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Full text: 20, 1897

Dr. G.- Neumayer: Anemometer-Studien auf der Deutschen Seewarte. 
Zur Messung des Mitwindes, d. h. der Geschwindigkeit der durch die Rotation des Apparates erzeugten 
Luftbewegung, dienen zwei Flügelanemometer Recknagel’scher Konstruktion. 1 ) die mittelst einer ohne 
Abbildung nicht wohl zu beschreibenden elektromagnetischen Vorrichtung arretirt und losgelassen werden 
können. Dieselben sind auf transportabeln Stativen angebracht, deren Höhen, in weiten Grenzen geändert 
werden können. Wir kommen auf diese Instrumente sowie auf einige andere zum Rotationsapparat gehörige, 
aber nicht direkt zur Anemometerprüfling dienende Apparate in späteren Abschnitten zurück und bemerken 
nur noch, dass sich genaue Pläne und Abbildungen des Lichthofes mit dem Rotationsapparate in der im 
Jahrgang VII, 1884 von „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“ gegebenen Beschreibung der Central 
stelle in Hamburg linden, durch die das Vorhergehende am besten erläutert wird. 
3. Bei der Prüfung eines Anemometers, sei es mit dem Rotationsapparate, sei es in irgend einer 
andern Weise, handelt es sich immer darum, eine Relation zwischen der Windgeschwindigkeit und der Ge 
schwindigkeit der Schalenzentren oder einer von dieser abhängigen Grösse, wie der Anzahl der Umdrehun 
gen des Schalenkreuzes oder der Kontakte (bei elektrisch registrirenden Instrumenten) in der Zeiteinheit, 
aufzufinden. Robinson war, wie wir gesehen haben, zu dem Resultat gekommen, dass die Windgeschwindig 
keit einfach gleich der dreifachen Schalengeschwindigkeit zu setzen sei. Es hat sich indessen herausgestellt, 
dass weder die Zahl 3 noch irgend ein anderer einzelner sogenannter „Anemometerfaktor“ jene Beziehung 
mit genügender Genauigkeit darstellen kann, wenn das Intervall der berücksichtigten Geschwindigkeiten 
nicht sehr klein ist. Da jedes Anemometer Reibungswiderstände zu überwinden hat, da ferner bei dem 
Robinson’sehen Anemometer nur die Differenz des Winddruckes auf die konkaven und die konvexen Seiten 
der Schalen wirksam ist, so ei'giebt sich, dass bei sehr schwachem Winde dieselbe nicht im Stande ist, das 
Schalenkreuz in Bewegung zu setzen. In diesem Falle ist der „Anemometerfaktor“ — ©o. Bei etwas 
stärkerem Winde rotiren die Schalen so langsam, dass derselbe immer noch bedeutend grösser als 3 ist. 
Mit wachsender Windgeschwindigkeit nimmt er ab und wird für grosse Geschwindigkeiten kleiner als 3. 
Man stellt deshalb jetzt die Abhängigkeit der Windgeschwindigkeit von der der Schalenzentren durch 
eine empirische Gleichung dar, in welcher die Windgeschwindigkeit durch eine nach Potenzen der Schalen 
geschwindigkeit fortschreitende Reihe ausgedrückt wird; das erste von der Schalengeschwindigkeit unabhän 
gige Glied derselben stellt dann jene Windgeschwindigkeit vor, bei der das Schalenkreuz eben in Bewegung 
gerätli; dasselbe wird kurz als die Reibungskonstante des Instrumentes bezeichnet. 
Für die praktischen Zwecke der Anemometrie erscheint es vollkommen genügend, die Reihe mit dem 
zweiten Gliede, das die erste Potenz der Schalengeschwindigkeit enthält, abzubrechen; die Hinzufügung eines 
quadratischen Gliedes, dessen Koeffizient sich immer als sehr klein erwiesen hat, steigert die Genauigkeit 
der Wiedergabe der Beobachtungen mit dem Rotationsapparate allerdings etwas; allein der Aufwand an 
rechnerischer Arbeit wird dann so gross, dass man für gewöhnlich sich immer mit der linearen Gleichung 
begnügen wird. 
Ausserdem ist zu bemerken, dass die Anwendung eines quadratischen Ausdruckes nur bei vollkommen 
gleichförmiger Windgeschwindigkeit zulässig ist, dagegen bei variabler Windstärke einen von der Art, wie 
dieselbe sich ändert, abhängigen Fehler herbeiführt, dessen Grösse auch nicht annähernd geschätzt werden 
kann. Man erkennt dies leicht aus folgender Betrachtung. 
Während der Zeit T L + G+G + ••• • +4» wehe ein Wind, dessen Geschwindigkeit während der 
einzelnen Zeiten t\, G .... t n die entsprechenden konstanten Werthe v\, v± ... v n hat; das Schalenkreuz 
mache während dieser Zeiten resp. ?«i, h 2 • • ■ ■ u » Umdrehungen. Dann giebt eine quadratische Formel 
folgende Werthe der einzelnen konstanten Geschwindigkeiten: 
Recknagel, 'Wiedemann's Annalen. IV, 149. 1S7S.
	        
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