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Full text: 20, 1897

I)r. G. Neumayer: Anemometer-Studien auf der Deutschen Seewarte. 
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Andererseits zeigte sich, dass kleinere Abweichungen von der Vertikalstellung, wie z. B. Schwankungen 
kardanisch aufgehängter Instrumente auf Schiffen oder Ballons, praktisch vernachlässigt werden können. 
Weiter zeigte sich bei diesen Versuchen sehr deutlich, dass den Konstanten der Interpolationsformeln 
keinerlei theoretische Bedeutung zukommen kann, da dieselben vielfach ganz abweichend von den theore 
tisch zu erwartenden Werthen ausfallen. Damit zusammenhängend ergab sich, dass Versuche, die Grösse 
des angewandten Radius des Apparates aus den Beobachtungs-Resultaten nach der von Thiesen ent 
wickelten Theorie abzuleiten, auf Differenzen zwischen Beobachtung und Rechnung führten, die nur durch 
systematische Fehler der Theorie zu erklären sind. 
Endlich wurde bei den Versuchen konstatirt, dass die mit Verkürzung des Radius wachsende Zentri 
fugalkraft nur einen verhältnissmässig geringen Einfluss auf die Axenreibung hat, so dass, wie schon be 
merkt, in dieser Hinsicht ein Radius von 3.5—4 m immer zu genügen scheint. 
II. Die Untersuchungen der einzelnen Instrumente an der Seewarte. 
Im Folgenden sind die Ergebnisse der bisher an der Seewarte ausgeführten Prüfungen zusammengestellt, 
und zwar zunächst die auf die Itobinsonschen Anemometer bezüglichen; letztere sind nach den Eigenthüm- 
lichkeiten ihrer Konstruktion in Gruppen zusammengefasst. 
1. Die amerikanischen Anemometer des Signal Service. 
Es sind zwei dem Signal Service der Vereinigten Staaten gehörige Anemometer geprüft worden, die im 
wesentlichen von ganz gleicher Konstruktion waren. Das eine derselben, bezeichnet: „Signal Service; U. S. 
Army No. 449“ hatte folgende Dimensionen: 
Radius des Schalenkreuzes von der Axe bis zur Schalenmitte: 17.07 cm, 
Radius der Schalen: 5.18 cm. 
Rotationssinn des Schalenkreuzes: N-O-S-W. 
Der Name des Verfertigers ist nicht angegeben. 
Das Instrument ist sehr kräftig und schwer gebaut; die Arme haben quadratischen Querschnitt, sind 
8 mm stark und so gestellt, dass sie dem Winde die Kante zukehren. Das Anemometer hat eine Zähl 
vorrichtung, welche in einer Dose am Träger desselben (70 cm unter dem Schalenkreuz) sich befindet. 
Zwei mit einer Theilung versehene Ringe gestatten, den Windweg in miles und deren Zehnteln auf 
dem äusseren, die Zehner der miles auf dem inneren Ring abzulesen. 
Der äussere Ring ist also in 10 Theile getlieilt mit je 10 Unterabtheilungen, der innere ebenso; nur 
trägt er die Zahlen 100, 200 .... 990. 
Die Zählvorrichtung ist folgendermaassen eingerichtet: Eine Schraube ohne Ende an der Vertikalaxe 
des Anemometers bewegt ein eingreifendes Zahnrad A bei jeder Umdrehung des Schalenkreuzes um einen 
Zahn weiter. Dieses Rad hat 50 Zähne. Eine Schraube ohne Ende an der Axe dieses Rades greift in eine 
gezähnte Walze B, die zugleich in die Zähne der Theilkreise eingreift. Eine volle Rotation des Rades A 
(50 Umläufe des Schalenkreuzes) bewegt die Walze um einen Zahn weiter und damit auch die Theilkreise, 
so dass 50 Umdrehungen der Schalen gleich sind einer Zehntel Meile. 
Dadui'ch, dass der innere Kreis einen Zahn -weniger hat als der äussere, ist die Ablesung auf mehr 
als 10 Meilen möglich. Als Ablesemarke dient für den äusseren Kreis ein in der Dose befestigter Zapfen, 
für den inneren der Nullpunkt des äusseren Kreises. 
Ausserdem ist das Anemometer mit einer elektrischen Kontaktvorrichtung versehen, welche nach einem 
Windweg von 5 miles einen Stromschluss bewirkt. Für die Prüfung wurde ein neuer Kontakt angebracht, 
der nach je einer mile den Strom schloss. 
Das Anemometer befand sich bei der Prüfung mit dem Schalenkreuz 2.60 m über dem Boden, seine 
Axe war 3.852 m von der Axe des Rotationsapparates, 1.45 m von der Wand entfernt. 
Die Mitwind-Anemometer standen dicht über der Axe des rotirenden Anemometers mit ihrer Axe tangen 
tial zur Bahn gerichtet, und zwar No. 60 an der Nordwest-Seite, No. 61 an der Südost-Seite des Lichthofes. 
Das Instrument zeigte sich ziemlich träge; das Schalenkreuz begann nach einer leichten Erschütterung 
des Rotationsapparates zu rotiren bei der Geschwindigkeit 
1.04 m per Sek. in Richtung N-W-S-O, 
1.33 ■> » » » » N-O-S-W.
	        
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