Kalle, K.: Nährstoff-Untersuchungen als hydrographisches Hilfsmittel usw.
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In der Meereskunde speziell ist der Begriff der „Nährstoffe“ etwas enger
gefaßt. Man versteht hier unter diesem Ausdruck nur diejenigen der oben be-
zeichneten Elemente, die als die Lebensentwicklung begrenzende Faktoren im
ganzen Lebenshaushalt des Ozeans eine besonders wichtige Rolle spielen. In
Tabelle 2 sind die oben in Fettdruck wiedergegebenen Elemente unter Zusatz
von Arsen noch einmal gesondert zusammengestellt. Die linke Hälfte enthält die
„Plastischen Elemente“, die die Zelle benötigt, um daraus ihren Organismus, das
Protoplasma und die Gerüstsubstanz ihres Körpers aufzubauen, während in der
rechten Hälfte alle die Stoffe zusammengefaßt sind, die als „katalytisch“ wirkende
Stoffe in ganz geringen Mengen zum Ablauf der chemischen Reaktionen des
Lebensvorganges notwendig sind. In der Tabelle sind gleichzeitig die durch-
schnittlichen Gewichtsmengen jedes Elementes angegeben, die annähernd in 100 g
Trockengewicht des lebenden Organismus vorhanden sind und demnach gleich-
zeitig den Bedarf der lebenden Zelle an diesen Stoffen darstellen, und außerdem
die Mengen, die abgesehen von Wasser selbst in einem Kubikmeter Wasser von
35% Salzgehalt vorhanden sind, Diese Zahlenwerte stellen demnach das An-
gebot dar, das den lebenden Organismen geboten wird. Die letzte Spalte ent-
hält den Relativwert, die Verhältniszahl von Angebot zu Nachfrage. Diejenigen
Elemente, bei denen diese Zahlen den kleinsten Wert erreichen, werden demnach
am ersten aufgebraucht sein und nach den Untersuchungen Liebigs Mitte des
vorigen Jahrhunderts somit als sogenannte „Minimumstoffe“ der Weiterentwick-
lung des Lebens eine Grenze setzen, wenn auch noch ein so großer Überschuß
an den anderen Stoffen vorhanden ist,
Wir sehen, daß in der obigen Zusammenstellung von den plastischen
Elementen Stickstoff, Phosphor und Silizium, letzteres in bezug auf die Kiesel-
algen, einen derart geringen Quotienten besitzen, daß sie als Minimumstoffe im
Ozean in Frage kommen. Demnach versteht man in der Ozeanographie unter
dem Begriff „Nährstoffe“ diese drei Elemente beziehungsweise ihre Salze, als
welche diese Stoffe gelöst im Meerwasser vorliegen. Beim Silizium handelt es
sich um Silikat, beim Phosphor um Phosphat in anorganischer und organischer
Bindung und beim Stickstoff, bei dem die Verhältnisse etwas komplizierter liegen,
um die drei anorganischen Verbindungen Ammoniak, Nitrit, Nitrat und gleich-
[alls organisch gebundenen Stickstoff,
Bei den katalytischen Elementen liegen die Verhältnisse noch insofern im
anklaren, als die Anzahl der Untersuchungen auf diesem Gebiet nicht genügend
groß ist, um wirklich feststehende Zahlenwerte zu erhalten. Jedoch scheint nach
den bisherigen Untersuchungen auch diesen Stoffen, vor allem dem Eisen, unter
besonderen Umständen eine Rolle als Minimumstoffen zukommen zu können.
Die Untersuchungsmethoden,
Nährstoffuntersuchungen sind schon seit langem in der Meereskunde an-
gestellt worden, teils aus biologischen Gesichtspunkten heraus, teils ganz allgemein,
um Erfahrungen darüber zu gewinnen, ob und welche Gesetzmäßigkeiten über
die Verteilung dieser Stoffe im Meere vorliegen, Hier ist wohl zum ersten Male
der Versuch gemacht worden, diese Untersuchungen nach weiterer Vervoll-
kommnung der Methoden und in systematisch durchgeführten Versuchsreihen
dazu zu benutzen, um zur Klärung der Frage nach der Verteilung und Ab-
grenzung von Wasserkörpern beizutragen.
Für diesen Zweck wurden folgende in umstehende Tabelle 3 zusammen-
gestellten Methoden als besonders geeignet für unseren Untersuchungsgang aus-
gewählt.
Die erste Spalte enthält die Art der Bestimmung, die zweite gibt einen Über-
blick über die Größe des Konzentrationsbereiches, in dem der entsprechende
Stoff in dem Untersuchungsgebiet vorlag. Die nächste Spalte gibt uns die An-
zahl der Stufen, durch die der gesamte Konzentrationsbereich bei der karten-
mäßigen Darstellung des Untersuchungsmaterials unterteilt wurde. Ferner gibt
uns die Tabelle Aufschluß über die maximale Fehlergröße der einzelnen Be-
stimmungsmethoden und die aus dem Verhältnis von Intervallbreite zur Fehleruröße