‚0
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1937.
ein erhebliches Intervall im Verhältnis der Minima zu den Maxima in der
Größenordnung von 1:10 bis 1:20 zur Verfügung hatten, handelt es sich
hier bei den Phosphatwerten allenfalls um ein solches von 1:2, Es ist ver-
ständlich, daß bei einer derartigen Gleichförmig keit der Verhältnisse nicht mehr
allzuviele Einzelheiten in Erscheinung treten können. Um so erstaunlicher ist
as, daß trotzalledem auch hier eigentlich jeder der zu besprechenden Wasser-
körper wiederzufinden ist, wenn auch nicht immer in besonders ausgeprägter
Weise, wie ein Vergleich mit der Ergebniskarte ergibt. Besonders erwähnt muß
hier werden, daß das biologische Altwasser in den Phosphatverhältnissen nicht
durch ein Minimum wie bei den übrigen Nährstoffkomponenten, sondern durch
ein relatives Maximum gekennzeichnet ist, Hierauf wird zum Schluß bei der
Besprechung der Ergebnisse noch näher eingegangen werden.
Wir kommen nun zu der Besprechung der verschiedenen Komponenten der
Gesamtphosphorbestimmungen, (Abb, 7 bis 9, Tafel 4u.5.) Bei diesen Bestim-
mungen haben wir uns vor allem darüber klar zu sein, daß das gewonnene
Zahlenmaterial einmal besonders bei der Gesamtphosphorbestimmung aus Gründen
der geringen Intervallbreite, wie wir es soeben bei den Phosphorverhältnissen
besprochen haben, andererseits bei den Bestimmungen des Geformten und Orga-
nischen Phosphors wegen der geringeren spezifischen Genauigkeit nicht mit der
gleichen Schärfe bewertet werden darf, Hinzu kommt, daß das Stationsnetz bei
diesen Untersuchungen nicht überall lückenlos ausgefüllt ist. So fehlen vor allem
im Gebiet des NW-Hoofden-Wirbels verschiedene Stationen und nördlich des
53, Breitengrades sind überhaupt keine Untersuchungen dieser Art angestellt,
Ein weiterer Unterschied ist der, daß wir nun mit dem Geformten und Orga-
nischen Phosphor immer mehr das Gebiet der instabilen Nährstoffkomponenten
betreten. Während wir daher bei der Karte der Gesamtphosphorverteilung ein
ans vertrautes Bild antreffen, wird der Charakter der weiteren Karten, je mehr
wir uns dem Gebiet der instabilen Komponenten nähern, um so andersartiger.
Während bei der Gesamtphosphorbestimmung eigentlich alle Wasserkörper bis
auf das sekundäre Kanalküstenwasser, die mittlere Rhein-Maas-Zunge und die
Texelzunge deutlich vertreten sind, und auch die Karte der Verteilung des Ge-
[ormten Phosphors noch annähernd die gewohnten Formen wiedererkennen
läßt, so werden die Unsicherheiten und Lücken bei der Karte des Organischen
Phosphors immer größer. Hier ist vom sekundären Kanalküstenwasser, dem Kap
Gris Nez-Küstenwasser, der Texelzunge und dem Minimumgebiet nichts mehr zu
erkennen und auch der NW-Hofden-Wirbel sowie die Verteilung des Rhein-Maas-
wassers ist schon recht unübersichtlich und unklar geworden. Wenn wir daher
zur Zeit auch noch nicht recht wissen, wie dieses hier erstmalig in der Meeres-
kunde gewonnene Material anzugreifen ist, so ist doch zu hoffen, daß uns gerade
dieser besondere Charakter der labilen Nährstoffkomponenten in Zukunft, wenn
wir über die Verteilung und vor allem über die Funktion dieser organischen
Phosphorkomponenten im Stoffhaushalt des Meeres mehr Einblicke bekommen
haben, weiter in das Verständnis der hydrographischen und biologischen Zu-
sammenhänge im Meere einführen wird.
Etwas klarer sehen wir schon bei der nun zu besprechenden Verteilung des
Nitritgehaltes. Das Nitrit ist zweifellos die labilste der hier besprochenen Nähr-
stoffkomponenten. Dementsprechend ist auch die entsprechende Karte (Abb, 10,
Tafel 5) vollkommen andersartig in ihrem Aufbau. Es läßt sich weder das
zsalzreiche ozeanische Wasser in seinem Verlauf verfolgen, noch treten die meisten
der sonst charakteristischen Erscheinungen hervor. Das einzige, was man von
dem uns bereits bekannten vielleicht noch übriggeblieben ist, sind die Themse-
zunge, das sekundäre Kanalküstenwasser, sowie die Rhein-Maas-Küstenzunge und
das südliche der beiden Minimumgebiete, Wenn wir also auch nicht mehr allzuviel
Verbindungslinien mit den bisher bekannten antreffen, so tritt uns andererseits in
der Verteilung dieser Nährstoffkomponente etwas völlig Neues und Unerwartetes
entgegen. Beginnend bei etwa 52° N-Br., 3° O-Lg. zieht sich etwa parallel dem
Salzgehaltsmaximum, jedoch etwa 20 Sm Östlich verschoben, ein Streifen maxi-
malen Nitritgehaltes nordostwärts, der die für ozeanische Oberflächenverhältnisse