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Full text: 20, 1897

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte —■ 1S97 No. 2 — 
Brasilien, zwischen Kap Frio und dem San Francisco-Fluss, eine jährliche Periode der Stromrichtung insofern 
besteht, als man während des südlichen Sommers massige SW-Versetzungen dicht unter Land (wie auf hoher 
See) zu erwarten hat, während des südlichen Winters aber kräftigen, unter Umständen starken nördlichen 
Strom. Um nun zu erkennen, oh dieser Stromwechsel auch in der Richtung der Flaschenreisen zum Aus 
druck gelange, sind diejenigen Flaschenposten, deren Reise ganz oder doch grösstentheils in den Monaten 
Oktober bis Februar gemacht sein müssen, auf einem Blatte „A“ vereinigt, diejenigen aber, welche vorzugs 
weise in den Monaten März bis September unterwegs waren, auf Blatt „B“, endlich wurden diejenigen, deren 
Zuweisung zu einer dieser Jahresperioden nicht angängig war, in Blatt „C“ vereinigt. Bei der relativ grossen 
Zahl der verfügbaren Stromflaschen hat dadurch zunächst das kartographische Bild an Klarheit gewonnen. 
Aber auch sachlich ist hierdurch offenbar den Stromverhältnissen Genüge geleistet. Es ist ganz deut 
lich zu sehen, dass während des südlichen Sommers (Kärtchen ,.A“) die Flaschen nach SW schwimmen, in 
der anderen Hälfte des Jahres (Kärtchen „B“) aber nach NW, ja nach N (mit Ausnahme von Flasche No. Bl), 
wobei man noch bedenken muss, dass auf der Karte Abgangs- und Fundort der Flasche durch eine grade 
Linie verbunden sind und infolgedessen die nördliche Komponente vielfach zu gering erscheinen dürfte; der 
Strom setzt erst auflandig nach Westen, unter Land aber direkt nach N und NNO, oft mit ganz erheb 
licher Geschwindigkeit. Ein gutes Beispiel ist hierfür Flasche No. 46 („B“), die von 10°S-Br. bis nach 
Pernambuco auf NzO-Kurs 113 Sm. in 5 Tagen des Juli 1890 zurückgelegt hat: dies giebt ungefähr 1 Sm. 
pro Stunde. Noch schneller ist No. 82 geschwommen, ebenfalls in einem Juli (1887) und an derselben Küsten 
gegend, mit 28 Sm. pro Tag Versetzung. Die grosse Geschwindigkeit dieser Versetzung dürfte weniger eine 
Folge des um diese Zeit häufig sehr südlichen Passates sein, als vielmehr eine Folge der Saugwirkung, welche 
von der in diesen Monaten besonders kräftig strömenden Südäquatorialströmung des offenen Atlantischen 
Ozeans bei Kap Roque ausgeübt wird. 
Der Wechsel in der Stromrichtung gilt, wie schon oben erwähnt, nur für die Küstenstrecke 
etwa bis Kap Frio. Südlich davon ist der Zug der Gewässer fast durchweg nach S und W gerichtet, und 
die Stromflaschen, welche einigermaassen weit von Land ab in See ausgeworfen sind, nehmen ihren Weg 
mit dieser Brasilienströmung nach SW, um irgendwo zwischen Santos und dem La Plata den Strand zu er 
reichen. Mehr als 10 Sm. pro Tag beträgt aber in diesem Strom die Versetzung der Flaschen nur selten. — 
Auch in dieser Gruppe von Flaschenposten sind mehrere, 6 an Zahl, welche, wie der Finder berichtet, 
an der Küste treibend gefunden worden sind. Aber auch da wieder zeigt sich, wie schon 'in § 3 und 4, 
dass dieser Umstand durchaus keine Gewähr für die richtige Ermittelung der wahren Schnelligkeit abgiebt, 
denn die für die 6 Flaschen berechneten „täglichen“ Versetzungen sind in keiner Weise besonders gross, 
bleiben sogar hinter den mittleren Maximalzahlen erheblich zurück. Es sind folgende 6 Flaschenposten: 
An der nordbrasil. Küste 
An der südbrasil. Küste 
No 
Mittlerer Weg pro Tag 
No. 
Mittlerer Weg pro Tag 
in Sm. 
in Sm. 
49 
S.l 
48 
5.4 
53 
8.4 
63 
7.5 
65 
11.6 
67 
2.9 
Der längste von einer Flasche im Brasilienstrom gemachte Weg ist der von No. 76, welche während 
des Sommers 1895/96 rund 1600 Sm. nach SW (täglich etwa 10 Sm.) zurückgelegt hat. 
III. Indischer Ozean. 
Die in diesem Ozean über Bord geworfenen Stromflaschen liessen sich nach ihren Ausgangspunkten 
eintheilen in solche, welche innerhalb der mit den Monsunen wechselnden Strömungen ausgesetzt sind (also 
etwa von 10°S-Br. an nordwärts), und in solche, welche im Passatgebiet des südlichen Indischen Ozeans 
und südlich davon ihre Trift begonnen haben. 
§ 1. Im Bereich der Monsunstrümungen 
haben von den 43 indischen Flaschenposten 15 ihre Reise gemacht; davon sind 8 so lange unterwegs ge 
wesen (oder doch so spät gefunden worden), dass die Reise nicht innerhalb einer Monsunperiode beendet 
wurde — diese Flaschenzettel werden für unsere Auffassungen der Strömungen nur geringen Werth haben.
	        
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