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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S97 No. 2 —
Versetzung
Notiz des Finders
No. 230
6.2 Sm.
„Am Tag vor dem Fund nicht an der Fundstelle.“
> 233
13.4 >
„Scheint vor kurzem angetrieben.“
» 234
10.0 »
„Wahrscheinlich in der letzten Nacht angetrieben.“
j 265
3.8 >
„Anscheinend in letzter Nacht gestrandet.“
> 269
6.4 »
„Sehr besuchter Strand; vor kurzem also angetrieben.“
Günstiger ist offenbar das Auffischen der Stromflasche auf See, obgleich auch dann noch in Landnähe
ganz unkontrollirbare Komplikationen möglich sind; Ko. 317, im Südäquatorialstrom auf 2°S-Br. 27° W-L.
im März 1886 über Bord gesetzt, wurde schwimmend 113 Tage später bei St. Lucia, W. I., von einem
Fischer geborgen, woraus ein mittlerer täglicher Weg von rund 20 Sm. zu folgern ist. —
Von sonstigen interessanten Triften seien zunächst erwähnt No. 296 (Tafel 3) und 297, welche an 2
auf einander folgenden Tagen im November 1895 im NE-Passat durch ein und dasselbe, südwärts bestimmte
Schiff ausgesetzt sind: die nördlichere Flasche (ausgehend von 16°41'N-Br. und 30°4'W-L.) gelangte in den
sogenannten Antillenstrom, trieb also nördlich von den grossen Antillen westwärts, während die südlichere
(ausgehend von 12°22'N-Br. und 30°26'W-L.) nach St. Lucia (kleine Antillen) schwamm; falls sie dort nicht
gestrandet wäre, würde sie sicher in das Ivaraibische Meer und von da möglicherweise in den Golfstrom ge
langt sein. Die mittlere tägliche Bewegung der Nordäquatorial-Strömung stellt sich für diese 2 Stromflaschen
auf mindestens 9 Sm.
Ferner sind drei im Januar 1887 von Hamburger Brasilien-Dampfern zwischen 7°—0°N-Br. und 27°
bis 31° W-L. ausgesetzte Flaschen mit einander vergleichbar, nämlich No. 199, 321 und 322; alle 3 Flaschen
sind auch in demselben Monat, Mai 1887, auf Trinidad wiedergefunden worden, und die mittleren Versetzungen
pro Tag berechnen sich zu 17.7, 17.1 und 17.0 Sm. Hieraus ergiebt sich also mit grosser Sicherheit 17—18 Sm.
Durchschnitts-Schnelligkeit des Aequatorialstrom.es; denn dass die 3 an verschiedenen Tagen und an ver
schiedenen Stellen des Strandes der Insel Trinidad gefundenen Stromflaschen gleich lange oder gleich kurze
Zeit bis zur Auffindung unbeachtet geblieben sein sollten, ist doch durchaus unwahrscheinlich.
Für das Jahr 1894 endlich lässt sich eine beachtenswerthe Zusammenstellung von 7 Flaschen aufmachen,
die im Laufe der Monate Februar, März und April ausgesetzt sind, und zwar sämmtlich auf der gewöhn
lichen Segler- und Dampferroute zwischen 0°—7°S-Br. und 27°—32°W-L., also im Bereich der stärksten
Südäquatorialtrift. Alle 7 Flaschen wurden an der Küste Trinidads und des benachbarten Tobago wieder
gefunden, und zwar sämmtlich im Juni und Juli desselben Jahres 1894.
Datum
1 der Absendung
Mittlere Versetzung
pro Tag
Datum
der Auffindung
No. 355
1894
11. Februar
14.4 Sm.
1S94 10. Juli
> 356
25. »
20.S >
» 12. Juni
» 357
j »
26.
17.0 >
> 1. Juli
» 358
S
6. März
17.6 >
. 14. >
» 359
i 5
30. >
20.4 >
» 9. >
> 360
2>
10. April
22.0 >
> 14. >
» 362
>
17. >
27.2 >
» 26. Juni
Besonders dies ist an der Tabelle beachtenswert!!, dass die mittlere tägliche Versetzung mit dem Fort
schreiten der Jahreszeit fast ganz entsprechend zunimmt. Wir wissen ja aus verschiedenen Untersuchungen, 1 )
dass auch in der vom SE-Passat getriebenen Strömung die Geschwindigkeit vom nördlichen Frühjahr zum
nördlichen Sommer hin zunimmt, sodass es ganz verständlich wird, wie die später abgesandten Flaschen
posten doch ungefähr gleichzeitig mit den zuerst abgegangenen in Trinidad ankommen. Ferner dürfte die
Schlussfolgerung auf Grund der Ankunftsdaten auch zutreffen, dass 5 von den 7 Flaschen, d. h. alle im Juli
gefundenen, sämmtlich etwas verspätet gefunden worden sind, und 5 bis 19 Tage (im Minimum) am Strand
unbeachtet gelegen haben, denn die am spätesten Termin, am 17. April abgesandte Stromflasche No. 362
ist am 26. Juni bereits in Trinidad angekommen; die anderen, in derselben Strömung treibenden, und zum
*) Vergl. z. B.: P. Hoffmann, Zur Mechanik der Meeresströmungen, Berlin 1SS4. Seite 34 ff.