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Full text: 20, 1897

Dr. G. Neumayer: Anemometer-Studien auf der Deutschen Seewarte. 
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Für die zwischen diesen Grenzen liegenden Werthe von v zeigte sich ebenfalls eine kontinuirliche Ab 
nahme von — • 
V 
Dass ein solcher Trägheitseffekt, wie ihn die Darlegungen von Cleveland Abbe voraussetzen, auch 
bei den sehr leichten Glimmerflügeln der auf der Seewarte angewandten Mitwind-Anemometer vorhanden 
ist, zeigen von Herrn Dr. Duderstadt, Assistent des Direktors, Angestellte Versuche, bei denen die Mit 
wind-Anemometer durch einen Luftstrom von etwa 0.5 m Geschwindigkeit angeblasen und dann plötzlich 
durch eine vorgeschobene Scheibe vor weiterer Einwirkung geschützt wurden. Die Flügel machten alsdann 
M 
bei allen V ersuchen noch 3 bis 4 Umdrehungen. Da das Verhältniss — sich für hohe Geschwindigkeiten 
v 
einer konstanten Grenze zu nähern scheint, so darf man schliessen, dass bei diesen der Mitwind that- 
sächlich der Rotations-Geschwindigkeit proportional ist in Uebereinstimmung mit den von Freund 1 ) er 
haltenen Resultaten; derselbe hat theoretisch und experimentell gezeigt, dass die Geschwindigkeit der Luft 
bewegung um einen rotirenden Cylinder sich verhält wie die zugehörige Winkelgeschwindigkeit desselben. 
Je schneller aber der Arm des Apparates rotirt, um so näher kommen die Verhältnisse den bei der Rotation 
eines Cylinders stattfindenden. 
Da das Verhältniss — bei hohen Geschwindigkeiten der Wahrheit am nächsten kommt, während es 
V 
für kleinere entgegen dem thatsächlichen Verhalten zu hoch gefunden wird, so schlägt Cleveland Abbe 
vor, den bei hohen Geschwindigkeiten gefundenen Werth für niedere Geschwindigkeiten durch Anwendung 
folgender Gleichung zu korrigiren: 
M 1 = b' l v l — a 2 , in welcher ~ derjenige Werth von v ist, für den M merklich zu werden beginnt, 
b M 
während h das für hohe Geschwindigkeiten stattfindende V erhältniss —- ist. 
v 
Gegen die Bestimmung des Mitwindes mit einem über dem rotirenden Anemometer mit der Axe tan 
gential zur Bahn aufgestellten Flügelanemometer hat neuerdings Marvin 2 ) den Einwand erhoben, dass auf 
diese Weise nur die in die Tangente der Bahn fallende Komponente des Mitwindes erhalten werde, während 
es doch wahrscheinlich ist, dass der Mitwind sich nicht gerade genau tangential zur Bahn bewegen werde. 
Er selbst will ebenso wie Robinson (a. a. 0., S. 785) eine Tendenz zu spiralförmiger Bewegung der Luft 
im Versuchsraum gefunden haben und schlägt deshalb vor, ein möglichst leichtes und empfindliches Schalen- 
Anemometer zur Bestimmung zu verwenden, ein Vorschlag, der gewiss Beachtung verdient, wenn auch nach 
Beobachtungen auf der Seewarte jene seitliche Komponente so klein ist, dass sie für praktische Zwecke 
kaum in Betracht kommt. 3 ) Für diese wird man nach allen bisherigen Erfahrungen eine genügende Mit 
windbestimmung erhalten, wenn man nur die höchsten erreichbaren Geschwindigkeiten benutzt und die Mit 
wind-Anemometer durch Aufstellung über der Axe des rotirenden Instruments vor der Einwirkung der zentri 
fugal herausgeschleuderten Luft schützt. Von der Rotation der Schalen werden die Registrirungen der 
Mitwind-Anemometer dann in keiner Weise beeinflusst, wie Versuche mit einem Anemometer, dessen Schalen 
durch eine Schnur fixirt wurden, gezeigt haben. 4 ) Auch auf den Mitwind selbst werden die rotirenden 
Schalen einen nennenswerthen Einfluss nicht äussern können; es entstehen zwar Wirbel zweiter Ordnung, 
welche nach der einen Seite den Mitwind schwächen, nach der andern ihn verstärken können, je nach der 
Bewegungsrichtung in diesen Wirbeln. Die Richtigkeit der abgeleiteten Konstanten wird indess dadurch nicht 
beeinflusst, weil das Anemometer bei dem Gebrauch ähnliche Wirbel erzeugt, die übrigens im Freien durch 
den Wind, bei der Prüfung durch die Bewegung des Apparates sofort von dem Anemometer entfernt werden. 
Robinson 5 ) hat ferner die Ansicht geäussert, dass der Raum, in welchem der Rotationsapparat auf 
gestellt ist, im Verhältniss zu diesem viel grösser sein müsse, als dies zunächst in St. Petersburg, dann aber 
auch an andern Oi'ten, w r o derartige Versuche angestellt worden sind, der Fall ist. Was nun zunächst die 
Nähe der Decke bei den St. Petersburger Versuchen anlangt, so hat dieselbe bei vertikal aufgestellten Anemo 
metern keinen schädlichen Einfluss, sie vermindert höchstens die Grösse des Mitwindes, ist also eher vor- 
G. A. Freund, Poggeud. Ann. Bd. 118, 1. 
2 ) Marvin, Science, XII, 251. 
3 ) v. Hasenkamp, a. a. 0., 12. 
l ) v. Hasenkamp, a. a. 0., S und 9. 
5 ) Robinson, Proc. R. Irish Acad. Ser. 2, II, 432.
	        
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