W. Knoche: Ueher die räumliche und zeitliche Verteilung des Wärmegehalts der unteren Luftschicht.
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In den außerhalb der Tropen gelegenen Gebieten findet also eine Divergenz der äquivalenten Temperatur
und der Temperatur gegen den Sommer hin statt. — Wir wollen jetzt zur Betrachtung einiger charakter
istischer Beispiele übergehen; beginnen wir zunächst mit der Besprechung des jährlichen Ganges der äqui
valenten Temperatur unserer Breiten (Potsdam - , s. Tabelle und Figur 3). Im Januar ist in Potsdam die
Temperaturzunahme At, d. h. die Differenz zwischen äquivalenter Temperatur und Lufttemperatur, am
geringsten, etwa 7° bis 8° {AeT. — o?8), im Juli am höchsten Ai = 22°8 (Ae T. = 40?2). Diese Zunahme
findet nicht in regelmäßigen Abständen statt, sondern sie wird größer in der Zeit von Januar bis Juli, wie
aus den Differenzen der Temperaturzunahmen At hervorgeht:
Jan.—-Febr. März—April Mai—Juni
0.9 1.8 4.0
In ähnlicher Weise wird von Juli bis September eine Abnahme der Differenzen eintreten. — Zu be
merken ist übrigens, daß in allen Einzelheiten die Kurve der Lufttemperatur durch die der äquivalenten
reproduziert wird, und daß an den Knickungen nur die Divergenzen wechseln.
Der Verlauf der äquivalenten Temperatur im reinen Tropenklima ist zu wenig geeignet, um eingehend
behandelt zu werden. In Nauru*) (<p = 0°26', A = 166° 58') ist die Amplitude der Temperatur (1894) nur
0?8 (im Dezember das Maximum = 28?1, im Januar das Minimum — 27?3). In dieselben entsprechenden
Monate fällt das Maximum AeT. - 77?3 und das Minimum AeT. = 73?3 der äquivalenten Temperatur.
Die Amplitude ist hier natürlich etwas größer als die der Lufttemperatur, nämlich 4?5, wenn auch an sich
klein. Notgedrungen muß im großen und ganzen der jährliche Gang bei der Temperatur übereinstimmen.
Der Temperaturzuwachs ist hier inmitten des Stillen Ozeans ein sehr beträchtlicher, im Dezember z. B.
Ai = 49?7.
Ein weit interessanteres Bild zeigen die Orte mit zweimaligem Zenitstand der Sonne, wie z. B. Aden**)
U P = 12° 17' N, A = 45° 10' E.)
Tabelle 4.
J äh
b
rii eher Gang
e
zu Aden.
t
At
AeT
■ v '
' v—"
■ v
x"—-'
' V '
Januar
760
16.3 A
24.4 A
35.1 A
59.5 A
Februar ....
60
17.5
24.8
37.6
62.4
März
58
18.5
25.9
39.9
65.8
April
56
20.4
27.9
44.2
72.1
Mai
55
22.6
30.0
49.2
79.2
Juni
52
22.9
31.1
50.2
81.3
Juli
51 A
20.6
30.5
45.4
75.9
August
52
20.3
30.0
44.6
74.6
September..
54
22.6
30.6
49.4
80.0
Oktober....
58
18.5
28.1
40.3
68.4
November ..
60
16.5
25.9
35.8
61.7
Dezember ..
61
16.4
24.9
35.4
60.3
Mittel
756
19.4
27.8
42.3
70.1
Amplitude..
10
6.6
6.7
15.1
21.8
Dieser zweimalige Zenitstand ist ausgeprägt in einem doppelten Maximum der Lufttemperatur, das
jedoch bei dem hohen Stande der Sonne nur schwach vorhanden ist (Amplitude Juni —Augrist 1?1, August
bis September 0?6). Sehr viel schärfer treten diese beiden Maxima im Gange der äquivalenten Temperatur
hervor, da hier der Temperaturzuwachs infolge der stärkeren Aspiration zur Zeit der Monsune durch die
feuchten Seewinde größeren Einfluß erlangt, wie dies für die Kurve der Dampfspannung e deutlich sichtbar
ist. Die äquivalente Temperatur ist hier also vielmehr eine Reproduktion des jährlichen Ganges des Wasser
dampfgehaltes. Die mittlere Differenz der Mittelwerte beider Temperaturen ist gleichfalls eine sehr hohe
Ai = 42?3; zur Zeit der Maxima erreicht die Differenz beider Temperaturen 50?2 und 49°4, während des
Minimums wird Ai = 35?1. Die Temperaturzunahmen zeigen also immerhin eine Differenz von 14?3. — **)
**) India)! Meteorological Memoirs, Voi. IX.
*) M. Z. 1899.