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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1905 No. 2 —
*) M. Z. 1895.
Die Werte für den Luftdruck und die Lufttemperatur sind für die 500 m-Lage schon von Wild redu
ziert; die Werte der Dampfspannung wurden nach der Kaminsky’schen*) Formel
„„=«,(1+0.04-^)
e
h
e o
1 + 0.04
h
100
reduziert. Bei der geringen Höhe wird wohl der Fehler kein allzu großer sein, der aus der vielleicht nicht
ganz zuverlässigen Formel entspringt (unter diesen besonderen Witterungszuständen). Wild hat natürlich
bei seiner Reduktion der Temperatur auf die Wetterlage Rücksicht genommen, für den Dampfdruck sind
aber entsprechende Beobachtungen, die einen empirischen Beobachtungsfaktor herzuleiten erlauben, leider
nicht vorhanden. Die Orte, deren Angaben zur Berechnung benutzt wurden, liegen zu beiden Seiten des
St. Gotthard an der Gotthardstraße, resp. in ihrer natürlichen Verlängerung nach Norden. Tabelle und
Fig. 12 a zeigen den Verlauf der äquivalenten und der Lufttemperatur am Vortage, Tabelle und Fig. 12b am
Tage des Föhns selbst.
Tabelle 12 a.
Verlauf der meteorologischen Elemente am Vortage des Föhns (7. März) — reduziert auf 500m.
Gotthard-Straße.
Ort H b e t Ht Ae T.
Zürich 480 711 5.6 5.6 12.7 18.3
Einsiedeln 910 710 4.6 2.8 10.4 13.2
Schwyz 547 710 4.8 4.6 10.9 15.5
Altdorf 454 712 4.7 3.0 10.6 13.6
Faido 722 715 4.7 4.0 10.6 14.6
Bellinzona 229 714 4.5 0.0 10.0 10.0
Lugano 275 715 4.5 -0.7 10.0 9.3
Mendrisio 355 714 4.8 1.0 10.7 11.7
Tabelle 12 h.
Verlauf der meteorologischen Elemente während des Föhns (8. März) — red. auf 500 m.
Gotthard-Straße.
Ort H b e t \t AeT.
Zürich 480 708 5.8 9.1 13.3 22.4
Einsiedeln 910 707 3.6 12.0 8.6 20.6
Schwyz 547 707 4.1 12.2 9.7 21.9
Altdorf 454 709 3.1 14.2 7.5 17.3
Faido 722 715 6.3 5.0 14.0 19.0
♦ Bellinzona 229 714 6.1 5.6 13.7 19.3
Lugano 275 715 6.9 5.4 15.3 20.7
Mendrisio 355 714 6.7 5.9 14.9 20.8
Am 7. März zeigen beide Temperaturen einen vollkommen übereinstimmenden parallelen Verlauf; die
Differenz A t von durchschnittlich 10° ändert sich nicht. Die orographische Depression Lugano-Bellinzona
scheint einer Kälteinsel die Entstehung gegeben zu haben; ihr verdanken an dieser Stelle die Temperatur
kurven einen tiefen Sattel. Ueberhaupt ist bei höherem Luftdruck die Temperatur im Mittel auf der italie
nischen Seite eine etwas geringere als auf der schweizerischen. — Verfolgen wir den Verlauf am folgenden
Tage, nach Einsetzen des Föhns, so haben wir ein vollkommen verändertes Bild. Die Lufttemperaturen
wie die äquivalenten sind an allen Orten erhöht. Der Verlauf auf der Südseite ist ein relativ gleich
mäßiger. Der Ternperaturzuwachs, ein Zeichen des reichlich vorhandenen Wasserdampfes, hier aber größer