Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1937,
Die verschiedenen der aufgefundenen Grunderscheinungen sind jeweils durch
eine große Zahl der verschiedenen Methoden belegt. In der Reihe am untersten
stehen die Cleaver-Bank-Zungen, allerdings immerhin noch mit drei Punkten,
Ihr tatsächliches Vorhandensein ist daher verhältnismäßig noch am unsichersten,
Alle andern Wasserkörper mit ihren Eigenarten sind zum mindesten vierfach,
meistenteils aber erheblich stärker belegt. Auch geht andererseits aus der
Tabelle wieder hervor, daß die Trübungs-, Silikat- und Phosphatbestimmung die
größte Anzahl, nämlich sechs bzw. fünf von sechs Treffern aufweisen, während
die Bestimmung des Organischen Phosphors mit nur einem von fünf Treffern
am Ende der Reihe steht,
Zum Abschluß dieser Untersuchungsreihe möge auch hier wieder auf einige
merkwürdige Zusammenhänge aufmerksam gemacht werden, die sich dem Be-
obachter beim Vergleich der Lage der Wasserkörper mit den Bodenverhältnissen
(Abb. 21, Tafel 8) aufdrängen,
Zuerst handelt es sich um den südlichen der beiden keilförmig in das
ozeanische Wasser einschneidenden Querriegel. Seine Lage und Richtung stimmt
in auffallender Weise mit der 30 m-Schwelle überein, die das Gebiet der Hoofden
von der mittleren Nordsee trennt. Dieses Zusammentreffen legt die Vermutung
nahe, daß beide Erscheinungen in einem inneren Zusammenhange miteinander
stehen. Folgende Erklärungsmöglichkeit dürfte bis zur endgültigen Aufklärung
durch spätere Untersuchungen zur Zeit die größte Wahrscheinlichkeit besitzen.
Aus dem Kanal und den Hoofden ist uns als eins der hauptsächlichen für dieses
Gebiet typischen Erscheinungen das Prinzip des „Pulsierens“ der Wassermassen
bekannt, das seinerseits als eine Folge der Gezeiten und der Einflüsse von Wind
und Wetter aufzufassen ist. Sichtbaren Ausdruck findet dieses rhythmische Hin
und Her der Wassermassen in der Bildung der in den Hoofden häufig auf-
tretenden „Blasen“, eiförmigen in ihrer Umgebung vollständig isolierten selbst-
ständigen Wasserkörpern salzreichen ozeanischen Wassers. Diese eigenartigen
hydrographischen Bildungen werden sofort verständlich, wenn wir uns die Strom-
vorgänge an der engsten Stelle des Kanals, der Straße von Dover—Calais, klar-
zumachen versuchen. Diese Enge wirkt für das im allgemeinen nordostwärts
strömende ozeanische Wasser als Düse. Messungen auf dem etwas weiter südlich
liegenden Feuerschiff „Varne“ von J. N. Carruthers (1?) haben ergeben, daß,
während der nordöstlich setzende Reststrom etwa 3 Sm pro Tag ausmacht, die
zeitweilige Stärke des südwestwärts setzenden Stromes bis zu 12 Sm pro Tag
und die des nordostwärts setzenden Stromes bis zu 20 Sm pro Tag annehmen
kann. Die Folge der düsenartigen Meerenge im Verein mit dem wechselförmigen
Spiel der Strömung ist naturgemäß das periodische Abreißen des durch die Düse
bereits durchgetretenen Wassers, Dieses wird entsprechend seinem Beharrungs-
vermögen zunächst noch in nordöstlicher Richtung weiterströmen, wenn auch in
der Düse selbst bereits eine südwestwärts gerichtete Strömung eingesetzt hat.
Es ist der gleiche Vorgang, wie wir ihn im kleinen im alltäglichen Leben an
einem Ringe in die Luft blasenden Raucher beobachten können.
Diese gleiche Erscheinung ist es auch wieder, die uns im Gebiet der 30 m-
Schwelle entgegentritt. Der einzige Unterschied ist der, daß wir es hier nicht
mit einer horizontalen, sondern mit einer in vertikaler Richtung liegenden „Düse“
zu tun haben. Ob der weiter nordöstlich gelegene Querriegel in diesem Zu-
sammenhange nur als bereits abgetriebener Keil der vorhergegangenen Periode
zu betrachten ist, oder ob hier noch andere in Wind und Wetter gelegene ver-
stärkende Faktoren eine Rolle spielen, das zu ergründen, dürfte eine dankbare
Aufgabe für künftige Untersuchungen in diesem Gebiet sein.
Die nächste hydrographische Besonderheit in dieser Untersuchungsreihe, die
ganz offenbar mit der Bodenkonfiguration in innerem Zusammenhang steht, ist die
Terschellingzunge. Von besonderem Interesse hierbei ist, daß sich die beiden
Teilerscheinungen, die Zunge und die 20 m-Tiefenlinie in ihrer Lage durchaus
nicht decken, sondern daß die Zunge gegenüber der entsprechenden Boden-
gestaltung um etwa 6 Sm in nördlicher Richtung verschoben erscheint, Die
Frage zu klären, ob es sich hier nur um ein nachträgliches Abtreiben des