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Full text: 20, 1897

Di'. Gerhard Schott: Die Flaschenposten der Deutschen Seewarte. 
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ganze Breite des Skageracks einnimmt und also den Ostseeabfluss in solchen Fällen unterbindet, wie wir 
dies durch die neueren schwedischen, hydrographischen Untersuchungen jetzt kennen. 
Betrachten wir, von diesen Anschauungen über die Wasserbewegungen der Nordsee ausgehend, die 
21 Triften von Flaschenposten, so sind die meisten verständlich, und besonders ist eben die Bevorzugung 
der festländischen Küsten dementsprechend. Unabhängig von diesen Flaschenposten der Seewarte sind ein 
mal speziell in der deutschen Bucht von sämmtliclien Feuerschiffen während mehrerer Monate alltäglich 
Flaschen ausgesetzt worden; von 244 gefundenen Flaschen waren 134 an der Westküste Schleswig-Holsteins 
angetrieben, 39 an der Nordküste Deutschlands, 25 an der jütländischen Westküste u. s. w., nur 5 an der 
englischen Küste! Wie man sieht, ein ganz gleiches Resultat. 1 ) 
Es liegt nahe, um den etwaigen direkten Einfluss des Windes zu erkennen, die synoptischen Wetter 
karten der Seewarte für einige Triften zum Vergleich heranzuziehen. 
Da kommt zuerst Flasche No. 2 (Tafel 1) in Betracht, welche vom Feuerschiff „Aussenjade“ am 13. Fe 
bruar 1876 bei Ostwind — wie extra auf dem Zettel bemerkt ist — über Bord geworfen wurde, in der 
Voraussetzung, dass sie auf dem im Südwesten gelegenen Wangeroog an den Strand treiben werde. Sie 
wurde aber nach 8 Tagen auf der Hallig Pellworm gefunden, und es wurde mitgetlieilt, dass sie frühestens 
in der Nacht vom 20. zum 21. Februar angetrieben sei, jedenfalls also nicht lang am Strand gelegen habe. 
Generalkurs und mittlere Grösse der Trift ist also NOzN 6 Sm. Nach den Wetterberichten der Seewarte 
herrschten in der Helgoländer Bucht vom 13. bis zum 21. folgende Winde: 
1876 Februar 
13. 
14. 
15. 
16. 
17. 
IS. 
19. 
20. 
21. 
Wilhelmshaven 
WSW 7 
E 4 
SSW 2 
SW 7 
SW 4 
SW 6 
SW 8 
WSW 2 
E 2 
Helgoland 
SW 6 
ESF 6 
SSE 5 
WSW 6 
W 5 
WSW 3 
SW 5 
WNW 5 
— 
Sylt 
SW 2 
ENE 5 
SSE 3 
WSW 6 
WSW 3 
SW 3 
SW 7 
WNW 4 
SSE 2 
Der Wind muss demnach noch am 13. nach Osten umgesprungen sein, und die Flasche ist am 13. 
und 14. sicherlich westlich getrieben; die Besatzung des Feuerschiffes muss am 13. schon Weststrom bemerkt 
haben, sonst würde sie nicht die Annahme betreffs Wangeroog gemacht haben. Rechnen wir aber auch 
reichlich 2 Tage für die Abweitung nach Westen, und ziehen wir auch den dadurch bedingten grösseren, 
definitiven Weg nach Pellworm in Betracht, auf eine grössere Geschwindigkeit als 10 Sm. pro Tag kommen 
wir doch kaum, und dies ist, unter Beachtung der steifen, ja stürmischen SW-Winde, die in den Tagen vom 
16. bis 20. wehten, herzlich wenig Trift — wenn man annehmen soll, dass der Wind unmittelbar die Trift 
der Flaschen bedingt. Letzterer Annahme ist auch nicht günstig ein Vergleich mit Flaschenpost No. 8 (Tafel 2), 
welche im Juli 1882 nur sehr kurze Zeit (5 Tage) auf See zugebracht hat, und eine mittlere tägliche Trift 
von 18.5 Sm. aufweist! Dies ist eine sehr beträchtliche Versetzung, um so beträchtlicher, wenn wir die 
mittleren Geschwindigkeiten bedenken, welche die Flaschenposten in anerkannt schnell fliessenden Strömun 
gen des offenen Ozeans im allgemeinen aufweisen. Bei Flaschenpost No. 8 muss man annehmen, dass wirklich 
eine kräftige NO-Strömung auf der jütländischen Seite durch die Jammerbucht hin bis zur schwedischen 
Küste des Skageracks vorhanden gewesen ist. Denn die Windstärken waren vom 17.—22. Juli 1882 nicht 
solche, dass, wenn man damit die bei Flasche No. 2 oben angegebenen Windstärken vergleicht, sie die 
Schnelligkeit der Trift erklären könnten; es wurde nämlich beobachtet: 
1SS2 Juli 
17. 
18. 
19. 
20. 
21. 
22. 
V estervig... 
Skagen 
WSW 2 
S 4 
SW 4 
WSW 4 
SSW 4 
SSW 4 
WSW 4 
SE 2 
Bemerkenswerth erscheint ferner Flaschenpost No. 7 (Tafel 3), welche nach der Bemerkung des Ab 
senders während eines schweren, mit orkanartigen Böen verbundenen Weststurmes im Oktober 1881 eben 
westlich von Helgoland über Bord geworfen, aber erst 36 Tage später an der Westküste Nordjütlands auf 
gefunden wurde. Man könnte, da in den 4 Tagen nach Aussetzung der Flasche schwere westliche Stürme 
wehten, meinen, die Flasche hätte unmittelbar darauf irgendwo in der Helgoländer Bucht antreiben müssen: 
*) Siehe Krümmel, im Handbuch der Ozeanographie, II. S. 463.
	        
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