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Full text: 28, 1905

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1905 No. 2 — 
(vergl. die Anlagen II a, II b, IIc). — Vergleicht man die Kurven äquivalenter Temperatur mit den Isothermen*) 
auf der skandinavischen Halbinsel, so fällt zunächst die große Aehnlichkeit in ihrem Verlaufe auf, da ja die 
Temperaturzunahme in erster Linie vom Dampfdruck abhängt, dieser aber im großen Ganzen, wo nicht lokale 
Verhältnisse wie Wüsten, Sümpfe etc. modifizierend eingreifen, den Isothermen sich anschließt. 
Betrachten wir zunächst die Januarkarte (Karte IIa) der Kurven äquivalenter Temperatur, so haben 
wir auch hier, vielleicht noch präziser als bei den Isothermen, eine ausgeprägte nord-südliche Komponente 
auf der ozeanischen Seite der Halbinsel. Diese Komponente ist einerseits natürlich bedingt durch den Verlauf 
der Lufttemperaturen an sich, andererseits durch den Wasserdampfgehalt der Luft, der über der warmen 
Golfströmung sehr bedeutend ist, und der noch dazu durch das Randgebirge in positivem Sinne beeinflußt 
wird. Von der 2°- bis zur 10°-Kurve schmiegen sich alle dem Verlaufe der Küste an; die 8°-Kurve im 
besonderen umgrenzt sogar noch den Götländischen Küstensaum, geht also durch Skager Rack und Kattegatt 
zur Ostsee. Ganz entsprechend der Zunge der Isothermen, die sich vom eurasiatischen Kontinent ins stärker 
erkaltete Innere Skandinaviens hinein erstreckt, haben wir noch stärker charakterisierte Zungen von Kurven 
äquivalenter Temperatur, da im Verhältnis zu dem starken Wärmezuwachs der Küsten dieser Zuwachs, also 
die Differenz beider Temperaturen, im Inneren bei der sehr niederen Lufttemperatur, also auch sehr geringem 
Wasserdampf, ein viel kleinerer ist. Während die Isothermen nur den Ansatz nehmen sich im Süden völlig 
zu einer Insel abzuschneiden, finden wir bei der äquivalenten Temperatur solche Kälteinseln vollkommen 
ausgebildet, die von der 0°-Kurve umschlossen sind und im Zentrum äquivalente Temperaturen von —6° auf 
weisen, letztere Kurve sehen wir erst im Norden des Bottnischen Meerbusens resp. der Halbinsel Kola 
wiederkehren. Zu bemerken ist, daß allerdings zwischen der Kältezone und der Kälteinsel von —3° ein 
etwas wärmerer Gürtel auftritt, verursacht wahrscheinlich durch den größeren Feuchtigkeitsgehalt des hier 
herausspringenden Gebirges. Die Ostseeküste steht zwischen den Wärmeverhältnissen des Ozeans und des 
Inneren, zeigt aber wohl doch mehr den kontinentalen Typus. Ein Einfluß der zahlreichen Seen auf den 
Verlauf der Kurven kann natürlich im Winter, wo sie mit Eis bedeckt sind, nicht merklich vorhanden sein. 
Infolge des schon vorhin erwähnten starken Unterschiedes im Temperaturzuwachs zwischen Ozean und dem 
Inneren ist der Gradient der äquivalenten Temperatur stärker als der der Lufttemperatur. Auf der Strecke 
Rena—Aalesund (dichtestes Drängen der Kurven!) beträgt ersterer 16°, letzterer dagegen 10°. Die Amplitude 
der Extreme auf der Halbinsel sind bei der äquivalenten Temperatur gleichfalls ausgeprägter als bei der 
Lufttemperatur. Wir haben nämlich: 
Ae. T. (Ort) t (Ort) 
Maximum 11?6 (Skudesnes) ‘2?3 (Aalesund) 
Minimum — 9?5 (Karesuando) —13?4 (Karesuando und Jockmock) 
Amplitude 21?! lo?7 
Der Verlauf der Juli-Kurven ist wesentlich uninteressanter und kann daher kurz erledigt werden (siehe 
Karte Ilb). Der Golfstrom hat, obwohl er sich natürlich noch bemerkbar macht, keine dominierende Stellung 
mehr, die atlantische Küste z. B. ist jetzt kälter, als die kontinentalere Ostseeküste derselben Breite (s. 30°- 
und 35°-Kurve); die Winde streichen nicht mehr der Küste entlang, sondern wehen hauptsächlich vom Meere 
ins Land hinein, kurzum der Wasserdampf ist überall gleichmäßig verbreitet, und ein Unterschied in Bezug 
auf See und Land kann nicht mehr bestehen. Der Temperaturzuwachs steigt mit der Temperatur, ist also 
über dem erwärmten Lande sogar größer als über dem Meere. Die äquivalente Temperatur (wie die Luft 
temperatur) schicken daher Zungen in nördlicher Richtung ins Land hinein, d. h. sie zeigen im ganzen ein 
entgegengesetztes Bild des Winters. Der Gradient ist jetzt weit geringer als im Januar und hat ungefähr 
dieselbe Größe wie der der Lufttemperatur (Differenz der Ostküste zur Westküste ca. 5°). Nur im Süden 
bleibt dank der Abkühlung durch die zahlreichen Seen dieser Gradient der Lufttemperatur etwas hinter dem 
der äquivalenten zurück (3° bis 5°). Der lokale Einfluß der Seen tritt auf die Kurven äquivalenter Tempe 
ratur nur wenig hervor. Es ist eben fraglich, ob die geringe Erhöhung des Wasserdampfgehaltes über der 
Seefläche oder andererseits die etwas niedere Temperatur**) einen Einfluß ausübt. Man kann kaum ent 
scheiden, ob die Seen im positiven oder negativen Sinne auf die Wärmeverteilung wirken. Der Wettersee scheint 
*) Hann, Atlas der Meteorologie. 
**) Es handelt sich heim Dampfdruck wie hei der Temperatur nur um wenige Zehntel.
	        
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