Rodewald, M.: Die Hamburger Höhenwindhose vom 28, Juli 1936, 27
2800 m Höhe gelegene Altostratus war nahezu geschlossen, sehr dicht und nässend
(beim Abstieg sehr leichte Vereisung); in ihm herrschte außergewöhnliche Böigkeit,
Er hatte eine gleichmäßige Untergrenze, aber keine scharfe obere Begrenzung.
Über ihm lag — mit Fetzen, Bänken und Quellformen dazwischen — eine
chaotische Wolkenmasse, die von 3500 bis 5100 m etwa ;% Raumerfüllung hatte.
Dieser chaotische Altocumulus, in dem leichter Eisnadelfall beobachtet wurde,
wuchs stellenweise aus dem tieferen Altostratus; er reichte in Quellungen
bis 5100 m, und im Norden standen noch etwas höhere Amboßformen
mit Fallstreifen.
Hieraus wird deutlich, daß sich — gemäß der Labilisierung oberhalb 2 km
Höhe (s. Abb. 3) — ein konvektiver Austausch zwischen der unterhalb 3} km
Höhe gelegenen Erwärmungsschicht und der höheren Abkühlungsschicht vollzog.
Die Erscheinung der „Trombe aus Altostratus“ klärt sich also dahin auf, daß
ihre Wurzel mit aller Wahrscheinlichkeit in der cumulonimboiden Bewölkung
darüber lag.
Möglicherweise sind die im Norden um 19b, 15 Stunden nach dem Auftreten
der Trombe, beobachteten Amboßformen noch identisch mit dem Träger der
Windhose. Der Windsprung, den man nach früherem etwa an der Unterseite
dieser Höhen-Konvektionsbewölkung vermuten darf, wird bei der Trombenbildung
sicherlich mitbeteiligt gewesen sein. Die Geringfügigkeit der Niederschläge aber
erklärt sich wohl daraus, daß die dampfreichere Luft der unteren 2 km zu der
Wolkenbildung der „Höhenkonvektion“ wenig beisteuerte. —
Bekanntlich pulsieren die Wolkenzapfen der Tromben oft längere Zeit, bevor
ihnen der Abstieg bis zum Erdboden gelingt. Bei der plausiblen Annahme einer
Höhe von 3 bis 3} km für die Ansatzstelle der Hamburger Höhen-Windhose
konnte diese anscheinend nicht die Kraft aufbringen, den großen Abstand bis
zum Erdboden zu überbrücken,
Wie dabei die Windhose oberhalb 2 km aussah und wie es zu der merk-
würdigen Girlandenform unterhalb 2 km kam, läßt sich nicht sagen. Man kann
z. B. annehmen, daß es oben eine „Normaltrombe‘“ war, die erst beim Absteigen
durch die Einwirkung unterschiedlicher äußerer Vertikal- und Horizontal-
strömungen entartete (etwa zunächst Horizontalverbiegung infolge starker Wind-
zunahme nach unten, dann Senkung des zentralen Horizontalstückes durch ab-
steigenden Luftstrom). Dann hätte die Trombe nur einen Ansatz an dem ver-
borgenen Cumulonimbus gehabt, und diesen wahrscheinlich rechts (in Abb. 1
bei A), da dieser Trombenteil mir als der aktivere erschien. Es ist aber auch
möglich, daß das Ursprüngliche eine Wegenersche Horizontaltrombe*) war, welche
zum girlandenförmigen Durchhängen kam.
Grenzfall atmosphärischer Steuerung: Die Bodenisobaren
steuern ein Höhentief.
Von R. Scherhag, Hamburg, Deutsche Seewarte.
‘Hierzu Tafeln 10 bis 12 mit Figuren 1 bis 13).
Zusammenfassung: Die dreidimensionale Untersuchung der nur in der Höhe erkennbaren Tief-
Jruckgebiete vom 11. bis 13. Dezember 1935 und 25, bis 26. April 1936 führt zu dem Ergebnis, daß
diese Höhentiefs als das letzte Stadium einer zerfallenen Zykione anzusehen sind, Mit dem voll-
zogenen Ausgleich der Druckgegensätze am Boden bleibt der zyklonenbegleitende Kaltluftkörper übrig,
der durch den nachfolgenden Warmluftvorstoß zum Kaltlufttropfen abgeschnürt und dessen Zug-
richtung dann durch das Bodendruckfeld bestimmt wird, wobei sich das Höhentief weder durch
Druckänderungen am Boden noch durch besondere Wettererscheinungen bemerkbar macht. Die
Steuerung besteht in diesem Falle einfach in einer Mitführung des Kaltluftkörpers, während die
Steuerung einer jungen Zyklone durch die Höhenströmung ein dynamischer Prozeß ist. Bei der
Anwendung der Höhenwetterkarten im Wetterdienst muß das Entwicklungsstadium einer Zyklone,
für das drei Grenzfälle skizzenhaft im Aufriß dargestellt werden, stets eingehend berücksichtigt
werden. wenn man Fehlschlüsse vermeiden will.
4) [n diesem Zusammenhange: sei auf die ausgezeichnete Aufnahme des horizontalen, „rollenden“
Wolkenwulstes eines Pampero secco, die kürzlich im „Seewart‘“ erschien, hingewiesen, (J. Georgi,
Pampero secco vom 17. Juli 1935, Der Seewart 1936, S. 199 ff. u. Tafel 1.)
Fin