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Full text: 20, 1897

Dr. Gerhard Schott: Die Flaschenposten der Deutschen Seewarte. 
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Die Deutsche Seewarte giebt als Formulare Zettel von 20X17 cm Grösse aus, welche bis 1890 nur 
in deutscher Sprache die nötliigen Angaben vorgedruckt zeigten; Facsimile No. 1 und 2 geben Vorder- und 
Rückseite eines solchen älteren Formulars wieder und zwar ist es No. 262 (Archivnummer), welche man in 
den Tabellen unter I, c, No. 206, sowie auf Tafel 2 verzeichnet findet; der Zettel repräsentirt die grösste 
Trift innerhalb des Atlantischen Ozeans, mit den handschriftlichen Eintragungen des Absenders und des 
Finders. In neuerer Zeit werden aber nur vielsprachige Formulare vertheilt, auf denen auch gleich vom 
Absender anzugeben ist, ob die Flasche mit Sand beschwert wurde oder nicht. Ein Bild davon geben die 
Facsimile No. 3 und 4, darstellend den Zettel No. 560 (Archivnummer) — I, c, No. 290 der Tabellen. Man 
glaubte, dass eine mit Sand beschwerte Flasche durch tieferes Eintauchen der Windwirkung mehr entzogen 
sei als eine unbeschwerte Flasche; es wird hierzu aber im Voraus bemerkt, dass nach dem nunmehr vor 
liegenden Material irgend ein Unterschied zwischen beschwerten und nicht beschwerten Flaschen nicht er 
kannt werden kann, weder in Bezug auf Richtung, noch auf Geschwindigkeit der Trift. Es wird die Ansicht 
vertreten, dass auch eine nicht noch besonders mit Sand beschwerte Flasche schon so tief eintaucht, dass 
sie dem Winde keine nennenswerthe Angriffsfläche bietet. Viel ungünstiger scheint uns dagegen der Um 
stand, der beiden Arten von Flaschenposten gemeinsam ist, dass diese Stromflaschen überhaupt nur einige 
wenige cm tief in das Wasser eintauclien, und daher die Richtung und Schnelligkeit nur der allerober 
flächlichsten Schicht registriren, einer Schicht also, die für die Versetzung der Schiffe nicht maassgebend 
zu sein braucht, und welche auch scl\on dem Impulse sehr vorübergehender Winde nachgeben dürfte. 
Von den 563 Originalzetteln sind nur 7 Stück soweit unleserlich oder in den Angaben so unvollständig, 
dass sie nicht benutzt werden konnten; gewiss eine sehr geringe Anzahl. 
Der Tabellenschlüsse] am Ende dieser Arbeit enthält sämmtliche 643 F'laschentriften, geordnet zu 
nächst nach 4 Ozeanen (Nord- und Südatlantischer, Indischer und Stiller Ozean); innerhalb der 2 erstge 
nannten Ozeane sind auf Grund der grossen Wind- und Stromgebiete noch Unterabtheilungen vorgenommen 
worden, denen auch der Text angepasst wurde. Innerhalb jeder Abtheilung ist die chronologische Reihen 
folge, gerechnet nach dem Datum der Absendung, eingehalten. 
In dem an den „Tabellenschlüssel“ angefügten Verzeichnisse sind mehrere ausgesuchte und bemerkens- 
wertlie Flaschenposten ausführlich mit allen uothwendigen Angaben veröffentlicht, um zu zeigen, in welcher 
Weise die Manuskript-Tabellen eingerichtet, und welche Daten und Zahlen für den folgenden Text zu Grunde 
gelegt sind. In diesem Verzeichnisse enthält die erste Kolumne die innerhalb jedes Ozeans durchlaufende 
Nummerirung der Flaschen; dagegen sind die in der zweiten Kolumne stehenden Zahlen identisch mit den 
Nummern, welche die Flaschen im Archiv der Seewarte erhalten haben. In der vorliegenden Arbeit sind, 
wie schon in einer Bemerkung der Inhaltsübersicht gesagt wurde, fast immer die Nummern der ersten Ko 
lumne zitirt. In der 3. Kolumne folgt der Name des Kapitäns und des Schiffes, in der 4. und 5. das genaue 
Datum und der Ort der Absendung, darauf das Datum des F'undes und der Fundort, sowohl nach Breite 
und Länge, als auch mit namentlicher Angabe der Küstengegend, ln der vorletzten Reihe ist die mittlere 
Richtung der Trift, die Entfernung in Seemeilen und die Zeitdauer der Trift angegeben, sowie die hieraus 
abgeleitete mittlere tägliche Geschwindigkeit. Bei der Angabe der Trift-Richtung und der Entfernung wurde 
im allgemeinen der nächste (loxodromische) Weg auf der Merkatorkarte zu Grunde gelegt; nur da, wo mit 
sehr grosser Wahrscheinlichkeit — nach unseren sonstigen Kenntnissen von den Strömungen zu urtheilen — 
die Trift von dieser Linie beträchtlich abgewichen ist, wie z. B. bei den an der afrikanisch—portugiesischen 
Küste abgesandten und in Westindien gefundenen Flaschen, ist Kurs und Distanz entlang dem angenommenen 
Wege gerechnet. Dasselbe Verfahren ist auch auf den Karten eingehalten worden: wo es einigermaassen 
angängig erschien, ist Fundort und Abgangsort durch eine grade Linie verbunden, sonst aber durch Kurven, 
welche den vorwiegenden Strömungen der betreffenden Gegenden sich anpassen. 
Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass der Zahl für die mittlere tägliche Geschwindigkeit 
eine Realität oder praktische Bedeutung in den meisten Fällen ohne weiteres nicht zugesprochen werden 
kann, da man nicht weiss, wie lange die Flasche schon am Strande gelegen hat, ehe sie gefunden wurde; 
trotzdem werden auch diese Zahlen, vorsichtig gruppirt und benutzt, unter Umständen nützliche Anschau 
ungen vermitteln. 
') Seite 3.
	        
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