System Nordsee
217
4.4 Metalle
<•> 5. Schmolke
4.4.1 Einführung ... 217
4.4.2 Bewertungskriterien ... 219
4.4.3 Metallgehalte des Meerwassers ... 220
4.4.4 Metallgehalte des Sediments ... 225
4.4.5 Zusammenfassung ... 229
4.4.1 Einführung
Metalle kommen natürlich in der Umwelt vor. Durch Verwitterung, Vulkanismus und
Ausgasungen werden sie im geochemischen Kreislauf mobilisiert. Elementkonzentra
tionen, die aus natürlichen Prozessen resultieren, werden als Hintergrundkonzentrati
on bezeichnet. Der Nachweis von Metallen in der Umwelt ist somit nicht zwangsläufig
als Verschmutzung zu werten. Es gibt zahlreiche essentielle Elemente wie Eisen oder
Zink. Ihre Bioverfügbarkeit ist innerhalb gewisser Konzentrationsgrenzen Vorausset
zung für biologisches Wachstum. Organismen sind in der Lage, sich in einer bestimm
ten Bandbreite an veränderliche Elementkonzentrationen anzupassen. Wird diese
Bandbreite zu höheren Konzentrationen verlassen, tritt eine toxische Wirkung ein. An
dere Elemente wie Quecksilber, Cadmium oder Blei haben keine bekannte vitale
Funktion.
Durch menschliche Aktivitäten gelangen z. T. erhebliche zusätzliche Mengen einzel
ner Elemente in die Umwelt, wodurch die natürlichen Hintergrundkonzentrationen re
gional deutlich überschritten werden können. Maßnahmen zur Emissionsminderung
führten in den vergangenen Jahrzehnten jedoch zur kontinuierlichen Abnahme vieler
Schadstoffe in Luft, Wasser, Sediment und Biota (OSPAR 1998).
Generell werden die Metallgehalte des Meerwassers durch die Struktur, Dynamik und
Stärke der Quellen, die großräumige Zirkulation der marinen Wassermassen und die
Effizienz ihrer Senkenprozesse bestimmt. Wesentliche Quellen für das anthropogen
verursachte Metallsignal in marinen Ökosystemen sind die Abflüsse kontaminierter
Süßwassermassen über die kontinentalen Flusssysteme, der Schadstofftransport
über die Atmosphäre, sowie die Wechselwirkung mit dem Sediment. Weitere Einträge
werden durch Offshore-Aktivitäten wie Rohstofferkundung und Förderung sowie Ver
klappung von Baggergut verursacht. Dem stehen die Sedimentation mit ihren komple
xen, vorgelagerten Gleichgewichten zwischen Schwebstoff, Biota und Wasserphase
und in Ausnahmefällen die Wechselwirkung mit der Atmosphäre als Schlüsselprozes
se zur Entfernung der Metalle aus dem Meer gegenüber.
Im Detail unterscheidet sich das Verhalten der verschiedenen Metalle erheblich.
Schon die Quellmuster und damit die Bedeutung der unterschiedlichen Eintragspfade