freien Atmosphäre
eingetretenen Temperatur- und Druckänderungen an Hand der Aufstiege und
Beobachtungen in den Alpen betrachten.
Temperatur- und Druckänderungen in der freien Atmosphäre vom 10. bis
14. Dezember 1935. In Tabelle 1 sind die wichtigsten Wetterbeobachtungen
einiger europäischer Bergstationen wiedergegeben!?!). Wir sehen daraus, daß
das Zentrum des Höhentiefs im 3000 m-Niveau eben südlich an der Zugspitze
vorübergezogen sein muß, wo der Wind vom Mittag des 12. bis zum Abend
von Nord nach Ostnordost und dann bis zum nächsten Morgen auf Südsüdost
dreht, wobei die Windstärke in der Nähe des Tiefdruckkernes sehr gering war.
Eine ähnliche Winddrehung weist der Sonnblick auf, während der entgegen-
gesetzte Windumgang auf dem Jungfraujoch von Nord über Westsüdwest bis
Süd darauf hindeutet, daß der Tiefdruckkern nordwärts vorbeizog. Ein ebenso
deutliches Rückdrehen des Windes weist auch der Mont Ventoux in den süd-
französischen Alpen auf, während auf der Schneekoppe eine ausgesprochene
Rechtsdrehung eingetreten ist und der Obir im Wind überhaupt nicht reagierte,
Dagegen erreichte der Temperatursturz auf dem Obir vom Abend des 11,
bis zum Mittag des 12. noch 9°, auf den übrigen Bergen aber allgemein mehr
als 10°,
Im Wetterzustand sind keine bemerkenswerten Ereignisse eingetreten, ledig-
lich auf der Schneekoppe fielen, wohl als Staueinfluß, vom 12. bis zum 13.
14 mm Niederschlag, auf dem Sonnblick und der Zugspitze war das Wetter
während der ganzen Zeit vorherrschend heiter, auf der Jungfrau trat mit dem
Erreichen des niedrigsten Luftdrucks Schneefall ein, der dann bei wieder lang-
sam ansteigendem Barometer anhielt (siehe Tab. 1 auf S. 31).
{n Tabelle 2 (siehe S. 32) sind die in den einzelnen Höhenstufen gemessenen
Temperaturen über Budapest, Breslau und Avignon bzw. Lyon zusammengestellt.
Über Breslau, wo an jedem Tag ein Aufstieg durchgeführt werden konnte, setzte
die Abkühlung unvermittelt vom 11, zum 12. ein, wobei sie den größten Betrag in
2000 m mit 16° erreichte und bis 5000 m auf etwa 10° abnahm. Der nachfolgende
Temperaturanstieg erreicht fast das gleiche Ausmaß, nu: in der Schicht unter-
halb 1000 m setzte sich die Abkühlung bis zum 13, noch in geringem Maße fort.
12) Die Angaben für Schneekoppe und Zugspitze wurden dem „Tägl. Wetterbericht d. Deutschen
Reichswetterdienstes“, die Beobachtungen auf Obir und Sonnblick dem „Wetterbericht d, Zentral-
anstalt f. Meteorologie u, Geodynamik in Wien“, für Jungfraujoch dem „Wetterbericht der Schweize-
rischen Meteorologischen Zentralanstalt Zürich“ und für Mont Ventoux dem „Bulletin Quotidien
D’Etudes de l’Office National Meteorologique de France“ entnommen.