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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 189/ No. 4 —
Bewegung auf die an der horizontalen Welle, die zum Rotationsapparat führt, befindliche Scheibe überträgt.
Da drei Scheiben von verschiedenen Dimensionen vorhanden sind, lassen sich dem Ende des horizontalen
Armes am Apparate beliebige Geschwindigkeiten zwischen 0.5—1.1 m und von 6—24 m ertheilen.
Der Rotationsapparat selbst ist folgendermaassen eingerichtet.
Eine starke schmiedeeiserne Axe von 2.8 m Länge, in der Mitte 0.1 m dick, nach oben und unten
schwach konisch zulaufend, durchsetzt in der Mitte des Lichthofes den Boden und ruht 0.7 m unterhalb
desselben auf einem Lager, das durch eine Hebelvorrichtung etwas gehoben oder gesenkt werden kann, um
den Eingriff der beiden an der Axe und der mehrfach erwähnten Welle befindlichen Zahnräder zu reguliren.
Nach oben wird die Axe durch ein sehr starkes, auf vier mit dem Boden verschraubten eisernen Füssen
ruhendes Gestell von 0.7 m Höhe gehalten, durch welches sie hindurchgeht; das obere Ende der Axe hat
kein Lager.
In einer Höhe von 0.9 m über dem Boden wird die Axe von einem horizontalen cylindrischen Arm
von 0.1 m Durchmesser durchsetzt, dessen eines Ende 3.912 m von der Axe entfernt ist, während der Ab
stand des andern Endes nur 2.029 m beträgt, das dem entsprechend mit schweren eisernen ringförmigen
Gegengewichten belastet ist.
Der lange Arm trägt an seinem Ende einen 0.4 m hohen und breiten offenen Aufsatz, auf dem die am
unteren Ende mit einer breiten Platte, die sich verschieben und durch Schrauben feststellen lässt, versehene
Hülse ruht, welche die Stange mit dem Anemometer trägt. Die Hülse ist mit femrohrartigen Auszügen
versehen, um das Anemometer in verschiedenen Höhen über dem Arm feststellen zu können. Meistens be
findet sich dasselbe in einer Höhe von ungefähr 3.5 m über dem Boden. Rechtwinklig zu dem langen Arm
geht durch die Rotationsaxe ein kürzerer von gleicher Dicke, aber nur 2.17 m Länge, dessen Enden gleich
weit von der Axe entfernt und durch 0.04 m dicke Stangen mit den Enden des längeren Armes verbunden
sind. Eben solche Stangen verlaufen vom oberen Ende der Axe zu den vier horizontalen Armen. Ein
straff gespannter Draht endlich verbindet die Anemometerstange mit den mittleren Theilen des Apparates,
um eine Biegung derselben in Folge der Zentrifugalkraft zu verhindern. Bei den Versuchen ist besonders
darauf zu achten, dass der ganze Apparat durch Auflegen oder Abnehmen von Gegengewichten genau äquili-
brirt ist, und dass die Spannung der die Enden der Arme untereinander und mit dem Ende der Axe ver
bindenden Stangen mittelst der an ihnen befindlichen Kuppelmuffen so regulirt wird, dass die Spitze der
Rotationsaxe keinen Kreis beschreibt, was aber bei grösseren Geschwindigkeiten nicht vollkommen zu er
reichen ist.
Der Apparat bewegt sich, wie die zahlreichen mit demselben angestellten Versuche gezeigt haben, sehr
nahe vollkommen gleichförmig und fast geräuschlos bis auf das Rauscheu der Luft, sobald eine Geschwindig
keit von 12 m überschritten ist.
Die Registrirung der Beobachtungsdaten erfolgt auf elektrischem Wege. Die Leitungen gehen inner
halb des erwähnten Kanals mit der Welle zu den im Keller befindlichen Batterieen und von dort zum
Chronographen. Der Kontakt, welcher zur Zählung der Umläufe des Apparates dient, wird durch einen
federnden, an dem rotirenden Tlieile des Apparates befestigten Platinkeil bewirkt, der bei jedem Umlauf
zwischen zwei an dem festen Gestell angebrachten mit Platinflächen versehenen Kontaktkugeln hindurch
gezwängt wird. Die Leitung, welche bei elektrisch registrirenden Anemometern die Anzahl der Umläufe des
Schalenkreuzes nach dem Chronographen überträgt, ist mit einem gleitenden Dauerkontakt versehen, da
beide vom Anemometer herab führ enden Leitungsdrähte an der Rotation Theil nehmen. Diese Drähte sind
deshalb zu zwei mit breiten Kontaktflächen versehenen federnden Stiften geführt, die auf zwei horizontalen
von einander isolirten und an dem Gestell des Apparates befestigten kreisförmigen Metallschienen gleiten.
Bei dieser Anordnung erfolgt nur hei Eintritt des Kontaktes im Anemometer ein Stromschluss und damit
eine Marke auf dem Chronographenstreifen.
Der Chronograph ist ein Fuess’scher Streifenapparat mit drei Markirhebeln, von denen der eine die
Anzahl der Umläufe des Schalenkreuzes, der zweite die des Apparates, der dritte die von der Uhr im
Zimmer für die Normalinstrumente gegebenen Sekunden durch Marken auf dem Streifen registrirt.
Zu bemerken ist jedoch, dass die chronograpliische Registrirung nur ausnahmsweise, besonders bei
Versuchen mit hohen Geschwindigkeiten, angewandt wird. In der Regel wird der Zeitkontakt nicht benutzt,
sondern direkt mit der Uhr der durch das Aufschlagen des zugehörigen Hebels vernehmbar gemachte Kontakt
des Apparates, sowie des Anemometers beobachtet.