Skip to main content

Full text: 44: System Nordsee - Zustand 2005 im Kontext langzeitlicher Entwicklungen

2 Atmosphärenphysik 
54 
System Nordsee 
biete abbilden. Die besondere geographische Lage der Nordsee im Übergangsbereich 
von Islandtief und Azorenhoch bedingt die Unterdrückung von hybriden und wirbelhaf 
ten Zirkulationsmustern, die auf kürzeren Zeitskalen für transiente Drucksysteme nicht 
nur charakteristisch sind, sondern auch vorherrschen (vgl. Tab. 2-2, 5. 45). 
Nachfolgend werden die monatlichen Druckverteilungsmuster des Jahres 2005 
(Abb.2-10) und deren Abweichungen vom klimatologischen Zustand (Abb.2-11) disku 
tiert 1 . Die zugeordneten Zirkulationsmuster sind in Tab. 2-3, 5. 57 zusammengefasst 
und früheren Ergebnissen zu >Wetterlagenstatistik< und >Nordatlantische Oszillation< 
gegenübergestellt. 
Anders als im Vorjahr stimmen die aktuellen Druckverteilungsmuster qualitativ nur in 
2 Fällen, nämlich im März und August, mit den klimatologischen Mustern überein, wie 
identische Klassifizierungen (SW, W) belegen. Anhand der Abweichungen von der Kli 
matologie (Abb. 2-11) wird jedoch deutlich, dass im März eine erheblich abgeschwäch 
te SW-Zirkulation herrschte. Die Intensitätsanomalie bei »normaler« Zirkulationsform 
(SW) illustriert nebenbei die Wirkung des in diesem Monat extrem negativen NAO-In- 
dex (- 3.7). Tatsächlich stellen diese diffusen Druckverhältnisse im Nordseeraum eine 
Fortsetzung ähnlicher Verhältnisse im Februar dar, für den bereits früher eine annä 
hernde Gleichverteilung der Hauptwetterlagen festgestellt worden war (Abb. 2-7, 5. 49). 
Gemeinsam mit ungewöhnlich häufigen Sturmereignissen im Januar resultierte ein 
»schizophrener« Winter, dessen zunächst anomal milde Temperaturbedingungen 
durch einen relativ strengen Spätwinter kompensiert wurden. 
Die geringsten Abweichungen vom klimatologischen Zustand ergaben sich für den 
Zeitraum Juni bis September. Starke linksdrehende Richtungsabweichungen traten 
insbesondere im April aber auch im Oktober auf und bedingten eine S-liche Anströ 
mung, die überdurchschnittliche Erwärmungs- bzw. unternormale Abkühlungsraten 
der Nordsee zur Folge hatte. Die schwachen klimatologischen Luftdruckgegensätze 
im April und Mai (Abb. 2-9, 5. 53) sind Ausdruck etwa gleichverteilter Richtungswetterla 
gen. Die recht starken Anomaliemuster (Abb. 2-11,5.56) bilden sich in dieser Jahreszeit 
fast unverändert in den aktuellen Luftdruckdruckverteilungen ab (Abb. 2-10,5.55). Die 
W-Anströmung führte im Mai 2005 zu einer Renormalisierung des fortgeschrittenen 
saisonalen Temperaturanstiegs. 
Rechtsdrehende Druckanomalien traten außer im Januar auch im Dezember auf. Im 
zweiten Fall zeichneten sich diese durch abnormen Hochdruck über dem Nordmeer 
und negative Druckabweichungen über Kontinentaleuropa aus (Abb. 2-11,5.56). Die 
ses NE-Muster schlug sich im Nordseeraum, ähnlich wie bereits im Februar und März, 
in einer diffusen, abgeschwächten Zirkulation nieder, die den Abbau des abnormen 
Wärmeüberschusses der Nordsee aus dem »goldenen« Herbst voran brachte. 
Ein Vergleich der Anomaliemuster mit der häufigsten Wetterlage des jeweiligen Mo 
nats zeigt (Tab. 2-3,5.57), dass letztere die Monatsmuster meistenteils dominieren. Da 
diese Hauptwetterlagen selbst oftmals anomale Häufungen darstellen, ist dies nicht 
allzu überraschend. Abweichungen von dieser grundsätzlichen Übereinstimmung er 
geben sich vor allem aus der Beschränkung der >Wetterlagenstatistik< auf 6 Hauptty 
pen sowie für »pathologische« Monate, für die sich keine einzelne dominante Wetter 
lage angeben lässt. 
1. Die aktuellen Druckverteilungsmuster lassen sich als additive Überlagerungen der Klimatologie- und Ano 
maliekomponenten auffassen. So resultiert beispielsweise die W-Anströmung Im Januar 2005 als gualitative Vektor 
summe der Komponenten SW und NW (vgl. Tab. 2-3, S. 57).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.