26 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1937.
3, Im Laufe des 28. Juli erfolgte über Hamburg oberhalb 31 km Höhe ein Kaltluft-
vorstoß, unterhalb 3} km Höhe ein Warmluftvorstoß. Dadurch trat Labilisierung
oberhalb 2 km ein,
In Abb. 3 sind die Zustandskurven der äquivalent-potentiellen Temperatur
über Hamburg nach den vier Flugzeugaufstiegen vom 27. Juli, 19b bis 29. Juli,
3h dargestellt. Es zeigt sich folgendes:
Die Kurven vom 27, Juli, 19h und vom 29. Juli 8, Juli-Polarluft entsprechend,
stimmen angenähert überein; zwischen ihnen vollzieht sich am 28. eine recht
„kräftige Wärmeschwankung, nach der sich der alte
%“ Zustand wieder einstellt. Vom 27. abends bis 28.
morgens erfolgt oberhalb 3 km ein Tropikluftvorstoß:
Die äquipotentielle "Temperatur in größerer Höhe
steigt in einer Nacht um 8 bis 11° In der Schicht
zwischen 500 und 2500 m Höhe erfolgt gleichzeitig
ein kaum weniger kräftiges Platzgreifen kälterer
Polarluft.
Von 8 bis 19h am 28. Juli spielt sich dann eine
sehr bemerkenswerte Änderung ab: Während unter-
halb 3,4 km Höhe erhebliche Erwärmung — bis zu
10° äquipotentiell — erfolgt, findet oberhalb davon
Abkühlung — bis zu 7° äquipotentiell — statt. In
2,1 km Höhe herrscht am Morgen eine äquipotentielle
Temperatur von 32°, am Abend von 42°, in 5,4 km
morgens eine solche von 51°, abends von 44°: Ihr
Vertikalgefälle von 2,1 bis 5,4 km Höhe weist
also abends den Betrag von 2° Zunahme gegen-
über 19° Zunahme am Morgen auf, es ist m. a. W.
eine ausgesprochene Labilisierung oberhalb 2 km ein-
getreten.
Diese vertikal unterschiedliche Wärmeänderung
über Hamburg am 28. muß natürlich wesentlich die
Folge entsprechender Luftadvektion sein und hängt
mit der besprochenen Windschichtung (SSW über
0SO) zusammen. Ohne hier Luftbahnen bestimmen
zu wollen, läßt sich doch — um Wetterflugstellen zu
nennen — sagen, daß über Hamburg unterhalb
31 km Höhe etwa die Berliner Verhältnisse vom
Morgen, oberhalb 3} km Höhe etwa die Kölner Ver-
hältnisse vom Morgen sich mehr oder weniger Geltung
verschafft haben. Dafür als Beispiel: In 2300 m
Höhe stieg über Hamburg die äquipotentielle Tempe-
ratur von 32° auf 42° von 8 bis 19h; Berlin hatte in derselben Höhe um 8
44°. In 5100 m Höhe sank über Hamburg die äquipotentielle Temperatur von
51° auf 45° von 8 bis 19b; Köln hatte in dieser Höhe um 8 44°.
4. Das Hamburger Höhenwetter um 19 spricht dafür, daß die Windhose ihren Sitz
bei oder oberhalb 3000 m Höhe hatte. Vertikal mächtiges, chaotisches Gewölk von
Höhenkonvektion reichte bis über 5000 m hoch,
In Deutschland mehr als irgend anderswo sitzt heute der Meteorologe bei trübem Himmel nicht
mehr unter einer Wolkenglocke gänzlich unwissend, was sich darüber in der Höhe abspielt. Dieses
dank der außerordentlichen Regelmäßigkeit von Höhenaufstiegen eines Netzes wohlverteilter Wetter-
fugstellen. Auch in unserem Falle enthüllt sich erst durch die Höhenbeobachtung bei dem gegen
{9b stattgehabten Aufstieg der Wetterflugstelle Hamburg-Fuhlsbüttel. was dem Bodenbeobachter ver-
vorgen bleiben mußte.
Von den Beobachtungen des Wetterfluges sei das für die Trombenerklärung
Wesentliche hier wiedergegeben:
Der tiefe Stratocumulus (1000 bis 1400 m) war in einer zweiten, dichten
Schicht bis zum Altostratus hinaufgewachsen, von diesem jedoch durch gelegent-
lich sichtbare Lücken und Quellformen unterschieden. Der zwischen 2100 und
"PM